Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
müßig, mich zu belügen?«
Er nahm meine Hand und leckte die Finger ab. »Nicht dass es von Belang wäre, aber ich versetzte ihn in Tiefschlaf, ehe ich sein Blut nahm, also habe ich rein technisch nicht gelogen. Es ist weniger spaßig, wenn sie so brav sind, aber Blut ist eben Blut. Nur ein kleiner Snack, ehe ich dich geholt habe.«
Er nahm seine übliche Haltung ein, die kerzenfreie Hand in die Hüfte gestemmt und die Beine gespreizt. Herr und Meister. »Dein Freund ist mir gleich. Sein einziger Zweck bestand darin, dir einen zusätzlichen Anreiz zu bieten, herzukommen. Ich bin zuversichtlich, dass Luna dich überredet hätte, deinen gefallenen Kameraden zu Hilfe zu eilen – treue Soldatin, die du bist. Aber Devereux kam schneller als erwartet zurück, also schritt ich ein, verkürzte den Zwischenakt und zog den Vorhang zum letzten Akt auf.«
Ich erstarrte. »Welcher letzte Akt?«
Er sah mich erstaunt an. »Bedenkt man, wie viele Monate du mit räuberischen Blutsaugern verbracht hast, bist du bemerkenswert naiv, Doktor. Ich fühle keine Täuschung in dir. Du hast wirklich keine Ahnung, was geschehen wird. Soweit ich mich entsinne, ist mir noch niemand mit so vielen angeborenen Fähigkeiten begegnet, der sich eine derart erstaunliche mentale Reinheit bewahren konnte. Du glaubst tatsächlich, die Welt wäre rational, dass sich eine Erklärung für alles finden lässt. Du erwartest von einem mordenden Vampir, deinem Teuersten, dass er die Wahrheit sagt. Welch ein Rätsel! Mit dir habe ich fürwahr, wie die Minenarbeiter sagen würden, die einst in Queen City nach Gold schürften, die Hauptader getroffen.« Er lachte, dass es seinen ganzen Körper durchschüttelte.
Ich war nicht ganz so naiv, wie er annahm, aber ihn das glauben zu lassen, konnte mir eventuell einen Vorteil verschaffen, also spielte ich mit. »Was meinst du damit?«
»Ich werde mit der stärksten, reinsten
Lýtle
fortgehen, die ich in Jahrhunderten traf, und deine Freunde … nun, sagen wir, sie werden die Nacht nicht überstehen.« Er streckte seinen Arm nach mir aus, griff meine Hand und zog mich vom Bett hoch. Ich wusste, dass es nichts bringen würde, aber ich wehrte mich, um das Unvermeidliche so lange wie möglich aufzuschieben. Natürlich behinderte meine Gegenwehr ihn nicht im mindesten, und er lachte nur. »Sehr gut, Doktor! Du wirst feststellen, dass mir ein lebhafter Kampf zusagt. Leider erlischt der Kampfgeist meiner … Gäste … viel zu schnell. Also, bitte, errege mich! Bald wirst du nur noch eine weitere ergebene Sklavin sein. Zwar beabsichtige ich, deine Lebenskraft aufzusaugen, aber ich werde sie vermissen, wenn sie weg ist. Eines der kleinen Paradoxa meiner Existenz. Aber keine Angst! Ich plane, dich langsam zu verzehren.«
Ihm musste aufgefallen sein, dass ich bibberte, denn er sah mich erschrocken an. »Wieder einmal erweise ich mich als schlechter Gastgeber. Da die Temperaturen mich nicht anfechten, vergaß ich vollkommen, dass es für deinen Geschmack ein wenig
frisch
sein könnte.« Er grinste. »Das lässt sich beheben.«
Mich mit sich ziehend, durchmaß er den Raum mit seiner Kerze in der Hand. Alle paar Schritte blieb er stehen und entzündete eine weitere der großen Kerzen, bis alles hell erleuchtet war.
»Die Hexe sagte meiner
Lýtle
, sie solle reichlich Kerzen bringen, und meine Sklavin ist überaus gehorsam. Wir können sie ebenso gut anzünden, denn ich möchte, dass du deine letzten paar Stunden in Denver genießt.«
Die plötzlich sichtbaren Wände des unterirdischen Frevelgemäuers waren von riesigen Gemälden geschmückt, die ausnahmslos Darstellungen von unterschiedlichsten Geschlechtsakten zeigten. Hallow deutete auf eine und lachte. »Die dürfte dir eine Ahnung von deiner Zukunft geben.«
Die Szene, auf die er wies, bildete eine Frau ab, die auf Knien vor einem Mann mit abnorm großem Geschlechtsteil hockte, der mit einer Hand ihren Kopf hielt und mit der anderen sein obszön großes Glied in ihren Mund trieb.
Ich würgte und fuhr zusammen, als Hallow mit seiner Hand meinen Arm hinaufstrich.
Da er seinen Griff lockerte, entriss ich mich ihm. »Du wirst mich nie zwingen, das zu tun! Lieber sterbe ich!«
Er lachte und packte erneut meinen Arm. »Dich zwingen? Ganz im Gegenteil, meine gute Frau Doktor! Du wirst mich anflehen!«
Ich erschauerte, denn eisige Angst kroch mir über den Rücken. Zugleich vollführte meine Libido einen Freudentanz in unserem gemeinsamen inneren Refugium.
»Alle
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