Kirschroter Sommer (German Edition)
er.
Ich blinzelte. »Ehm, nein … warum?«
»Nun ja, lässt du mich dann durch?« Er zog eine Augenbraue nach oben und verdeutlichte mir mit einer Geste, dass ich ihm die Tür versperrte. »Oder möchtest du mit unter die Dusche?« Sein Mundwinkel zuckte nach oben. »Dann könnte es aber mit deiner Vorlesung unter Umständen doch ein bisschen knapp werden.«
Meine Augen weiteten sich, als ich Idiot begriff, dass ich ihm tatsächlich im Weg stand und bisher nichts getan hatte, um das zu ändern. Erschrocken wich ich einen Schritt zurück. Und weil sein dümmliches Grinsen immer breiter wurde, musste ich meine Verlegenheit irgendwie überspielen.
»Danke, ich habe gerade erst geduscht«, sagte ich bissig, machte kehrt und stapfte zurück in den Wohnraum, wo mich Alex bereits erwartete.
»Und? Fährt er dich?«
»Ja«, knurrte ich und ließ mich auf den Stuhl fallen.
»Aber das ist doch gut, oder?«
»Ansichtssache.«
Sie lachte. »So schlimm wird’s schon nicht werden.«
»Zur Sicherheit könntest du mir ein Pfefferspray mitgeben«, antwortete ich und stellte mir bildlich vor, wie ich ihm dieses Zeug in seine blöden türkisgrünen Augen sprühte.
»Na komm schon, es ist doch eigentlich nett von ihm, dass er dich fährt.«
Ich nuschelte unverständliches Zeug vor mich hin.
»Neulich im Park hätte er dich ja auch einfach liegen lassen können.«
Ich starrte sie an. »Er hat dir davon erzählt?«
»Ja, gestern«, kicherte sie. »Ich wollte mit dir joggen gehen, und da sagte er, er würde das für keine gute Idee halten. Und weil ich natürlich neugierig geworden bin, habe ich so lange gebohrt, bis er mit der Sprache rausgerückt ist.«
»Na super«, meinte ich und spürte Hitze in meine Wangen steigen. »Jetzt machst du dich schon hinter meinem Rücken mit ihm über mich lustig. Schon mal was von Solidarität gehört?«
»Wir haben uns nicht lustig gemacht«, sagte sie »Höchstens ein bisschen gekichert. Aber du musst zugeben, dass die Geschichte auch irgendwie witzig ist. Richtig lustig gemacht haben wir uns aber wirklich nicht, ich schwöre«, versicherte sie, was ich mit einem grimmigen »Ja ja« quittierte. Ich konnte mir bestens vorstellen, wie sie das eben doch getan haben.
Aber was regte ich mich auf? Schließlich trug ich an meinem kleinen Zusammenbruch selbst schuld und wäre ich an Elyas‘ Stelle gewesen, hätte ich nicht darauf gewartet, bis das Thema zufällig zur Sprache gekommen wäre.
Na super, rechnete ich diesem Blödmann jetzt auch noch etwas an? Das wurde langsam immer schlimmer!
Alex schenkte mir gerade Kaffee nach, als auch schon ein frisch geduschter und glücklicherweise komplett angezogener Elyas hinter mir auftauchte.
»Wollen wir?«, lächelte er mich an und ich stand auf und steuerte auf die Haustür zu. Elyas’ feuchtes zimtfarbenes Haar schimmerte im einfallenden Sonnenlicht und sein T-Shirt klebte enger an seinem Oberkörper als gewohnt.
Sein T-Shirt klebte enger an seinem Oberkörper? Meine Güte! Ich verdrehte die Augen über mich selbst und fragte mich, ob ich es vielleicht doch nötiger hatte als angenommen.
Er hielt mir die Tür auf und weil das alles andere als notwendig und typisch aufdringlich von ihm war, bedankte ich mich nicht und lief stattdessen stur nach draußen.
»Gern geschehen«, hörte ich ihn hinter mir sagen, als ich schon die ersten Stufen in Angriff nahm. Doch mein kleiner Vorsprung währte nicht lange; schon nach kurzer Zeit holte er mich ein und hielt es anscheinend für nötig, mit mir auf gleicher Höhe zu laufen.
Ich hatte bereits am eigenen Leib erfahren, dass sich fünf Stockwerke schier unendlich in die Länge ziehen konnten, doch heute fühlte es sich an, als würde ich das Erdgeschoss niemals erreichen. Schließlich aber hatten wir es geschafft.
Bevor Elyas noch die Idee hatte, mir die Haustür aufzuhalten, tat ich das kurzerhand selbst und stolzierte voraus. Da ich aber natürlich nicht die geringste Ahnung hatte, wo sein Auto stand, blamierte ich mich gleich doppelt. Denn nicht nur, dass ich in die falsche Richtung lief, nein, ich stolperte auch noch dorthin und erheiterte ihn mit dieser kleinen Einlage ungemein.
Mit roséfarbenen Wangen drehte ich also wieder um und folgte ihm in die andere Richtung zu seinem Auto. Für das Bewundern der Karosserie besaß ich heute leider keine Zeit. Kaum hatte ich mich angeschnallt, startete Elyas auch schon den Motor und verdammt, jedes Mal verliebte ich mich mehr in diesen Wagen.
Wie
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