Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
hakte mich unter und zerrte mich zu ihrem verbeulten Jeep, der an der Straße parkte.
»Nein«, antwortete sie grinsend, »aber soweit mein Informant sagte, ist es dort, wo wir hinwollen, nicht besonders autofreundlich. Anscheinend findet die ›Pfählung‹ in einer verlassenen Gegend statt. Wir verstecken den Jeep irgendwo und schleichen uns zu Fuß an. Ich will möglichst lange unentdeckt bleiben. Auf diese Weise kriege ich mehr von dem zu sehen, was ich eigentlich nicht sehen soll.«
»Aha?« Ich entwand ihr meinen Arm. »Und wieso geht das nicht mit meinem Auto? Es lässt sich genauso gut im Schatten verstecken wie dein Jeep. Du hast bloß Vorurteile gegen schnelle Flitzer.«
Sie öffnete die Beifahrerseite des Jeeps und schob mich kurzerhand hinein. Verdammt, war sie stark!
»Hey, kein Geschubse! Du zerknautschst mir meinen Lieblingswildledermantel!«
Maxie ging auf die andere Seite und stieg hinter das Lenkrad.
»Entschuldige!«, sagte sie, obwohl sie nicht den Eindruck machte, dass es ihr leidtat. »Willst du behaupten, mein Jeep wäre nicht schnell? Ich schwör dir, dieser fahrbare Untersatz hat mich schon öfter aus dem Schlamassel gebracht, als ich zählen kann. Guck mal hinter dich!« Sie stellte die Innenbeleuchtung an, drehte sich halb auf ihrem Sitz, griff nach hinten und hob eine Wolldecke hoch.
Ich wandte mich ebenfalls um und staunte. Der ganze hintere Teil des Jeeps war angefüllt mit Schaufeln, Werkzeug, Essen, Thermojacken und -hosen, einem Zelt, Campingkochgeschirr, Taschenlampen, Kerzen, etwas, das wie angespitzte Pfähle aussah, und Waffen – Schusswaffen und Messer.
Schusswaffen. Messer.
Langsam drehte ich mich wieder zu Maxie. Mein Magen krampfte sich zusammen. »Was in aller Welt soll das denn sein, Maxie? Absolvierst du nebenbei ein Survival-Training? Wozu die Waffen? Und was ist mit den Pfählen? Ich dachte, du wärst noch nie einem echten Vampir begegnet.«
»Nur die Ruhe, Doc! Anscheinend hast du bisher ziemlich behütet gelebt. In meinem Job habe ich es mit allen Sorten von miesen Typen zu tun. Bis ich kapierte, wie gut ich auf mich aufpassen muss, war ich schon einige Male nur knapp entkommen. Als Reporter muss man nun mal den Ratten in ihre Löcher folgen. Und was die Pfähle betrifft, die eignen sich erstaunlich gut, um Möchtegernvampire zu verjagen. Ich benutze eben alles, was funktioniert.« Sie ließ die Decke wieder los und langte in die Kiste zwischen unseren Sitzen. Daraus nahm sie ein Lederband hervor und band sich damit das Haar nach hinten – endlich mal ein Pferdeschwanz, der die Bezeichnung verdient hatte! Maxie bemerkte, dass ich sie beobachtete, und schmunzelte.
»Immer noch fasziniert von dem weißen Haar?«
»Nein. Okay, ja, aber ich frage mich vor allem, wie du mit so langem Haar zurechtkommst. Ist das nicht dauernd im Weg? Und schwer?« Ich dachte an das Gewicht meines Haars, und das war nur halb so lang.
»Nee. Ich bin daran gewöhnt. Das ist eben eines meiner vielen besonderen Kennzeichen. Außerdem gefällt es meiner besseren Hälfte.«
»Bessere Hälfte? Jetzt wird’s spannend! Wieso hast du noch keinen Piep gesagt?«
Sie warf mir ein geheimnisvolles Lächeln zu. »Ich erzähle dir von meinem, wenn du mir von deinem erzählst.« Damit ließ sie den Motor an, stellte die Innenbeleuchtung aus und bog auf die Straße ein.
»Wie kommst du auf die Idee, ich hätte etwas zu erzählen?«
»Sagen wir, für einen unglaublich gutaussehenden reichen Mann ist es nicht leicht, die Reporter und Paparazzi abzuschütteln – nicht einmal in Denver. Einmal an seinem Arm zu erscheinen, kann als lockere Bekanntschaft gedeutet werden. Aber ihr wurdet mehrmals gesehen. Und dann bist du mit deiner Praxis in sein Bürogebäude gezogen, in dem, falls ich das ergänzen darf, sonst ausschließlich Büros seiner internationalen Unternehmensgruppe sitzen. Alle beschränkten kleinen Leute in der Stadt wollen mehr wissen, Doc, und mein Schundblatt von einer Illustrierten hat vor, ihnen mehr zu erzählen. Devereux ist ein umwerfender Mann, auch wenn es komisch ist, dass kein Mensch seinen Nachnamen kennt. Ganz schön mysteriös. Du weißt nicht zufällig, wie er noch heißt, oder?«
»Interviewst du mich mal wieder, Maxie?«, fragte ich schnippisch.
»Mea culpa«
, gestand sie grinsend. »Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.«
Eines musste ich ihr lassen: Sie hatte es geschickt eingefädelt. Und ich konnte ihr wahrlich nicht vorhalten, dass sie ihren Beruf ebenso
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