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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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klein“, befand Bahn. Gisela oder Thea auf dem Notsitz, das wäre noch gegangen. „Aber eine von euch beiden und dann noch das Ungetüm, das ist zuviel.“ Entschieden bestimmte er, daß Waldhausen gefälligst Thea und den Panda nach Birkesdorf zu fahren habe, was sein Chef errötend akzeptierte. „Das liegt doch sowieso auf dem Weg zur Autobahn. Und Fräulein Dagmar kannst du unterwegs auch noch rausschmeißen!“
     
     
    Bahn fuhr mit Gisela zur Kampstraße und versuchte ihr klarzumachen, daß er vor Mitternacht noch einmal auf den Kirmesplatz müsse. „Da wartet ein Informant auf mich.“
    Schlagartig war Giselas gute Laune vergangen. Bahns Informanten, die kannte sie zur Genüge. Oft hatten sie lange Beine und blondes Haar. So wie sie. „Du mußt wissen, was du tust“, sagte sie. Sie biß sich auf die Unterlippe und blickte dabei scheinbar gelangweilt aus dem Seitenfenster.
     
     
    Bahn hatte noch nicht den Haustürschlüssel ins Schloß gesteckt, da hörte er schon das Klingeln des Telefons. Er beeilte sich, nahm den Apparat, aber kam nicht einmal dazu, sich zu melden.
    „Helmut, hier ist Gottfried.“ Ungewohnt ernst klang sein Informant. „Unfall auf der Annakirmes, wahrscheinlich mehrere Tote. Verdammte Scheiße!“ Jansen hatte aufgelegt.
    Bahn machte auf dem Absatz kehrt, schubste Gisela heftig zur Seite, sprang in den Wagen und schoß los.
    Der Rummel war still. Die Lichter waren blaß, die Lautsprecher abgeschaltet, die Menschen flüsterten. Zu hören waren die Sirenen der Feuerwehr, die Signalhörner der Krankenwagen, das Rattern von Hubschraubern. Den Kirmesfreunden stand der Schock ins Gesicht gezeichnet. Über Megaphone forderte die Polizei auf, den Platz zu räumen und die Rettungswege freizumachen.
     
     
    Unweigerlich zog es Bahn mit dem Fotoapparat in der Hand zum tragischen Geschehen. Auf der neuen Wasserbahn war das Unglück geschehen. Mit rot-weißen Flatterbändern hatte die Polizei die Fläche vor dem Fahrgeschäft abgesperrt. Rechts neben der Wasserbahn saßen im abgestellten Riesenrad noch die Menschen in den Gondeln und konnten teilweise aus luftiger Höhe direkt auf den Ort des Grauens blicken.
     
     
    Helle Scheinwerfer leuchteten das Wasserbecken am Ende der langen Rutsche aus. Umgestürzt lag einer der schweren Wagen, die als Baumstämme drapiert waren, zur Hälfte im Wasser. Mehrere Rettungswagen waren mit laufenden Lichtern direkt vor dem Eingang geparkt. Auch erkannte Bahn hinter der Rutsche einige Leichenwagen.
     
     
    Seine Nackenhaare sträubten sich. Hier war eine Katastrophe passiert. Die blassen Gesichter der umherstehenden Menschen, das verkniffene Schweigen der ordnenden Polizisten und das ohnmächtige Warten der Feuerwehrleute machten es deutlich.
     
     
    „Ich weiß alles“, meldete sich ruhig Waldhausen im Rücken von Bahn. Er hatte ebenfalls die Kamera griffbereit zur Hand. „Ich wollte gerade bei Frau Schramm losfahren, als mir etliche Feuerwehr- und Krankenwagen entgegenkamen. Da bin ich natürlich sofort hinterher. Ich war wohl der erste Journalist vor Ort.“
     
     
    „Was ist denn passiert?“
    „Wahrscheinlich ist der Wagen entgleist und hat sich aus der Verankerung gelöst. Er ist von oben steil ins Becken gekracht. Bis jetzt sechs Tote.“ Waldhausen schüttelte verständnislos den Kopf. „Ein Bolzen im Gleis soll sich gelöst haben.“ Passiert war das Unglück bei der Probefahrt während der TÜV-Abnahme. „Da haben die extra ein paar Leute zusammengetrommelt und mitgenommen. Grundmann hat auch schon im Wagen gesessen, ist dann aber wieder ausgestiegen.“
    Bei den Toten handelte es sich um fünf Aufbauhelfer, die allesamt unten am Beckenrand gestanden hatten. „Die sind regelrecht von dem Wagen zerschmettert worden. Ein Fahrgast ist ebenfalls ums Leben gekommen. Seine Identität ist aber noch ungeklärt.“ Waldhausen blieb absolut kühl. Es hatte den Anschein, als betrachte er das Unglück wie einen Film; anders als Bahn, der vor Aufregung und Schrecken zitterte.
     
     
    „Ich habe noch nie eine derartige Katastrophe auf der Annakirmes miterlebt“, stammelte er. „Warum nur?“ Die Tränen standen ihm im Gesicht.
    Die rückwärtige Tür eines Rettungswagens wurde geöffnet. Bahn konnte einen Blick auf den schmalen Behandlungstisch werfen und erschrak. Glücks-Fred lag dort. Die Mediziner hatten aufgehört, an ihm zu arbeiten. „Ex“, sagte einer. „Dem war nicht zu helfen.“
    Bahn wandte sich fassungslos ab und suchte

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