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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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muß es doch wohl jemanden geben auf der Annakirmes.“
    Der Losverkäufer starrte ihm an. „Zwanzig Lose fünfzig Mark“, murmelte er, während er mit dem Kopf nickte. „Zwanzig Lose nur fünfzig Mark.“
    Bahn hatte verstanden. Aus seiner Hosentasche zog er das Geldbündel und steckte dem jungen Mann den gewünschten Schein zu. Aus dem Eimer zählte er zwanzig Lose ab. „Was ist?“, fragte er. „Nun rede schon!“
    „Sie müssen zum Kettenkarussell zurück. Dort arbeitet noch einer der Kollegen aus der alten Zeit“, flüsterte der Losverkäufer. „Ich habe es zufällig mitbekommen, als er heute mittag meinen Chef begrüßen wollte. Ich weiß wohl nicht, wie er heißt.“
    „Und wo ist dein Chef?“
    „Der ist heute nach Ibiza geflogen.“
    Da verstand Bahn, weshalb an dieser Losbude mit so wenig Engagement gearbeitet wurde. Er wandte sich ab und hörte hinter sich wieder die leise, monotone Stimme: „Zwanzig Lose fünf Mark.“
    Die fünfzig Mark hätte ich mir Sparen können, ärgerte sich Bahn. Er erkannte den Alten sofort. Es war Glücks-Fred, der Mann, der vielen Kindern Glück gebracht hatte. Glücks-Fred hatte immer gewußt, wo in seinem Eimer die Hauptgewinne lagen, und er hatte oft den Kleinen den richtigen Tip beim Griff in die Lose gegeben.
    Bahns Kollegen standen immer noch vor dem Kettenkarussell. Er schenkte ihnen die verschlossenen Papierhülsen und näherte sich dem ehemaligen Kumpan von Kirmes-Schmitz. „Sie sind doch Bahn, oder?“, fragte der Alte neugierig und der Journalist bejahte. Er war überrascht, daß auch Glücks-Fred ihn sofort erkannt hatte.
     
     
    Glücks-Fred lud ihn zu einer Gratisfahrt ein, die Bahn nicht ausschlagen konnte. Er sah noch, als er im Sitz schaukelte, daß Gisela und Thea sich freudestrahlend davonmachten. Die anderen folgten ihnen auf Sichtweite.
     
     
    Nach der windigen Fahrt fühlte sich Bahn schwindelig. Das ist doch nichts mehr für mein Alter, dachte er, als er wieder auf Glücks-Fred zustolperte. „Kennen Sie eigentlich noch Kirmes-Schmitz?“
     
     
    „Warum wollen Sie das denn wissen?“, kam die prompte Gegenfrage. Glücks-Fred schlängelte sich durch das Kettengewirr von Sitz zu Sitz und sammelte von den Mitfahrern die Fahrchips ein.
    Bahn trottete hinter ihm her. „Ich möchte wissen, was aus ihm geworden ist, nachdem er vor drei Jahren auf der Annakirmes aufgehört hat.“
    „Aufgehört hat!“ Glücks-Fred lachte bitter auf. „Aufgehört hat! Der mußte aufhören, Herr Bahn. Er konnte nicht mehr weitermachen.“
    „Und warum nicht?“
    „Das ist eine lange Geschichte.“ Glücks-Fred hatte schon den ärgerlichen Blick des Karussellbesitzers bemerkt, der zur Eile drängte. Nur ein fahrendes Geschäft ist ein lohnendes Geschäft.
    „Das ist eine lange, eine sehr lange und eine sehr schlimme Geschichte.“ Glücks-Fred schaute Bahn ins Gesicht. „Da müssen Sie sich noch etwas gedulden, bis ich Zeit habe. Wenn der Rummel vorbei ist, dann können wir uns treffen. Um eins beim ‘Armen Paul“, schlug er vor.
    „Den gibt’s nicht mehr auf der Annakirmes“, entgegnete Bahn. „Hat’s den also auch erwischt!“, kommentierte Glücks-Fred kopfschüttelnd. Er dachte nach und lachte dann auf. „Okay, dann treffen wir uns um Mitternacht am Riesenrad. Ich fahre gerne Riesenrad und außerdem hört uns niemand zu.“ Er hatte alle Chips eingesammelt und ging zur Kasse.
     
     
    Nachdenklich schritt Bahn die Treppe vom Kettenkarussell hinab. Was wollte ihm der ehemalige Kumpel von Kirmes-Schmitz bloß sagen? Was war hier los, von dem er keine Ahnung hatte? Durch die dichte Menschenmenge schob sich Bahn zum Festzelt. Es hatte keinen Zweck, auf dem Platz nach den Kollegen zu suchen. Sie würden sich am angegebenen Standort treffen, hoffte Bahn, der sich ein großes Kölsch gönnte.
    Zufrieden stießen seine Kollegen wenig später auf ihn. Thea trug einen der riesigen Plüschbären, der das zierliche Persönchen fast unter sich begrub. „Bei deinen Losen war ein Hauptgewinn“, erzählte sie froh. „Der ist für Konrad.“
    Wenig später brach die DTB-Truppe auf und ging zu ihren Fahrzeugen, die sie auf dem Polizeigelände an der August-Klotz-Straße geparkt hatten. Bahn und Waldhausen hatten es auf einmal eilig. Bahn saß der Sonntagsdienst am nächsten Morgen im Nacken. Da wollte er doch ausgeschlafen sein. Waldhausen hatte davon gesprochen, am Abend noch zu seinen Eltern nach Bonn zu fahren.
    „Für ‘nen Panda ist ein Porsche zu

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