Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
erdig. Meine Libido schmolz dahin. Hallow löste seinen Mund nur Millimeter von meinem und raunte mir zu: »Es ist unerheblich, was du für mich empfindest. Nachdem du gekostet hast, was ich dir geben kann, wird dein Körper alles tun, um mehr zu kriegen. Ich mache hochgradig süchtig, wie du zweifelsohne schon aus dem Gespräch mit der lieblichen Luna schließen konntest.« Nachdem er theatralisch geseufzt hatte, fuhr er fort: »Ich wünschte, menschliche Körper würden länger halten. Es ist so mühsam, immerfort Nachschub zu beschaffen. Ich hoffe, du erweist dich nicht als Enttäuschung.« Nun packte er wieder meine Hand und zerrte mich zu einer Tür in einer der alten Wände, die er aufstieß.
Dahinter befand sich eine breite, mit Teppich ausgelegte Treppe. Gedämpftes Licht flackerte auf dem Absatz. »Nehmen wir eine Abkürzung«, murmelte er, umfing meine Schultern, und abgestandene, stinkende Kaltluft blies mir ins Gesicht, so dass ich würgend die Augen schloss. Als ich wieder festen Boden unter meinen Füßen fühlte, öffnete ich die Augen und nieste. Hier war die Luft noch dicker, das Atmen schmerzhaft.
Hallow nahm seine Arme von mir, und prompt fröstelte ich in der Kälte.
Kerzen in hohen Standleuchtern spendeten mattes Licht und beschienen das große bunte Pentagramm auf dem Boden. Esoterische Symbole füllten den äußeren Kreisrand, und ein weiblicher Körper markierte die Kreismitte. In dem riesigen Kreis erschien die Frau sehr klein, wie sie nackt dalag, Arme und Beine gespreizt an Pflöcke gebunden, die in den Boden geschlagen worden waren.
Diese goldenen Locken würde ich überall wiedererkennen.
»Victoria!«
Ich löste mich von Hallow, rannte zu ihr und kniete mich neben sie. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Kopf zur Seite geneigt. Ich legte eine Hand auf ihre kalte Brust und versuchte, ihren Herzschlag zu fühlen. Als ich ihn fand, war ich überwältigt vor Erleichterung.
»Was hast du mit ihr gemacht?«, fragte ich wütend. »Warum ist sie gefesselt? Was ist eigentlich mit dir los?«
Er beugte sich über mich und betrachtete mich amüsiert. »Nun, sehen wir mal, ob ich diese Fragen in der richtigen Reihenfolge beantworten kann, ja? Was ich mit der mächtigen Hexe gemacht habe? Ich trank von ihrem aromatischen Blut, schenkte ihr den Orgasmus ihres Lebens und ruinierte sie für alle anderen Männer, indem ich sie bis zur Besinnungslosigkeit vögelte. Während sie von meinem Biss gebannt war, befahl ich ihr, meine
Lýtle
anzuweisen, einen Ritualkreis vorzubereiten. Dieser Teil war genial, falls ich mich selbst loben darf. Victorias magische Fertigkeiten sind sogar Devereux überlegen. Ich wette, das hast du nicht gewusst. Bevor sie wieder zu sich kam, ließ ich sie einen Zauber wirken, der diese Räumlichkeiten vor Eindringlingen schützt. Nur diejenigen, die ich auswählte, können hier herein. Jeder andere wird magisch abgewiesen.« Lachend klopfte er sich auf den Schenkel. »Wie schlau von mir, Devereux’ eigene Hexe gegen ihn einzusetzen!«
Er polierte sich die Fingernägel an seinem Hemd: eine klassische Geste der Selbstgratulation. »Warum sie gefesselt ist? Ich würde meinen, das ist offensichtlich. Damit ihre Magie wirken kann, muss die Hexe im Kreis bleiben. Sie war nach ihrem letzten Orgasmus so erschöpft, dass sie einfach ohnmächtig wurde, was das Beste war, das ihr passieren konnte. Hätte sie noch länger geschrien, wäre ich womöglich verleitet gewesen, ihr die Kehle aufzuschlitzen, Zauberkünste hin oder her. Und was mit mir eigentlich los ist? Meine liebe Frau Doktor, ich bin ein sehr ungezogener Junge. Wir werden noch reichlich Zeit haben, die Abgründe meiner Vampirseele zu erkunden. Du wirst nicht bloß meinen Biss und meinen Körper genießen dürfen, sondern mich überdies nach Herzenslust analysieren können. Was wünscht eine Frau sich mehr?«
Ohne den Irren zu beachten, der auf mich herabblickte, sah ich Victoria an und verzog das Gesicht. Er hatte jede Menge Spuren auf ihrem Körper hinterlassen, die keinerlei Zweifel an der Grausamkeit ließen, mit der er über sie hergefallen war: getrocknetes Blut an ihren Genitalien und in ihrem Schamhaar, zahlreiche Bissmale an ihrem Hals, auf ihren Brüsten und quer über ihren Schenkeln. Sie hatte nie eine Chance gegen den sadistischen Dreckskerl gehabt. Mir drehte sich der Magen um, und nur mit äußerster Anstrengung gelang es mir, nicht zu würgen. Das nämlich wollte ich auf keinen Fall, denn Hallow hätte
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