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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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erhöhte Alarmbereitschaft. Schnell setzte sie sich auf Toms Schreibtischstuhl
    »O.k.«, sagte Katinka, bereit zum Friedensschluß. »Ich habe gestern vier Bier getrunken. Völlig neben der Mütze bin ich nicht gelaufen, aber …« Sie hielt inne.
    O Gott. Vor Entsetzen legte sie ihren Kopf auf die Tischplatte. Sie stöhnte. Habe ich das wirklich gemacht?, fragte sie sich und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Ich Idiot. Ich Riesenross.
    »Sie haben gestern Nacht eine Mail an Antonella Malesantos Mailadresse abgeschickt. Wir haben ihren Computer aus der Wohnung geholt. Der Autopsiebericht legt nämlich die Vermutung nahe, dass sie ermordet wurde. Und nun frage ich Sie, was Sie sich dabei denken, einer Toten, ermordet oder nicht, eine Mail zu schreiben. Und ein Mail-Konto unter falschem Namen einzurichten.«
    Wie hat er das nur rausgefunden?, fragte sich Katinka.
    »Ich kann Ihnen alles erklären«, sagte sie matt. Sie sehnte sich nach einer Dusche. Ihr Mund war ganz trocken.
    »Ich hoffe, dass Ihre Erklärung gut ist, Palfy«, sagte Uttenreuther. Seine Stimme klang ernst und unversöhnlich. »Kommen Sie heute nachmittag ins Polizeidirektion. Drei Uhr.«
    Katinka legte auf und widerstand der Versuchung, sich einfach wieder ins Bett zu legen. Sie verschloss schnell sämtliche Fenster und ließ die Jalousien herunter. Das gedämpfte Licht, das Streifenschatten auf die Wände zauberte, beruhigte sie ein wenig. Da war noch etwas gewesen. Sie setzte die Kaffeemaschine in Betrieb und suchte sich eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank. Die letzte.
    Richtig. Melissa würde heute kommen.
    Sie trank die Flasche leer, nahm den Kaffee schwarz zu sich, schnappte sich eine halb kompostierte Banane aus dem Obstkorb, in dem sich Myriaden winziger Fliegen eingenistet hatten, und gab sich ihrer Verzweiflung hin.
    Es war nicht nur unprofessionell, was sie da getan hatte, sondern auch denkbar dumm. Beinahe schon kriminell. Sie wusste nicht, wie der Straftatbestand juristisch hieß, aber auf den Namen einer anderen Person ein Mailkonto einzurichten, lag hundertprozentig auf dem Weg zur Kriminalität. Katinka biss in die Banane. Sie schmeckte unerwartet süß.
    Zwei Möglichkeiten. Sie konnte in die Depression abgleiten, oder versuchen, den Tag zu nutzen. Den Tag, der schon zur Hälfte vorbei war. Beinahe.
    »Los«, kommandierte Katinka. »Drei, zwo, eins, null.«
    Sie warf die Bananenschale in den Biomülleimer, ging ins Bad, duschte, stopfte ihre Klamotten in die Waschmaschine und schaltete sie ein. Dann suchte sie sich eine frische Hose und ein Shirt heraus, zog sich an, verwuschelte die kurzen Haare mit Gel, polierte ihre Brille und setzte sie auf. Sorgfältig packte sie alle Sachen, die sie brauchen würde, in ihren Rucksack: Notizbuch, Stift, Handy, Ersatzakku, Gletschereisbonbons, Brillenputztücher. Sie füllte die leere Mineralwasserflasche mit Leitungswasser und steckte sie ebenfalls hinein. Dann nahm sie sich 50 Euro aus dem Sparschwein im Schlafzimmer, bestückte ihren Geldbeutel, schlüpfte in die Sandalen und verließ die Wohnung.
    Ihr Büro glühte vor Hitze. Sie ließ die Tür offen und riss das Fenster im Nebenraum auf. Dann setzte sie sich am Schreibtisch zurecht, griff nach dem Branchenbuch und suchte eine Weile. Es gab nicht allzu viele Sprachschulen in Bamberg, und bei der zweiten Nummer hatte sie bereits Glück.
    »Mein Name ist Heike Bachmeier«, sagte sie freundlich. »Antonella Malesanto nimmt doch bei Ihnen gerade an einem Deutschkurs teil. Könnte ich sie wohl mal kurz sprechen?«
    Die Dame am anderen Ende zog heftig die Luft ein. Dann sagte sie:
    »Wer sind Sie?«
    »Ich bin eine Freundin von Antonella. Sie hat mich von Italien aus noch angerufen, dass sie nach Bamberg kommt. Sie wollte mir einige Bücher mitbringen. Ich weiß bloß nicht, wie ich sie erreichen kann.«
    Smsmsm, machte die Kontrollwespe. Katinka fegte sie weg und stieß dabei unsanft gegen ihre Brille.
    »Antonella ist tot«, flüsterte die Dame.
    »Sie ist … tot?«, schauspielerte Katinka.
    Smsmsmsm, drohte es in ihrem Kopf.
    »Man weiß noch nichts Genaues, aber sie ist gestern Morgen in der Regnitz gefunden worden.«
    Die Dame zierte sich, gab aber die Adresse heraus. Antonella habe mit einer anderen Frau zusammen gewohnt, die Wohnung sei über die Mitwohnzentrale angemietet worden.
    Uff, dachte Katinka und legte auf. Ihre fahrige Armbewegung hatte ihre Brille verbogen.
    »Ein Alptraum von einem Tag!«, sagte Katinka zu sich

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