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Kirchweihmord

Kirchweihmord

Titel: Kirchweihmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: F Schmöe
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gerade jetzt.
    »Ich habe nicht früher angerufen, ich dachte mir, du kugelst mit deiner Schwester auf der Sandkirchweih herum.«
    »Sozusagen«, wich Katinka aus.
    »Wie läuft dein Fall?«
    Katinka zögerte kurz, dann entschied sie, nichts zu sagen.
    »Ich komme voran. Und du?«
    »Ich vermisse dich.«
    »Danke für die Blumen. Wann hast du dein Programm endlich fertig und kommst wieder heim?«
    Sie hatte nicht beabsichtigt, diese Schärfe in ihren Ton zu legen. Es geschah von selbst.
    »Katinka«, sagte Tom vorwurfsvoll. »Bist du nicht diejenige, die immer auf unserer Abmachung bestanden hat? Der Job geht vor und solche Sachen? Mir klingen jetzt noch die Ohren.«
    Katinka spürte Wut aufkommen. Machtvoll überschwemmten sie ihre Gefühle. Die Nervenanspannung, die Panik, der Bluthund, Schröppels Stimme aus der Dunkelheit, Kriminaloberrat Emmerling. Tom, der in Prag saß. Sie wollte eine gepfefferte Antwort geben, aber lieber biss sie sich die Lippen wund. Tom hatte recht. Gerade Katinka beharrte auf der Devise von der Vorrangstellung des Jobs.
    »Bist du noch dran?«, fragte Tom.
    »Jaha, bin ich!«, sagte Katinka. Ganz klar stand ihr plötzlich vor Augen, wie weltfremd ihr Leitmotiv war. Wie eine Luftspiegelung, dachte sie, während sie fragte: »Ist es in Prag auch so heiß?«
    Tom seufzte. »Hör mal, Katinka. Ich brauche noch mindestens zwei bis drei Wochen für dieses Programm. Ich arbeite das Wochenende durch, aber ich brauche Zeit. Das hier ist ein Riesenauftrag, und er bringt auch ordentlich Geld.«
    Katinka spürte eine große, glühende Kugel auf sich zuschweben und zerplatzen. Wenn das Gespräch auf Geld kam, reagierte sie ausgesprochen empfindlich.
    »Klar. Mein Zaster ist nicht genug. Nie genug. Erzähl du es mir nur auch noch. Wieder und wieder.«
    Wie gut, ich habe ihm nicht gesagt, dass mein Fall zum Teufel ist, dachte Katinka.
    »Lass das doch endlich sein, Kat the Catey«, bat Tom. »Es ist unser Geld, o.k.? Was hältst du eigentlich davon, nach Prag zu kommen, sobald dein Fall abgeschlossen ist?«
    Katinka nahm den Hörer in die andere Hand. Ihre Finger waren schweißnass.
    »Warum nicht?«, hörte sie sich antworten. »Spätestens Montagabend ist alles geklärt.«
    »Was?«
    »Der Fall hängt an der Kirchweih. Es gibt Parallelen. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
    »Katinka? Du begibst dich doch nicht in Gefahr, oder?«
    Doch, wollte sie antworten. Und ich genieße es.
    »Was glaubst du, wie schön es ist, wenn einem den lieben langen Tag keiner in den Ohren liegt und einen kritisiert, weil man sich › in Gefahr begibt‹. Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich eben meinen Job mache? So wie er ist? Dass Gefahr dazugehört?«
    Tom hörte sich sehr verletzt an, als er antwortete: »Täusche ich mich, oder sind wir erst vor kurzem zusammengezogen?«
    Katinka fasste sich an die Stirn: »Allerdings. Und kurz darauf bist du ausgeflogen.«
    Stille. Das Schweigen tat grausam weh.
    »Ich habe schon verstanden«, sagte Tom sehr ruhig. »Überlege es dir, ob du nach Prag kommen willst.«
    Er legte auf.
    »Tom!«, schrie Katinka in den Hörer. Schrill hallte ihre eigene Stimme zurück. Ihr Ohr summte. Sie legte auf. Verflucht, warum reagierte sie auch immer so impulsiv und gereizt. Tom macht nichts Falsches, redete sie sich ein. Es sei denn, er reißt eine hübsche Tschechin auf und fällt mit ihr ins Bett einer Luxussuite. Sie trank einen Schluck Bier und redete sich ein, dass Tom sich genau jene Freiheiten nahm, die sie selbst für sich beanspruchte: seinen Beruf auszuüben, ohne von seiner Partnerin dabei eingeschränkt zu werden. Katinka fuhr sich durchs Haar. Sie sollte dringend in sich gehen und überprüfen, ob die › Job geht vor‹-Devise unbedingt weiter gelten musste. Jetzt kam sie ihr vor wie ein blutleerer Klamauk. Katinka stand auf und schluckte den schalen Geschmack herunter. Sie musste sich auf die Geschehnisse in nächster Nähe konzentrieren. Bedachtsam schloss sie die Augen und rekapitulierte.
    Eagle. Er gab einen überzeugenden Verdächtigen ab. Aber was war mit Zenk? Warum war der Chemielehrer so nervös gewesen, als sie ihn bei sich daheim befragt hatte? Hatte er einen Grund, Claudia Böses zu wollen? Hatte Claudia sich einer anderen Frau als Antonella gegenüber schon geoutet? Vielleicht einer im Lehrerkollegium? Würde sie so dumm sein? Katinka trank aus der Flasche.
    Würde Eagle so dumm sein, Melissa von seinem Garten zu erzählen? Oder war er einfach berechnend – und

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