Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
stattfindet?« Ich schaute mich um. »Ich sehe niemanden, und es ist so still.«
Sie zog die Plastiklasche auf, die das Rückfenster bedeckte, und klappte sie aufs Dach. »Schhh! Wir befinden uns auf der anderen Seite des Parks, aber man weiß nie, wer wo lauert.« Dann wies sie auf einen verbogenen, löchrigen Maschendrahtzaun. »Wir kriechen durch den Zaun und suchen uns eine Stelle, von der aus wir alles unbemerkt beobachten können.« Mit geschürzten Lippen musterte sie meine Kleidung. »Jeans, Pulli und Wanderstiefel sind prima, aber den Mantel lässt du besser hier – falls er wirklich dein Lieblingsmantel ist. Pack ihn vorn in den Wagen, sonst versaust du ihn dir. Ich habe ein paar Parkas, von denen du einen nehmen kannst.«
Ich hob an, ihr zu erklären, dass ich nirgends durchkriechen wollte, doch Maxie beachtete mich gar nicht mehr, weil sie dabei war, Sachen aus ihrem mobilen Katastrophen-Bereitschaftsvorrat auszusuchen.
Also ergab ich mich dem Unvermeidlichen, zog meinen Mantel aus, nahm mein Handy, das Portemonnaie und die Schlüssel aus den Taschen und verstaute alles in einem der schwarzen Parkas. Das aufgeblasene Daunenmonstrum war zu warm für das milde Wetter, und ich kam mir vor wie das Pillsbury-Teigmännchen. In der freien Tasche brachte ich eine Taschenlampe, ein Diktiergerät, ein Taschenmesser, einen Notizblock und einen Stift unter – alles von Maxie angereicht.
»Okay. Du musst eine von denen hier nehmen. Was meinst du, mit welcher du umgehen kannst?« Sie hielt mir einen Elektroschocker und eine Pistole hin und verlagerte ungeduldig ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, als ich beides nur entgeistert anstarrte. »Und? Wo ist das Problem?«
»Wo das Problem ist?«, flüsterte ich lauter, als ich sollte. »Du hast nichts davon gesagt, dass wir bewaffnet auf diese abgedrehte Veranstaltung gehen müssen. Was wollen wir denn mit den Waffen anstellen? Ich dachte, wir verstecken uns bloß und gucken zu. Hast du vor, die Bühne zu stürmen und Geiseln zu nehmen oder so was?« Dieses Abenteuer mutierte von einer interessanten Abwechslung zu einem Unternehmen, bei dem sich mir vor Angst der Magen verknotete.
Maxie sah kopfschüttelnd zu Boden, nahm die Waffen herunter und blickte wieder zu mir auf. »Tut mir leid. Ich bin es gewohnt, solche verrückten Sachen allein zu machen, und da bereite ich mich eben auf alles vor, was passieren kann. Ich hätte es dir sagen sollen. Es besteht immer die Gefahr, dass irgendein Bekloppter ausflippt und gewalttätig wird. Na ja, wenn diese Leute normal und bei gesundem Verstand wären, würden sie sich wohl kaum hier herumtreiben. Andererseits kennst du dich mit unberechenbaren geistig Verwirrten aus.« Wieder hielt sie die Pistole und den Elektroschocker hoch. »Jetzt such dir eine Waffe aus, nur zu meiner Beruhigung! Ich würde gern sicher sein, dass du dich notfalls verteidigen kannst. Klar kannst du auch das Taschenmesser benutzen, doch dazu müsste dir ein Irrer reichlich nahe kommen. Also wäre das nicht die ideale Wahl.«
Sie streckte mir die Pistole hin. »Hast du schon einmal mit so einem Ding geschossen?«
Ich nahm sie. »Nur ein paar Mal, als ein früherer Freund mich mit zu einem Schießstand zerrte. Ich war nicht besonders gut. Wahrscheinlich schieße ich mir in den Fuß.«
Genau genommen hatte ich damals
ihm
in den Fuß geschossen
.
»Nein, tust du nicht. Das Ding hat eine Sicherung. Hier, ich zeig’s dir.« Sie machte mir vor, wie ich die Waffe entsicherte und wieder sicherte. »Nimm sie, okay? Nur für alle Fälle.«
Meine Hand kribbelte, sobald sie sich um den Griff legte, als wollte sie all die Emotionen abwehren, die darin gefangen waren. Kein gutes Gefühl.
»Mir gefällt das gar nicht, Maxie. Das hier ist nicht, was ich mir unter Spaß vorstelle. Für diese Nummer bist du mir einiges schuldig. Durch den Dreck kriechen, eine Waffe tragen, in den Ruinen eines abgebrannten Freizeitparks herumschleichen … nächstes Mal hören wir Jazz und schlürfen Margaritas!«
Grinsend klopfte Maxie mir auf die Schulter. »Du steckst das wahrlich tapfer weg, meine Gute. Was für eine Kämpferin! Ich verspreche dir: Das wird ein unvergessliches Abenteuer!« Sie beugte sich in den Jeep und nickte. »Ja, ich denke, wir haben alles, was wir brauchen. Auf ins Gefecht!« Sie klappte die Plastikplane wieder über das Fenster, zog den Reißverschluss ihrer Jacke zu und trottete zum Zaun.
Ein gutes Stück entfernt drehte sie sich zu mir um.
Weitere Kostenlose Bücher