Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Jahrhunderten gemalt hatte. Er trug die Kleidung jener Zeit, und sein langes Platinhaar fiel ihm über den engen schwarzen Gehrock. Seine blaugrünen Augen funkelten auf der Leinwand wie kostbare Edelsteine.
Luna stellte sich neben mich und betrachtete das Bild. Nach einem kurzen Moment sagte sie: »Er ist sehr schön – zu schön für deinesgleichen. Falls du ihn wahrhaft liebst, geh fort von ihm! Lass ihn jemanden finden, der seinem Rang entspricht!«
Ich drehte mich zu ihr, wild entschlossen, ihr Problem mit mir beim Schopf zu packen. »Jemanden wie dich, nehme ich an?« War es tatsächlich die ganze Zeit Eifersucht gewesen, die sie gegen mich aufbrachte? »Denkst du, du wärst besser für ihn als ich?«
Ihr Lachen war so schneidend, dass es in meinen Ohren schmerzte. »Ich denke, der kleine fette Vampir mit dem dicken Schwanz wäre besser für ihn als du.«
Obgleich sie auf meine Kosten lachte, konnte ich nicht umhin, zu bemerken, dass ihr Gesicht dabei noch attraktiver wirkte als sonst. Ihr raffiniertes Kleopatra-Make-up heute Abend war makellos. Sie sah aus wie die verführerische überirdische Schurkin aus einem Horrorfilm. Ich hätte es Devereux nicht vorgeworfen, hätte er sich zu seiner persönlichen Assistentin hingezogen gefühlt, denn im Grunde verstand ich bis heute nicht, warum er sich so gänzlich desinteressiert gab. Was hatten die zwei für ein Problem?
»Du hast meine Frage nicht beantwortet. Glaubst du, wenn ich aus dem Spiel wäre, würde er plötzlich feststellen, dass er dich unwiderstehlich findet?«
Sie kam ganz dicht an mich heran, so dass ich den Moschusduft ihrer Haut wahrnahm, der sich mit der kupfrigen Note ihres Atems zu einem berauschenden Aroma vermengte. Sie musste sich kürzlich genährt haben. »Du weißt nichts über mich oder meine Beziehung zum Meister«, fauchte sie und bleckte ihre Reißzähne. »Ich sagte dir, dass ich Hallow kenne. Willst du wissen, woher?«
Mein Herz pochte. Völlig unvermittelt fühlte Lunas Energie sich auf einmal manisch an, gefährlich, als würde sie von etwas gepackt, das mächtiger war als sie. Kontrollierte Hallow auch sie? Ich atmete ein, um mich zu beruhigen. Es gab nichts, wovor ich mich fürchten musste. In Devereux’ Penthouse war ich sicher, umgeben von unzähligen Vampiren im Zimmer nebenan. Aber wenn das stimmte, wieso schrillten dann sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf?
»Ja.« Mehr brachte ich nicht heraus, denn Lunas Aura hatte etwas Erstickendes – dunkel und zäh, wie sie war.
»Ich gehörte ihm. Ich war eine seiner Frauen. Er nennt uns seine
Lýtles
. Er war alles für mich.«
Er war alles für sie? Devereux’ Suchtanspielung war buchstäblicher gemeint gewesen, als ich dachte.
»Das verstehe ich nicht«, hauchte ich und benetzte mir die Lippen. »Devereux sagte, dass Hallow seine Frauen vollkommen aussaugt, sie zerstört, indem er ihnen ihre Lebenskraft wie auch ihr Blut nimmt. Wie kannst du noch leben, wenn du eine seiner Sklavinnen warst?«
»Ich lebe, weil Devereux mich gerettet hat. Er nahm mich Hallow weg und machte mich sein. Ich wollte Hallow nicht verlassen, aber ich gab mich Devereux mit Freuden.« Sie hob ihre Hand und strich mir übers Haar, als wäre ich eine Puppe.
Warum habe ich davon vorher nichts an ihr bemerkt? Hallow hatte eine Süchtige geschaffen, und sie wechselte lediglich ihre Lieblingsdroge.
»Du meinst, Devereux hat dich zu seiner Sklavin gemacht?«
Weiß er, dass sie von ihm abhängig ist?
»Nein, du dämlicher Mensch!« Sie nahm ihre Hand wieder fort. »Devereux nahm mich auf. Ich war noch sterblich und dem Tode nah, als er mich fand. Da wandelte er mich. Er gab mir sein Blut und ein neues Leben. So wurde er mein Meister, mein Existenzgrund. Hallow hat ihm nie vergeben, dass er mich ihm wegnahm. Ich sollte für ihn sterben, bestätigen, wer er ist, welche Macht er besitzt. Und ich wäre sofort für ihn gestorben. Noch heute würde ich alles aufgeben für eine Berührung von Hallow.«
Gütiger! Sie ist verloren.
»Und warum bist du dann nicht bei Hallow, wenn du so empfindest?«
Sie entblößte ihre Reißzähne, worauf eine schwere Energie von ihr ausstrahlte, und drückte sich beinahe an mich. »Denkst du nicht, das würde ich, wenn ich könnte? Aber ich bin für ihn nichts mehr wert, weil ich nicht mehr sterblich bin. Er ist nicht wie Devereux. Hallow braucht die rohe Kraft von außergewöhnlichen menschlichen Frauen. Er würde mich nie anfassen, dennoch verzehre ich mich nach
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