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Kiosk

Kiosk

Titel: Kiosk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Werz
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lädierte Tür wird aufgestoßen. Der Blockwart steht im Raum. Sein Vater. »Raus mit dem dreckigen Pollacken. Das hat Folgen, Frau Hilger. Das sag ich Ihnen. Das hat Folgen.« Und dann hat er seinem Sohn eine Ohrfeige verpaßt. Der Pole duckt sich im Winkel neben dem Regal mit den Einmachgläsern, hebt den Arm vors Gesicht. Hans-Karls Vater hebt die schmächtigen Arme und stößt ihm einen Gewehrkolben in die Rippen. »Raus hier. Marsch. Dawai.«
    Dawai. Ja tatsächlich. Polen und Russen, das ist ihm alles ein Ungeziefer. Die haben in deutschen Luftschutzkellern nichts zu suchen. Er stößt und schreit den Mann die Treppe rauf. In die zweite Welle hinein. Oben dröhnen schon wieder die Motoren der Bomber. Im Keller sagt keiner was. Doch, die Klempers: »Schade um die schönen Mirabellen.« Dann tanzt wieder das Haus, macht einen mächtigen Satz, nebenan ein ohrenbetäubender Knall, der einem fast das Trommelfell zerreißt. Treffer. Das Haus vom Korinthenberg.
    Der Pole hat da im Eingang gestanden. Nichts bleibt übrig. Vom Haus nicht, von ihm nicht. Hans-Karls Vater hat es noch rechtzeitig zurück auf die Kellertreppe vom Kiosk geschafft. Der Druck der Explosion schleudert ihn in den Keller hinein. Er schreit. Er? Gellend. Hans-Karl hört ihn. Ihn?
    Nein, da schreien jetzt andere. Nicht so gellend, eher dumpf und heiser. Der Antiquar horcht auf. Das ist Polnisch. Er weiß das. Er hat nach dem Krieg gelernt, polnische Bücher zu lesen.
    Der da schreit, ist der Mann in der Baggerschaufel. Während zwei Fahnder die Maschine erklimmen, schickt er Flüche in den Aprilwind.
    Der Antiquar legt den Turner weg.
    Da ist noch ein Geräusch. Genau vor ihm. Die Stimme kennt er, auch wenn die Mauer sie dämpft. Der Dachdecker flucht. Ganz laut.
    Nicht lange, denn in seinem Rücken hämmert es dumpf. Steine bröckeln, Mörtel staubt auf. Der Dachdecker reißt den Mund auf und vergißt den nächsten Fluch. Von vorne drängelt noch ein Pole zu ihnen in die Nische. Das Loch im Rücken des Dachdeckers wird größer. Der Antiquar steckt kurz seinen Kopf heraus.
    »Hier rein«, befiehlt er knapp und zieht den Dachdecker am Ärmel in Jakobs Keller. Kalle ist höflich und läßt einen Polen vor. Der hat ihm gestern eine Pulle Selbstgebrannten geschenkt und hat noch mehr davon. Der letzte fällt fast in den Keller, der Dachdecker steht schon an einem Regal. »Packt ma an«, gibt er den Polen Kommando.
    Zu dritt schieben sie das schwere Regal vor das Mauerloch. Im Keller wird es finster, der Antiquar schaltet das Licht ein. Die Polen schauen sich verwundert um, der Antiquar bietet Zigaretten an. »Ihr werdet wohl eine Weile hierbleiben müssen.«
    Vor dem Kiosk verlangt Rose nach zwei Rätselheften und zögert eine Entscheidung für das richtige lange hinaus. Nikita steht neben Kwiatkowski und muß den Hund ruhig halten. Buddy steht beim grünen Wagen und wimmert. Er hält sich die Hände über den Kopf, als müsse er Schläge von oben abwehren. Kwiatkowski geht zu dem Beamten hin, der ihn und die Polen im Wagen bewacht. »Nun lassen Sie den armen Kerl doch gehen. Sie sehen doch, daß der überhaupt nicht versteht, was hier los ist.«
    »Versteht genug, um schwarz zu arbeiten.«
    »Den müssen Sie doch sowieso wieder laufen lassen. Das führt doch zu nichts.«
    »Das kann ich nicht entscheiden«, sagt der Wachmann verärgert. Er macht doch nur seinen Job.
    Nikita stellt sich vor ihn hin. »Der Mann hat Angst«, sagt sie sehr ernst. Ein ängstlicher Eckenflüsterer ist gefährlich, sie will ja nur warnen, wo er doch gerade erst erlöst worden ist.
    »Mensch«, sagt der Dachdecker im Keller und läßt seine Blicke an den Aktenordnern entlanggleiten. »Haste das alles gelesen?« Ein Pole hebt den Turner auf, spielt damit herum.
    »Gibt’s Bier?« will Kalle wissen, schließlich ist das der Keller vom Kiosk.
    Der Beamte beim Wagen will wegschauen, aber Nikitas Blick hält ihn eisern fest. Ein Auto hupt von hinten. Ein Transporter, der nicht durchkommt. Der Beamte schaut nach dem Hupen, und Buddy rennt. Kwiatkowski stellt sich zwischen den Läufer und den Wachmann. Der flucht kurz, kann aber nicht weg, wegen der anderen Illegalen im Auto, seine Kollegen sind auf dem Grundstück beschäftigt. »Wie heißen Sie?« blafft er Kwiatkowski an und macht einen drohenden Schritt nach vorn, nicht zu weit weg vom Wagen. »Sie müssen mit einer Anzeige rechnen wegen Beihilfe.«
    Kwiatkowski grinst ihn in Grund und Boden.
    Nikita ist längst bei dem

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