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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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nachsehen.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Uttenreuther erhob sich ebenfalls, als wolle er Katinka im Ernstfall mit Gewalt davon abhalten, das Haus zu verlassen.
    »Wenn er sich in der Hütte verbarrikadiert hat, kann er uns nicht gefährlich werden.«
    »Palfy, Sie träumen!« Uttenreuther stellte seine leere Bierflasche neben die anderen auf das Büfett.
    »Noch eins?«, fragte Katinka grinsend.
    Er lachte. »Ich würde gern, aber ich habe noch zu arbeiten.«
    »Gehen Sie nie heim?«, erkundigte sich Katinka.
    »Wozu!«, sagte er.
    »Um sich zum Beispiel auszuruhen.«
    Er zog die Augenbrauen hoch. »Keine Sorge.«
    Verdammte Emotionen, dachte Katinka. Ich liebe Tom.
    »Beschatten Sie doch wenigstens seine Hütte.«
    »Ich kriege keine Leute, Katinka. Emmerling klebt mir am Hintern. Er wartet nachgerade auf formale Unsauberkeiten. Ich darf mich höchstens selbst auf die Lauer legen.«
    »Ich würde mitkommen«, sagte Katinka. Ihr schlug das Herz bis zum Hals. Die Vorstellung, nochmal auf dem dunklen Pfad an den stillen Gärten vorbeischleichen zu müssen, ängstigte sie mehr, als sie zugeben wollte. In Begleitung des Kommissars allerdings … Und dann war da Hardos Blick und etwas Eisiges, das in seinen grauen Augen loderte.
    »Ich weiß, Sie würden mitkommen«, sagte er. Seine Stimme klang rau. »Ihren Mut in Ehren: Das könnte ich nie verantworten.« Er zögerte, dann sagte er: »Versprechen Sie mir, dass Sie heute Nacht nicht mehr rausgehen? Bitte. Tun Sie mir den Gefallen. Nur dieses eine Mal.«
    Katinka grinste unsicher. Ein zerzaustes Lachen wollte aus ihrer Kehle, aber sie nickte nur und sagte: »O.k. Sehr lang ist die Nacht ja nicht mehr.«
    Er hatte sie gepackt und an sich gezogen, noch bevor sie sich darüber klar wurde, was passierte. Sein Kuss war einen Atemzug lang, hart und salzig vom Schweiß auf seinen Lippen. Er ließ sie los, zog die Wohnungstür auf und ging. Katinka hörte die weichen Tritte seiner Turnschuhe auf den Stufen und das schwere › Klick‹, als die Tür ins Schloss fiel.
     

15. Die Wiederkehr der Verlorenen
    Gegen drei brachte Florian Melissa nach Hause. Beide waren bester Laune. Katinka entging nicht das besondere Aroma, das Florian so jovial von zig Kneipen erzählen ließ und Melissa einen rosigen Schimmer auf die Wangen gezaubert hatte. Sie dachte an Harduin und musste lächeln.
    »Schicker Ohrstecker«, sagte sie zu Florian. Der kleine Kreis, mit dem Frauenzeichen versehen, wirkte in seinem mächtigen Ohrläppchen beinahe verloren. »Vielleicht wäre der auch was für Tom.«
    Das Schuldbewusstsein übermannte sie. Florian schien nichts zu merken. »Klar, warum nicht!«, sagte er. Er warf einen langen Blick auf Melissa. Die lauen Sommernächte, dachte Katinka und wünschte gute Nacht, während sie sich ins Schlafzimmer zurückzog. Womöglich wurde sie im Frühling Tante. Während verhaltenes Poltern aus dem Wohnzimmer drang, versuchte Katinka, ihre verhedderten Gefühle zu entwirren. Was sie aber noch mehr aus dem Konzept brachte, waren Hardos Gefühle. Wie zum Henker kam er dazu, sie zu küssen? Er, der kaltschnäuzigste und ruppigste Mensch, den sie kannte! War es Frustration, wegen des unentwirrbaren Falles, wegen Emmerling? Sie gab zu, dass sie den Kuss genossen hatte. Ihn immer noch genoss. Die Erinnerung wieder und wieder hervorrief.
    Ich sollte weniger dogmatisch sein, dachte sie, bevor sie einschlief. Es kann einfach jedem passieren. Es kann Claudia Herzing passieren, mit Lola oder mit sonst jemandem, es kann Tom passieren, es kann mir passieren. Sogar so abgebrühten Kerlen wir Hardo kann es passieren. Es ist normal. Wir Menschen sind so. Sie fragte sich, was Tom jetzt machte. Wo sich Winfried Denninger herumtrieb. Und irgendwie war es ihr sogar ganz recht, dass der muskelbepackte Lebensretter Florian im Nebenzimmer übernachtete.
     
    Katinka wurde vom Läuten der Türglocke geweckt. Verwirrt drehte sie sich im Bett hin und her. Als sie endlich ihre Brille auf der Nase hatte und die Zahlen auf dem Digitalwecker lesen konnte, schrak sie zusammen. 8 Uhr 30 am Sonntag morgen. Welcher Wahnsinnige …
    Die Erinnerung an den Kommissar schoss hervor wie ein Projektil aus einem Gewehrlauf und traf mitten in ihren Magen. Sie sprang auf, lief in den Flur und schnappte sich den Hörer der Gegensprechanlage.
    »Hallo?« Ihre Stimme klang verschlafen und heiser.
    »Guten Morgen«, sagte ein sanfte Stimme. »Sie werden mich nicht kennen. Aber wir sollten uns unterhalten. Ich bin

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