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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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setzen?«
    Ich machte eine zustimmende Geste. »Jetzt laufen wir uns schon wieder über den Weg. Erst habe ich dich monatelang nicht gesehen, und nun begegnest du mir schon zum dritten Mal in vier Tagen.«
    »Das ist kein reiner Zufall.« Er zeigte auf mein Glas. »Was soll das denn sein?«
    »Coke. Ein alkoholfreies Getränk. Gibt’s schon seit Jahren.«
    »Du brauchst was Stärkeres. Ich muss mit dir reden.« Ohne meine Antwort abzuwarten, suchte er Blickkontakt zu Lewis und bedeutete ihm, dass er bedient werden wollte.
    Als ich mich umdrehte, kam Lewis gerade hinter dem Tresen hervorgeeilt und marschierte auf unseren Tisch zu. »Sie wünschen?«
    »Zwei Wodka-Martinis ohne Eis. Mit Stolichnaya, wenn Sie den haben, ansonsten Absolut. Und Oliven dazu.« Er sah mich an und fragte: »Willst du Eiswasser?«
    »Ach, warum nicht?«, erwiderte ich als alte Genießerin. »Das ist übrigens Lewis Pitt, der Bruder meines Vermieters. Henry kennst du ja, oder?«
    »Natürlich. Cheney Phillips«, sagte er, ehe er sich erhob und Lewis die Hand schüttelte. Lewis reagierte mit ein paar Sätzen à la »Erfreut, Sie kennen zu lernen«, garniert mit den üblichen Höflichkeitsfloskeln. Ich ertappte mich dabei, wie ich die Textur von Cheneys Haar betrachtete, elastische dunkelbraune Locken, die so weich aussahen wie ein Pudelfell. Im Grunde meines Herzens bin ich keine Hundefreundin. Die Viecher bellen mir immer ihren schlechten Atem ins Gesicht und warten nur darauf, mich anzuspringen und mir ihre aufdringlichen Pfoten auf die Brust zu legen. Trotz zahlreicher scharfer Befehle führen sich die meisten Hunde auf, wie es ihnen gerade passt. Natürlich gibt es hin und wieder Ausnahmen. Eine Woche zuvor war ich in einem seltenen Moment guten Willens stehen geblieben, um mit einer Frau zu plaudern, die einen Hund einer mir völlig unbekannten Rasse ausführte. Sie stellte mir Chandler vor, einen portugiesischen Wasserhund, der sich auf Kommando hinsetzte und einem gravitätisch die Pfote reichte. Der Hund war ruhig und wohlerzogen und hatte ein so weiches und lockiges Fell, dass ich kaum die Hände bei mir behalten konnte. Warum musste ich ausgerechnet jetzt daran denken? Nachdem ich den größten Teil ihrer Unterhaltung überhört hatte, horchte ich erst wieder auf, als Lewis sagte: »Kommt sofort.« Es war, als wachte ich mitten in einem Fernsehfilm auf. Ich hatte nur eine vage Ahnung davon, was sich um mich herum abspielte. Sowie Lewis weg war, wandte ich mich an Cheney. »Du bist sicher hier, um dich mit jemandem zu treffen.«
    Er musterte Gesichter auf der anderen Seite des Raums und ließ den Blick in regelmäßigen Abständen umherschweifen wie eine in der Ecke montierte Kamera. Nachdem er jahrelang beim Drogen- und Sittendezernat gearbeitet hatte, war er ebenso auf Huren und Drogenhändler fixiert wie manche Männer auf Brüste. Er fing meinen Blick auf. »Offen gestanden bin ich hier, weil ich dich gesucht habe. Ich bin an deiner Wohnung vorbeigefahren, und als ich dich dort nicht angetroffen habe, habe ich vermutet, dass ich dich hier finden würde.«
    »Ich wusste gar nicht, dass ich so berechenbar bin.«
    »Deine beste Eigenschaft«, sagte er. Sein Blick traf erneut auf meinen, was mich etwas aus der Ruhe brachte. Ich spähte zur Bar, zur Tür und überallhin, bloß nicht zu ihm. Wo war Lewis, und warum brauchte er so lange?
    »Willst du gar nicht wissen, warum ich gekommen bin?«, fragte Cheney.
    »Doch, sicher.«
    »Wir haben ein gemeinsames Interesse.«
    »Ach, wirklich? Und das wäre?«
    »Reba Lafferty.«
    Die Antwort traf mich unvorbereitet, und vor Neugier reckte ich unwillkürlich den Kopf. »Was hast du denn mit der zu tun?«
    »Ich war ihretwegen bei Priscilla Holloway. Ich hatte gehört, dass jemand zum Frauengefängnis gefahren ist, um Reba abzuholen, aber ich wusste nicht, dass du es warst, bis ich dich dort im Flur gesehen habe.«
    Cheney hob den Blick zu Lewis, der mit unseren Martinis auf einem Tablett zurückgekehrt war. Er stellte sie mit großer Sorgfalt ab und sah zu, wie die Flüssigkeit erbebte. Die Stielgläser waren so kalt, dass Eisflocken an der Außenseite der Gläser hinabglitten. Der Wodka aus dem Gefrierfach wirkte im Licht ölig. Ich hatte seit Urzeiten keinen Martini mehr getrunken und rief mir den scharfen, fast chemischen Geschmack ins Gedächtnis.
    Ich weiß nie zu sagen, was an Cheneys Gesicht so anziehend ist – der breite Mund, die dunklen Brauen oder seine Augen, die so braun sind wie

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