Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman

Titel: Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
Vom Netzwerk:
bildete.
    Ich war so gelähmt von Hallows grotesker Form, dass ich ein paar Sekunden brauchte, bis ich begriff, dass Devereux genauso aussah wie immer. Vielleicht war seine Haut weißer – leichengleicher –, aber ich konnte keinerlei sonstige Veränderungen feststellen.
    Wieso also erschien Hallow als eine solch unfassbare Monstrosität?
    Ohne ein Gesicht, an dem ich mich orientieren konnte, kam mir die seelenlose Kreatur in dem holographischen Alptraum vor, als würde sie mich wütend anschauen.
    Ich schrie auf, denn nun baute der Schmerz sich in meinem Kopf zu einem Crescendo auf. Plötzlich, als würde ich mehrere Filme gleichzeitig gucken, in denen jeweils ein Teil meines Ichs mitspielte – meine verteilten Subpersönlichkeiten –, beschleunigte sich alles und wurde auf volle Lautstärke gedreht. Ich war drauf und dran, wieder zu schreien, und rechnete damit, dass mein Kopf in Flammen aufging, als alles … anhielt.
    Allein mitten auf der Bühne meiner inneren Welt stand jener Teil von mir, den ich für den Großteil meines Lebens als »Ich« betrachtet hatte, und wartete mit geschlossenen Augen. Metaphorischen Geistern gleich, strömten all die Seiten meiner Persönlichkeit, die unter Hallows Einfluss abgespalten worden waren, zu mir zurück und verbanden sich aufs Neue. Meine Seelenhülle dehnte sich, um die bunte Versammlung unterzubringen.
    Achselzuckend kam meine Libido angeschlendert. »Ich bin jetzt stärker. Du kannst mich nicht mehr unter den Teppich kehren. Fortan ist alles anders.«
    Ich nickte, als sie sich zu den anderen Zügen meiner selbst gruppierte. All meine Puzzleteile fügten sich in eins.
    Hitze rauschte durch meinen Körper. Ich fühlte mich, als wäre ich von einem Lastwagen überfahren worden und bekäme keine Luft mehr. Immer noch an Victoria gelehnt, japste ich nach Luft.
    Sie schüttelte mich und brüllte nochmals:
»Aspicio! Excito!«
    Bei ihren Worten klickte etwas in mir. Die unterdrückte Wut eines ganzen Lebens durchbrach den Damm in meiner Psyche und ertränkte mich. Auf einmal versank ich in Zorn, außer mir vor Rage. Meine Fäuste ballten sich, als ich mich an all die Risiken erinnerte, die ich nicht eingegangen war, weil ich sein wollte, was jemand anders sich unter einem braven Mädchen vorstellte. Das Musterbeispiel des regeltreuen Kindes. Mein Mund wurde trocken, während unausgesprochene Wahrheiten und verdrängte Gefühle in mir aufstiegen. Ich bebte vor Zorn darüber, dass ich zugelassen hatte, mein ganzes Leben lang herumgeschubst und von anderen dominiert zu werden. Ich hatte mich entmachten lassen, hatte solche Angst vor meiner eigenen Weisheit gehabt, dass mir der Rückzug in mein intellektuelles Dasein das einzig Sichere schien. Verbitterung stieg mir wie glühendes Magma in die Kehle, heiß und unmittelbar vor dem Ausbruch.
    In mir war eine ungekannte Finsternis erwacht.
    »Ja, das ist gut«, flüsterte Victoria mir zu. »Fühl sein Blut in deinen Adern! Lass das Böse deine Wiederauferstehung befeuern! Wende es gegen ihn!«
    Ich öffnete rechtzeitig die Augen, um zu sehen, wie Hallow, dessen Gestalt zwischen dem wunderschönen Dämon und dem metaphysischen Krebsgeschwür changierte, sich nach mir ausstreckte. Irgendwie hatte er Devereux vorübergehend überwältigt und eilte herbei, um mich zu holen.
    Er zerrte mich auf die Füße und an seinen Körper, der nur für Sekunden menschenähnlich wurde, ehe die Illusion der scheußlichen Aura wich, der sie übergestülpt worden war. Ich wehrte mich gegen ihn, rammte ihm meine Ellbogen in den Bauch und genoss seinen verärgerten Grunzer.
    Victoria richtete sich mühsam auf, warf ihre geschundenen Arme in die Luft und schrie:
»Expugno!«
    Meine Nackenhaare sträubten sich, und kalte Schauer jagten mir über den Rücken. Ich wusste nicht, was sie gesagt hatte, aber das Wort allein wirkte wie eine eisige Luftströmung.
    Nun, da ich sehen konnte, wie monströs Hallow war, überkam mich Übelkeit, und meine Haut wurde klamm. Ich musste mich ermahnen, weiterzuatmen, während er mich an sich presste. Mit geschlossenen Augen konzentrierte ich mich auf das, womit ich wirklich fast verschmolzen war. Meine intuitiven Fühler waren weit ausgestreckt, spürten jede einzelne faulige Nuance von Hallows widerlicher Natur, ekelerregend obszön.
    »Schluss mit dem Blödsinn!« Er riss meinen Kopf an den Haaren nach hinten, so dass mein Hals entblößt war. Dann fing er an, denselben Satz wieder und wieder mit seiner

Weitere Kostenlose Bücher