Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
wahr ist, tut ja erst einmal nichts zur Sache, oder? Ich muss mich bald einmal hinsetzen. Oder hinlegen. Ja, ich glaube, liegen wäre echt gut.
»Sieh mich an, Kismet!«
Dich ansehen? Nein, denn das genau ist ja immer das Problem. Ich glaube, ich bleibe lieber, wo ich bin, reibe meine Pobacken an deiner »pochenden Männlichkeit«, wie es in diesen Schmachtromanen so hübsch heißt.
»Meine pochende Männlichkeit?«
Verfluchte gedankenlesende Vampire!
Aber etwas an der Art, wie er es sagte, mit dieser komischen Betonung und seinem europäischen Akzent, brachte mich zum Lachen. Ich lachte so sehr, dass er die Luft anhielt, weil mein Körper an seiner Erektion vibrierte. Weil er selten die Luft willentlich anhielt und erst recht niemandem gestattete, ihn zu überraschen, war ich bezaubert. Ich musste ihn einfach ansehen, also drehte ich mich um.
Bei seinem Gesichtsausdruck setzte mein Herz aus.
Sein Kopf war nach hinten geneigt, die Augen geschlossen, und seine Lippen waren gerade so weit geöffnet, dass die Spitzen seiner Reißzähne im Licht aufblitzten. Sein wunderschönes hellblondes Haar fiel ihm weich und einladend über die Brust. Er trug seine übliche enge schwarze Lederhose und ein leuchtend blaues Seiden-T-Shirt, das er in die Hose gesteckt hatte, so dass sein muskulöser Oberkörper sich perfekt abzeichnete.
Ich betrachtete ihn, und mein Herz schlug vor lauter Vorfreude noch schneller. Devereux war wirklich ein ungewöhnlich schöner Mann. Er öffnete die Augen, und ich fühlte, wie ich fiel – als hätte sich der Teppich, auf dem ich stand, verflüssigt, und ich sank in ein blaugrünes Universum. Ich war mir nie ganz sicher, welche Farbe seine Augen hatten. Aber gibt es überhaupt einen Unterschied zwischen Türkis und Aquamarin? Wie auch immer, im erregten Zustand wirkten sie teuflisch schön und funkelten wie Edelsteine. Na ja, vielleicht war das auch so ein Vampirding. Jedenfalls blinzelte er träge, und ein verdorbenes Lächeln umspielte seine Lippen. Dann legte er die Arme um meine Taille, zog mich an sich und küsste mich.
Ohne zu zögern, schlang ich meine Arme um seinen Hals, schmiegte mich dicht an ihn und erwiderte seinen Kuss. Sein Mund war wundervoll: warm, weich und feucht. Er strich mit seiner Zunge über meine Lippen, worauf ich mich ihm bereitwillig öffnete und ihn einlud, mehr zu nehmen. Ungeachtet aller Zweifel, die ich an meiner Beziehung mit Devereux hegen mochte, war die Chemie zwischen uns nie eine Frage.
Ein Teil von mir verlor sich in der Zärtlichkeit, die allein sein Mund mir zuteilwerden ließ, ein anderer bemerkte, dass wir vor dem Fenster standen, wo uns ganz Denver hätte sehen können. Kaum kam mir dieser Gedanke, löste Devereux den Kuss.
»Ja, ich stimme dir zu, wir brauchen Privatsphäre.«
Meine Praxis bestand aus mehreren Räumen. Einer von ihnen war – auf Devereux’ Insistieren hin – als Schlafzimmer eingerichtet. Meine Klienten würden nie erfahren, was sich hinter dieser Tür befand, aber Devereux und ich nutzten das Zimmer weidlich. Und auch jetzt wusste ich, was ihm vorschwebte, als er mich in seine Arme hob.
Anfangs hatte es mich gestört, dass er mich so oft kurzerhand hochhob und irgendwohin trug – meist in ein Bett. Inzwischen hatte ich mich damit abgefunden. Irgendwie. Manchmal genoss ich es sogar insgeheim, aber natürlich nicht immer. Wir diskutierten oft über sein »Macho«-Gebaren. Er bestand darauf, dass er nicht versuchte, mich zu dominieren, sondern nur seine Gefühle ausdrücken würde. Aber egal, wie er es drehte und wendete, die Wahrheit war, dass es für einen jahrhundertealten Mann schwierig war, die Erwartungen und Bedürfnisse einer modernen Frau zu verstehen. Und für mich war es auch nicht eben ein Klacks, mit einem nachtwandelnden Neandertaler klarzukommen, egal, wie atemberaubend und lässig-elegant er sein mochte. Folglich waren diese Diskussionen noch nicht zu Ende.
Devereux transportierte uns mittels Telepathie ins Schlafzimmer, entzündete die Kerzen, die überall standen, mit einem Zauber, und legte mich auf das große Bett, das von einem plüschigen weißen Seidenüberwurf verhüllt war. Ich seufzte vor Wonne, als ich in der weichen Stoffwolke versank.
Die Bewegung durch Gedanken hatte mich zuerst immer ziemlich aus dem Gleichgewicht gebracht, aber mittlerweile war sie geradezu belebend. Aus unerfindlichen Gründen fand ich es schwieriger, zu glauben, dass Körper sich durch Raum und Zeit verschieben ließen,
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