Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
zu unterdrücken, was jedoch nur bewirkte, dass ich schnaubte, worauf wir beide aufs Neue losprusteten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit beruhigten wir uns wieder und griffen beide nach einem Papiertuch. Ich fächelte mir mit der Hand Luft zu und schüttelte grinsend den Kopf.
»Ich glaube, das hatten wir beide bitter nötig, was?«
»O ja! Mir geht’s jetzt schon besser. Du musst eine heilsame Aura haben, Doc.« Lächelnd stellte sie ihr Weinglas auf den Tisch. »Aber ich habe genug von deiner Zeit verschwendet. Ich fahre mal lieber zu diesem albernen Spektakel und lasse dich in Ruhe tun, was du heute Abend tun wolltest.« Mit diesen Worten stand sie auf. »Entschuldige, dass ich hier mein Innerstes herausgekehrt habe! Das war nicht fair dir gegenüber, wo du dir andauernd solchen Mist reinziehen musst. Ich hoffe, du vergibst mir, dass ich die Heulsuse gemimt habe.«
Ich trank den letzten Schluck aus meinem Glas und stellte es neben Maxies ab. Vielleicht schadete es nicht, wenn ich mir einmal Denvers okkulte Unterwelt aus der Nähe anguckte. Maxie hatte recht gehabt, als sie heute Morgen vorschlug, dass ich das Material für meine Praxis und mein Buch benutzen konnte. Und weil ich nun wusste, was sie durchmachte, brachte ich es schlicht nicht übers Herz, sie allein zu diesem Wahnsinn zu schicken. Wer hätte gedacht, dass diese zynische Reporterin eine solch verletzliche Seite besaß? Wenn ich es ernst damit meinte, ein paar neue Freunde zu gewinnen, bot sich hier die ideale Gelegenheit, einmal von meiner Routine abzuweichen. Risiken einzugehen. Meinem eigenen Therapeutenrat zu folgen. Schließlich hatte ich ein klientenfreies Wochenende und noch nichts vor.
Und interessanterweise stellte ich fest, dass ich mich seit Maxies Ankunft wieder mehr wie ich selbst fühlte. Könnte die seltsame Persönlichkeitsabweichung von ihr verscheucht worden sein? Das hieße, dass Maxie einen positiven Einfluss auf mich hatte.
»Willst du wirklich mit mir dorthin gehen?«, fragte ich. »Wäre es tatsächlich einfacher für dich, wenn ich mitkomme?«
Sie strahlte. »Und ob! Gehst du mit? Mann, das ist klasse! Ich muss wohl öfter mal den Jammerlappen raushängen lassen«, sagte sie lachend. »Tausend Dank, ehrlich! Wie cool! Ich habe eine Freundin!« Sie sank gegen die Sofalehne. »Willst du dich noch umziehen? Ich glaube nicht, dass ein Kleid die beste Wahl für eine Irrenfeier ist. Aber falls du doch so gehen willst, wie du bist, muss ich sagen, dass mir die Nudel fehlt. Eventuell können wir sie wieder aus dem Müll fischen und auf deine Möpse zurückkleben. Ich fand, das war ein echt starkes Statement.« Wieder lachte sie laut, worauf ich mir ein kleines Kissen vom Sessel nahm und es nach ihrem Kopf warf. Sie wehrte die Plüschattacke ab und lachte weiter.
Grinsend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. »Wenn du Witze über meine Accessoires machst, muss ich mir mein Angebot wohl noch mal überlegen.«
Maxie stand auf und verbeugte sich so tief, dass ihr Haar bis auf den Teppich fiel. »Ich bitte vielmals um Vergebung, meine neue Freundin, für meine gedankenlose Bemerkung über deine … Nudel. Ich verspreche, dass ich nie wieder ein Wort über das verlieren werde, was du dir auf die Titten klebst. Es sei denn, es handelt sich um die Hand eines scharfen Typen, versteht sich. In diesem Fall könnte ich womöglich …« Kichernd ließ sie sich wieder auf die Couch fallen.
Mir fiel Devereux’ Hand auf besagtem Körperteil ein, und ich musste lächeln. Maxie war clever. Sie erinnerte mich an Alan Stevens, einen scharfzüngigen FBI -Agenten, den ich vor einer Weile kennengelernt hatte. Zweifellos täte es mir gut, einige Zeit mit jemandem zu verbringen, der gern lachte. Es war schließlich kein Geheimnis, dass ich alles viel zu ernst nahm. Was definitiv ein Nachteil war, den mein Beruf mit sich brachte. Folglich hatte ich nichts gegen ein bisschen Aufmunterung, und welcher Moment eignete sich besser dafür als der gegenwärtige?
»Du bist ein echter Witzbold. Trink ruhig noch etwas, wenn du willst. Ich ziehe mich schnell um und bin gleich wieder da.«
Während wir hinausgingen, konnten wir uns nicht einigen, mit welchem Wagen wir fahren sollten. Maxie bestand darauf, dass wir ihren Jeep nahmen, weil er angeblich praktischer war.
»Was meinst du mit ›praktischer‹? Wollen wir etwa eine Fahrt durchs Gelände machen?«
Sie zog mich am Ärmel weg, als ich zur Garage abbiegen und meinen BMW holen wollte,
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