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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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schüttelte den Kopf. Wespen. Es stimmte, was Mette vorhin gesagt hatte: Die Wespen waren in diesem Sommer extrem aggressiv. Katinka wunderte sich, dass sie noch nicht gestochen worden war. Sie zog die schwarzgelben Widerlinge normalerweise magisch an.
    Die Hitze schien unerträglich. Langsam stand Katinka auf. Die Straße lag wie ausgestorben. Sie sollte sich bei Muhabbet noch eine Cola holen. Während sie nach ihrem Geldbeutel suchte, klingelte das Handy.
    »Katinka!«, rief eine frohgemute Stimme.
    »Melissa!« Katinka wurde schwarz vor Augen. Sie setzte sich wieder auf den Gepäckträger. »Wo bist du?«
    »Ich sitze im ICE nach Würzburg. Ein Traum, man kann im Zug telefonieren. Hör mal, um 15 Uhr 32 komme ich in Bamberg an. Du wirst doch da sein?«
    Katinka widerstand dem Impuls, das Handy im nächstbesten Gully zu versenken. Melissa hatte sie völlig ausgeblendet.
    »Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Termin. Der dauert bestimmt bis halb vier.«
    »Aber dann kommst du doch gleich, oder«, klagte Melissa. »Lass mich in der Fremde nicht allein. Und ich habe so viel Gepäck.«
    Katinka fühlte den Zorn brodeln. Sie warf ihr Handy in den Rucksack und radelte los. Melissa. Ihrer Meinung nach sollten Geschwister von dem gesellschaftlichen Zwang befreit werden, sich nach Abschluss der Kindheitsphase noch einmal zu begegnen. Familie, Keimzelle des Terrors, dachte sie. Sie fuhr ganz langsam. Die schlimmsten Verbrechen geschahen im Umkreis der Verwandtschaft. Und die meisten, glaubte sie sich aus einem ihrer Fachbücher informiert zu haben. Auf der Pfisterbrücke blieb sie stehen. Die Bahnschienen glänzten im Sonnenlicht. Katinka liebte den Anblick von Gleisen, die sich in der Ferne verloren. Sie philosophierte dann gerne über Ziele im Leben, und welche ganz anderen Leben ein Mensch, sie selbst eingeschlossen, haben könnte, wenn er nur einmal aufbräche, um sich exakt darum zu kümmern.
    Wäre Melissa nicht ihre jüngere Schwester, hätte sie niemals auch nur ein Wort mit ihr gewechselt, ihr allenfalls einen schmierigen Hamburger ins Gesicht geworfen. Woher genau ihr Unmut rührte, wollte ihr nicht in den Sinn kommen. Sie konnte sich zwar erinnern, dass Melissa in ihrer Kindheit bisweilen bevorzugt wurde, weil sie munter und quirlig war und ein propperes Kleinkind mit blonden Locken abgab. Aber Katinka selbst hatte auch nicht gerade an geringer Aufmerksamkeit gelitten.
    »Vielleicht sind wir gar nicht verwandt«, murmelte sie, während sie die Brücke langsam hinunterrollte. Plötzlich war sie aufgeregt. Sie hatte Uttenreuther noch niemals in seinem Reich besucht. Bisher hatten sie sich im Zentrum getroffen, an neutralen Orten gewissermaßen. Nun hatte er sie zu sich bestellt. Als sie sich zu seinem Büro durchgefragt hatte, holte sie tief Luft, bevor sie klopfte.
    »Ja!«
    Katinka trat ein. Die Jalousien in dem kleinen Raum waren heruntergelassen. Das Licht wirkte grau und fahl.
    »Ah, Palfy«, sagte Uttenreuther. Er stand auf, kam hinter seinem Schreibtisch vor und drückte ihr die Hand. »Setzen Sie sich.«
    Katinka ließ sich unruhig nieder und stellte ihren Rucksack auf den Boden. Was hatte er vor!
    »Ich brauche eine Erklärung von Ihnen, was diese E-Mail von heute Nacht betrifft.«
    »Wie haben Sie denn überhaupt …« Tom hatte behauptet, man müsste Hacker sein, um herauszufinden, wer sich hinter einer E-Mail-Adresse verbarg.
    »Haben Sie bei der Polizei Hacker beschäftigt?«
    O Gott, dachte Katinka, kaum hatte sie den Satz beendet. Uttenreuther starrte sie wütend an. Er wirkte keineswegs schroff oder ungeduldig, wie sonst, was bei ihm nichts Dramatisches zu bedeuten hätte. Sein Gesichtsausdruck verriet hellen Zorn.
    »Ich habe einen Fall!«, sagte Katinka. Sie wollte das trotzige Tremolo aus ihrer Stimme scheuchen, aber es kam doch zum Vorschein. Sie erzählte, so knapp sie konnte.
    »Jedenfalls habe ich Claudia Herzings Computerprogramm überprüft. Und ich habe gesehen, welche Mails sie rausgeschickt hat. Eine ging an Lola. Ich wollte wissen, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Verflucht, sollte ich ahnen, dass Lola die Italienerin ist, die ich gestern morgen am Leinritt gefunden habe?«
    »Schon ein komischer Zufall, oder, Palfy?«
    Uttenreuthers Augen wurden zu Schlitzen.
    Zufall, Zufall, hallte es in Katinkas Ohren. Bei ihrem ersten großen Fall hatte es sich genau so abgespielt. Unerwartet hatte man Katinka für kurze Zeit die Rolle der undurchschaubaren Verdächtigen zugeschoben.
    »Haben Sie

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