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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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Imbißbuden. Die Luft war voller Musik, die Menschen lachten, schrien, kreischten auf den Fahrgeschäften, die Geschäfte priesen lautstark ihre Attraktionen an.
     
     
    „Ist es nicht schön?“
    Ja, es war schön. Niemand wollte Walter widersprechen. Das hätte nur zu einer unergiebigen Diskussion geführt. Es war schön, weil Walter wollte, daß es schön war.
    „Und wem haben wir das alles hier zu verdanken?“ Walter zeigte frohgelaunt mit ausgestreckten Armen um sich. „Unserem tüchtigen Grundmann. Der hat wirklich gute Arbeit geleistet.“ Der Bürgermeister spielte den Strahlemann. „Ist ja auch kein Wunder, daß der gut ist. Der stammt ja auch aus Millwiller. So wie ich. Da gibt’s nur gute Arbeiter.“
    Grundmann konnte das Lob allerdings nicht hören. Er war noch mit der Organisation des Rummels beschäftigt. Hinter den Kulissen gab es Ärger wegen der neuen, gigantischen Wasserbahn. Grundmann hatte deswegen sogar darauf verzichten müssen, die Weltmeisterschaft im Kirschkernweitspucken auf dem benachbarten Übungsgelände des Schäferhundevereins zu eröffnen. Er war Titelverteidiger beim Wettbewerb der Ehrengäste und hätte den Klamauk beginnen sollen.
    Doch hielt ihn die Wasserbahn davon ab. Sie war nicht rechtzeitig fertig geworden. Zwar stand das Fahrgeschäft nun zwischen Olympia-Looping und Riesenrad, aber es konnte noch nicht den Betrieb aufnehmen. Der TÜV hatte die Bahn noch nicht abgenommen, eine Probefahrt sollte es erst in etwa einer Stunde geben.
     
     
    Das DTB-Team hatte sich unter der Leitung von Bahn schnell vom Pulk um Walter abgetrennt. Das ständige „Ist das nicht schön?“, war ihnen auf die Nerven gegangen. Außerdem hatte Bahn gewiß die besseren Kenntnisse und den besseren Überblick über seine Annakirmes.
     
     
    „Konrad hat übrigens auch einmal eine Geschichte über die Annakirmes geschrieben“, bemerkte Thea bescheiden, während sie sich über den Platz drängelten. Aber ihr schenkte offenkundig niemand große Aufmerksamkeit. Ihre Kollegen achteten vielmehr darauf, Bahn nicht aus den Augen zu verlieren, der schnell durch die inzwischen schon beachtliche Menschenmenge schritt. Sie hatten alle Mühe, ihm zu folgen.
    „Wo willst du eigentlich hin, Herr Kollege?“ Waldhausen fand es nicht gerade begeisternd, immer nur hinter Bahn herzulaufen. „Wollen wir nicht irgendwo einmal rauf?“ Bahn hatte für seinen Chef kein Ohr. „Ich suche etwas ganz Bestimmtes“, entgegnete er.
    „Und wir laufen wie doof hinterher.“ Gisela unterstützte Waldhausen, der sie dankbar und verlegen anlächelte. Bahns Freundin hatte das Kettenkarussell entdeckt; das richtig schöne, alte, liebevoll hergerichtete Kettenkarussell, eines der letzten traditionellen, aber doch beliebtesten Fahrgeschäfte, das offensichtlich zeitlos alle schnellebigen Neuerungen im Kirmesgeschäft überdauerte. „Da will ich drauf!“, entschied sie, jeden Widerspruch ausschließend. Bis auf Bahn stimmten ihr alle zu. „Du kannst ja weitergehen, wenn du willst. Wir treffen uns dann in einer Stunde wieder im Festzelt“, schlug Gisela Bahn schnippisch vor.
    Bahn ging allein weiter. Er suchte die Losbude, für die Kirmes-Schmitz als Losverkäufer gearbeitet hatte. An irgendeiner Stelle des Kirmesplatzes würde er sie schon finden.
     
     
    „Zwanzig Lose fünf Mark!“ Ein Losverkäufer in einem grauen Kittel hielt Bahn den kleinen roten Plastikeimer entgegen. „Zwanzig Lose nur fünf Mark!“
    Unwillkürlich mußte Bahn lächeln. So hatte Kirmes-Schmitz die Lose auch immer angepriesen. Aber er hatte dabei so mitleiderregend die Kirmesbesucher angeblickt, daß sie gar nicht anders konnten, als ihm die Lose abzukaufen. Diesen Eindruck konnte der Losverkäufer, der an der von Bahn wiedererkannten Bude stand, wahrlich nicht erwecken. „Zwanzig Lose für fünf Mark“, leierte der junge Mann monoton und teilnahmslos vor sich hin. Ihm schien es offensichtlich einerlei, ob er die Lose verkaufte oder nicht.
    Nur die Hauptgewinne, die schienen an dieser Bude die gleichen geblieben zu sein. Es gab wieder die riesengroßen Plüschbären. In diesem Jahr waren es Pandas.
    Bahn blickte sich um und suchte weitere Verkäufer. Es handelte sich bei ihnen allesamt um junge Männer, es gab kein vertrautes Gesicht mehr.
    „Wissen Sie, wo ich einen der früheren Losverkäufer finde?“ Bahn versuchte sein Glück bei dem Mann, der ihm lustlos die Lose angeboten hatte. „Ich suche jemanden, der noch Kirmes-Schmitz kennt. Da

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