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Kirmes des Todes

Kirmes des Todes

Titel: Kirmes des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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er seinen freien Freitag nahm. Thea wartete auf ihn, er wollte sie nach Birkesdorf fahren. Außerdem konnte sie das Geld für die Überstunde gut gebrauchen.
    „Ich muß wohl noch bei Helmut vorbei“, erklärte Waldhausen ihr, als sie nach dem späten Feierabend zu seinem kleinen Polo gingen, den Waldhausen weit entfernt in der Gartenstraße geparkt hatte. Bahn war nicht zu Hause, sein Wagen stand weder auf der Straße noch im Garport. Waldhausen warf den Umschlag durch den Briefschlitz der Haustür in den Flur. „Den wird er schon finden“, meinte er zu Thea, die ihn im Wagen sitzend stumm beobachtet hatte. „Und nun ab nach Birkesdorf!“
    Gisela hatte große Mühe gehabt, den wütenden Bahn zu besänftigen. Da war schon eine Radikalkur erforderlich. „Wenn du deine Wut an mir auslassen willst, bist du falsch gewickelt“, schrie sie zurück. „Dann mache ich einen Abflug“, drohte sie ihm, als er sie anbrüllte.
     
     
    Am besten war in einer solchen Situation immer noch ein Essen in einem Restaurant. Da mußte Bahn sich benehmen, wollte er nicht unangenehm auffallen und erkannt werden. Gisela hatte die Birkesdorfer Festhalle ausgewählt. „Da waren wir lange nicht mehr. Weißt du noch, damals mit Kurreck?“
    Bahn erinnerte sich noch gut und mußte unwillkürlich grinsen. Auf der Fahrt in den Norden von Düren wurde er merklich ruhiger und im Restaurant war er wieder der alte.
    Beim Essen schilderte er schon sachlich den Zwischenfall in der Redaktion. „Ich kann mir nur nicht erklären, warum Fritz so reagiert hat. Das würde mich schon interessieren.“
    „Er wird es dir schon sagen. Du mußt ihn mal in einer ruhigen Minute darauf ansprechen.“
    „Das werde ich tun“, sagte Bahn entschlossen. „Darauf kannst du Gift nehmen.“
    „Lieber ein Pils“, lachte Gisela, die ihre Bestellung bei einem Kellner aufgab.
     
     
    Der Festhallenwirt persönlich brachte ihr das Getränk. „Nicht auf der Annakirmes, Herr Zimmer?“, fragte Bahn neugierig.
    „Nein, der Laden da läuft von alleine. Es ist wichtiger, daß ich hier ein Auge auf die Dinge werfe.“ Zimmer schmunzelte. „Bei mir gilt halt noch, hier kocht der Chef persönlich. Ich hoffe, es hat geschmeckt.“
     
     
    Bahn und Gisela bestätigten aufrichtig. „Herr Zimmer, ich habe da ‘ne Frage“, versuchte Bahn, das Gespräch fortzuführen. „Lohnt sich das Geschäft auf der Annakirmes überhaupt noch?“ Er erwähnte den „Armen Paul“, der wegen der hohen Gebühren ferngeblieben war.
     
     
    „So hoch sind die meines Erachtens gar nicht“, entgegnete der Wirt, um dann einzuschränken. „Na ja, ich kann schlecht von mir auf andere schließen. Ich glaube, ich bin eine Ausnahme.“
    „Wieso?“, fragte Gisela voreilig zu Bahns Unmut Sie würde seine Spur noch vermasseln, befürchtete er.
    Doch Zimmer war redselig, vielleicht fühlte er sich auch von Giselas tiefem Blick geschmeichelt. „Ich habe erst jetzt wieder einen Zehn-Jahres-Vertrag mit der Stadt abgeschlossen und meine eigenen Konditionen ausgehandelt.“
    „Wenn’s nicht unverschämt ist“, sagte Bahn vorsichtig, „mit wem verhandeln Sie denn als Schausteller? Normalerweise wohl mit Grundmann.“
    „Normalerweise schon. Aber ich bin Chefsache“, lachte Zimmer.
    „Also mit dem Stadtdirektor?“
    „Nein. Mit dem Bürgermeister.“
     
     
    Bahn verstand nicht. „Wieso mit dem Bürgermeister? Die Gebühren stehen doch fest, da kann doch Walter nicht von sich aus eigene Regelungen treffen.“
     
     
    „Walter kann viel, Herr Bahn, das müßten Sie doch als Journalist wissen.“ Zimmer gab sich souverän. „Und Walter kann ein gutes Wort einlegen. Es gibt in Düren immer einen Spielraum.“
     
     
    „Dann kennen Grundmann oder der Stadtdirektor Ihren Vertrag gar nicht?“
    „Doch“, antwortete Zimmer. „Sie haben ihn ja unterschrieben. Aber sie können nichts daran ändern.“ Er setzte sich an den Tisch und orderte eine Runde. „Ich glaube, ich muß Ihnen etwas erklären. Wenn Sie die Gebührenordnung für die Annakirmes genau lesen, dann stellen Sie fest, daß…“
    „Dann stelle ich fest, daß sich die Gebühren in den letzten drei Jahren vervierfacht haben“, fiel ihm Bahn ins Wort.
    Der Wirt verneinte kopfschüttelnd. „Dann stellen Sie fest, daß es bei den Gebühren einen Spielraum gibt. In einem fast unbeachteten Nebensatz steht etwas von ‘kann’ statt ‘muß’. Und damit kann ich jonglieren. Ich muß als Stadtverwaltung mindestens das Zweifache,

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