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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hatte, nicht nur für Marty, sondern auch für sich selbst einen falschen Pass und weitere Papiere zu fabrizieren. Falls das zutraf, war sie vielleicht bereits auf dem Sprung, das Land zu verlassen, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie verschwand, ohne ihrem Vater Lebewohl zu sagen. Vielleicht würde sie ihm ihr Ziel verschweigen, doch bestimmt würde sie einen Weg finden, ihm mitzuteilen, dass es ihr gut ging. Nicht zum ersten Mal sah ich meine Beziehung zu Reba als beendet an. Sie würde auf ihre Bewährung pfeifen und versuchen, sich durch Flucht zu entziehen.
    Als ich am Anwesen der Laffertys ankam, waren die Tore geschlossen. Ich fuhr an das Tastenfeld heran, drehte das Fenster herunter und drückte den Rufknopf. Ich hörte es innen läuten. Einmal. Zweimal. Freddy meldete sich. Ihre Stimme kam krächzend aus der Sprechanlage.
    Ich steckte den Kopf nach draußen und hob die Stimme.
    »Freddy? Hier ist Kinsey. Würden Sie mich bitte reinlassen?«
    Nach mehreren von einem leisen Brummen gefolgten Pieptönen schwangen die Tore auf. Ich machte die Scheinwerfer an und fuhr langsam die Einfahrt entlang. Licht aus dem Haus blinkte durch die Bäume. Als ich die letzte Kurve hinter mir hatte, sah ich, dass im ersten Stock Dunkelheit herrschte, jedoch in vielen nach vorn gelegenen Räumen im Erdgeschoss Licht brannte. Lucindas Wagen stand am selben Fleck, und ich ertappte mich dabei, wie ich beim Gedanken an eine Begegnung mit ihr die Augen verdrehte. Beim Aussteigen nahm ich rechts von mir eine Bewegung wahr. Rags kam in einem Tempo die Einfahrt herabgeschlendert, das genau darauf abgestimmt war, mir den Weg abzuschneiden. Als er bei mir anlangte, bückte ich mich und kraulte ihn zwischen den Ohren. Sein langes, kürbisfarbenes Fell war seidig, und sein Schnurren wurde immer sonorer, während er seinen dicken Kopf reckte und gegen meine Hand drückte. »Hör mal, Rags. Ich würde dich ja liebend gern mit hineinnehmen, aber wenn Lucinda die Tür aufmacht, haben wir keine Chance.«
    Er stolzierte neben mir den Weg entlang, lief mir aber immer wieder vor die Füße, um weitere Streicheleinheiten und Schmeicheleien einzuheimsen. Allmählich begriff ich, wie der Besitz einer Katze einen erwachsenen Menschen mit der Zeit verblöden lassen kann. Ich hob den Arm zur Klingel, doch die Tür ging vorher auf. Im Licht der Veranda stand Lucinda. Sie trug ein flottes gelbes Mantelkleid, dazu helle Strümpfe und Pumps im gleichen gelben Farbton. Sie war braun gebrannt, und ihr gesträhntes blondes Haar war zu einer Frisur drapiert, die wirkte, als wehe ständig der Wind hindurch. »Oh!«, rief sie aus. »Freddy hat gesagt, dass jemand geklingelt hat, aber ich wusste nicht, dass Sie es sind. Ich dachte, Sie seien verreist.«
    »War ich auch. Ich bin gerade zurückgekommen und muss dringend Mr. Lafferty sprechen.«
    Sie ließ sich Zeit mit ihrer Reaktion. »Dann kommen Sie besser mal rein.« Sie trat beiseite, um mich eintreten zu lassen. Beim Anblick von Rags runzelte sie verärgert die Stirn. Sie blockierte ihn mit schnellem Fußeinsatz und schob ihn weg. So ein Mensch war sie also, eine Katzentreterin. Was für ein Miststück. In der Diele stand gleich neben der Tür eine kleine Reisetasche. Ihre Handtasche hatte sie auf das Garderobentischchen gestellt, und nun blieb sie stehen, um sich im Spiegel zu betrachten und einen Ohrring sowie eine abtrünnige Haarsträhne zu adjustieren. Sie machte die Handtasche auf und suchte offenbar nach ihren Schlüsseln. »Nord ist nicht hier. Er hatte heute Morgen einen Kollaps, und ich musste einen Krankenwagen rufen. Er liegt im Saint Terry’s. Ich wollte gerade hinfahren, um ihm Waschsachen und Bademantel zu bringen.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Nun ja, er ist unheilbar krank«, antwortete sie, als hätte ich eine selten dumme Frage gestellt. »Die ganze Aufregung wegen Reba hat ihm schwer zugesetzt.«
    »Ist sie hier?«
    »Natürlich nicht. Sie ist nie da, wenn er sie braucht. Das ist eine Aufgabe, die Freddy oder mir zufällt.« Ihr Lächeln war selbstzufrieden und spröde, ihr Auftreten energisch. »Nun gut. Was können wir für Sie tun?«
    »Darf er Besuch empfangen?«
    »Sie haben mich wohl nicht verstanden. Er ist krank. Er darf nicht belästigt werden.«
    »Danach habe ich nicht gefragt. Auf welcher Station liegt er?«
    »Auf der Herzstation. Wenn Sie darauf bestehen, können Sie ja mit seiner Privatpflegerin sprechen. Was wollen Sie eigentlich?«
    »Er hat mir einen Auftrag

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