Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
eines unabhängigen Gedankens fähig war.
»Hey, Doc, du ziehst schon wieder diese komische Anstarrnummer ab!«
Ich sah durch meine Tränen zu ihr auf, konnte jedoch nicht sprechen. Rechnete sie damit, dass ich auf ihre Bemerkung antwortete? Dass ich bei ihrem miesen Spiel mitmachte?
Plötzlich gab es ein lautes, dröhnendes Krachen. Es war so extrem, dass selbst Hallow erschrak. Bekamen wir jetzt zu allem Überfluss auch noch ein Erdbeben?
Mehrere weitere Explosionen donnerten um uns herum in alle Richtungen.
Hallow lachte. »Ich schätze, dein Held und seine Vampirkavallerie sind eingetroffen.« Tänzelnd hüpfte er um die Kerzenständer und klatschte nach jeder neuen Attacke in die Hände. Ein wahnsinniges Kind. »Wird das ein Spaß, zu hören, wie sie das Gebäude auseinandernehmen und dann begreifen, dass sie machtlos gegen die Barriere sind, die Devereux’ eigene Hexe geschaffen hat!« Mit einem fiesen Grinsen wandte er sich zu Maxie. »Ich muss unbedingt hin und zuschauen. Ihre Enttäuschung und Wut sind einfach zu verlockend, als dass ich sie versäumen möchte. Du bleibst hier und bewachst deinen Ersatz!«
»Meister!«, stöhnte Maxie und legte ihre Arme um ihn. »Sag so etwas nicht! Du würdest mich nie ersetzen. Du liebst mich, und du hast versprochen, dass ich für immer bei dir bleibe.«
Hallow schob sie so grob weg, dass sie nach hinten kippte und ihr Kopf mit einem harten Knall auf dem Boden aufschlug – neben mir. Dann beugte er sich knurrend über uns. Seine Reißzähne blitzten im Kerzenschein, und er verengte die silbernen Augen. »Du
wirst
für immer bei mir sein!« Sein Lachen hallte noch durch den Raum, als er schon fort war.
Maxie war genauso abhängig wie Luna. Ich wusste nicht, ob ich angeekelt, traurig oder was auch immer sein sollte. Unzählige widersprüchliche Gefühle regten sich in mir, und ich entschied mich für Entsetzen. Sollte das hier ein Bild von meiner Zukunft sein?
Aber warum hegte ich weniger Mitleid für Maxie als für Luna? Vielleicht weil ich mich der vermeintlichen Reporterin geöffnet hatte, nicht aber Devereux’ boshafter Assistentin.
Maxie setzte sich auf, rieb sich ihren Kopf und brüllte über den Lärm hinweg: »Ich freue mich schon darauf, wenn meine Menschlichkeit ganz dahin ist! Es nervt, so zerbrechlich zu sein!« Sie rutschte näher und sah mich an. »Es war nicht persönlich gemeint, musst du wissen. Ich mag dich echt.«
Ich schniefte ein paarmal, um meine dichte Nase freizubekommen. »Mit Freunden wie dir brauche ich offenbar keine Feinde.«
»Schon klar«, erwiderte sie achselzuckend. »Ich nehm dir nicht krumm, dass du angefressen bist. Aber jetzt ist deine Chance, Fragen zu stellen. Wenn Hallow erst zurück ist, bleibt nicht mehr viel Zeit.«
Bei der Art, wie sie es sagte, zog sich mein Magen zusammen. »Was meinst du damit? Was passiert dann?«
Sie lehnte sich auf ihre Ellbogen zurück. »Er nimmt noch ein bisschen mehr von deinem Blut, gibt dir mehr von seinem und macht dich nach und nach zu einer von uns.«
»Warte mal! Mehr von seinem Blut? Was redest du da? Ich habe nie Blut von dem Psychopathen getrunken!«
»Wundert mich nicht, dass du dich nicht erinnerst.« Wieder zuckte sie mit den Schultern. »Genaueres hat er mir nicht erzählt, aber ein Mal war ich dabei.« Sie lüpfte die Brauen, als wartete sie darauf, dass ich nachhakte, was ich auch tat.
»Und?«, fragte ich ungeduldig. »Verrätst du es mir oder nicht?«
»Logisch! Ich wollte nur sehen, ob noch etwas von der energischen Seelenklempnerin übrig ist, die ich kenne und mag.«
Stirnrunzelnd sah ich sie an. Sie machte es mir leicht, sie zu hassen.
»Okay, okay. Ich benehme mich wohl wie ein Arschloch. Für mich ist es auch hart, kann ich dir sagen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass es mir Spaß macht, mit dir abzuhängen. Egal, was du denkst: Ich bin nicht total herzlos. Aber okay, weißt du noch, wie ich dir in dem Vergnügungspark Brandy gab?«
»Brandy?« Unser Ausflug zu dem verlassenen Gruselkabinett schien ewig her, deshalb musste ich den Abend Schritt für Schritt rekapitulieren, angefangen damit, wie ich unter dem Zaun durchgekrabbelt war. Nach ein paar Sekunden entsann ich mich, wie Maxie unbedingt gewollt hatte, dass ich nach meiner Begegnung mit der unsichtbaren Hand von ihrem Brandy trank. Und des merkwürdigen Nachgeschmacks, aus dem ich schloss, dass der Flachmann schon seit längerer Zeit in ihrem Auto gelegen hatte.
»Eben ging ein Licht über deinem
Weitere Kostenlose Bücher