Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Maxie ihre Tasse ab, blickte mich an und prustete los.
»Hast du dein Haar gesehen?«
Ich lächelte. Ja, hatte ich. »Hast du deins gesehen?«
»Oh ja!« Sie nickte. »Ich habe weder geduscht noch mir die Haare gebürstet noch sonst irgendwas. Ich wusste schlicht nicht, was ich tun sollte, außer hierherzukommen.« Sie wandte den Blick ins Leere. »Ich habe nur bruchstückhafte Erinnerungen an das, was geschah, nachdem die beiden satanischen Möchtegerns mich auf der Galerie schnappten. Mir fehlen jede Menge Einzelheiten. An dem Film in meinem Kopf wurde wild herumgeschnippelt. Vor ungefähr einer Stunde wachte ich in meinem Apartment auf, noch in den Klamotten von gestern Abend, und ich habe keinen Schimmer, wie ich dort gelandet bin.« Nun sah sie in ihren Kaffee. »Scheiße, Kismet! Wie zur Hölle konnten die einfach so auftauchen? Wie haben die mich zu meinem Wagen runtergekriegt, denn ich entsinne mich vage, dass ich gefahren bin. Warum bin ich mir nichts, dir nichts losgedüst und habe dich in dem Park gelassen? Oh Mann! Ich war völlig von der Rolle, als ich aufgewacht bin und überlegt habe, was mit dir passiert sein könnte. Vor allem, nachdem ich dich praktisch genötigt habe, mit mir dorthin zu fahren.« Sie blickte zu mir auf. »Was ist passiert?«
Beinahe wäre ich mit der Wahrheit herausgeplatzt. Ich war drauf und dran, mir alles von der Seele zu reden: dass es Vampire gab, mörderische Rituale und insbesondere einen psychotischen, mordenden Blutsauger. Tatsächlich formten meine Lippen bereits das erste Wort, als mir wieder einfiel, wer mir hier gegenübersaß und womit Maxie sich ihre Brötchen verdiente.
Ich hielt ihrem Blick stand, zeigte meine Mitfühlende-Therapeutin-Miene und hoffte inständig, Victoria hätte übertrieben, was meine Unfähigkeit zum Bluffen betraf.
Maxie hatte mir erzählt, sie hätte nie einen Beweis für die Existenz von Übernatürlichem gefunden. Und sie hatte auch gesagt, dass sie um ihren Job fürchtete. Es brauchte folglich keinen Hirnforscher, um zu begreifen, was sie mit Informationen anfangen würde, die ich ihr gab. Selbst wenn sie nichts von dem beweisen könnte, was ich erzählte, wäre es egal. Ich wäre Inhalt der Story. Ein weiteres Kapitel in den seltsamen Abenteuern einer ehedem angesehenen Psychologin, die vom Teller gedreht war. Angesichts des Revolverblatts, für das sie arbeitete, waren Beweise unwesentlich. Und ich durfte mich und meine Klienten nicht in Gefahr bringen, indem ich mir den Mund verbrannte.
Also streckte ich meine Hand über den Tisch und legte sie auf Maxies. »Woran erinnerst du dich?«
Für einen Moment betrachtete sie mich prüfend, zog ihre Hand weg und hob ihren Becher. Dann sah sie stirnrunzelnd auf den Tisch. Ich spürte sofort, dass sie etwas verbarg, was komisch war, denn eigentlich war ich diejenige, die vermied, irgendwelche unglaublichen Geschichten zu erzählen.
Und kaum bemerkte ich es, wurde mir bewusst, dass meine Intuition sich vorher noch nie bei ihr gemeldet hatte – nicht einmal, als wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Ich spielte unsere gemeinsame Zeit noch einmal durch und versuchte, mich an Gelegenheiten zu erinnern, bei denen mein Radar angeschlagen hatte. Nichts. Das hatte ich noch nie erlebt. In meinem ganzen Leben war ich nie außerstande gewesen, die Gefühle von anderen zu spüren oder zwischen ihren Zeilen zu lesen. Entweder waren meine empathischen Fähigkeiten, mein sechster Sinn im Eimer, oder Maxie schirmte sich besser ab als jeder andere.
Sie sah mich wieder an. »Ich erinnere mich, wie wir bäuchlings auf der Galerie lagen und zuguckten, wie der speckige Typ unten auf der Bühne umgebracht wurde. Oder so tat, als würde er umgebracht, aber das wirkte ziemlich glaubwürdig. Ich hatte gerade wieder angefangen, Photos zu schießen, als ich von zwei Typen in schwarzen Umhängen hochgehoben wurde. Und ab jetzt fehlt eine Seite in meinem Gedächtnisbuch. Ich glaube, ich kam ein bisschen später wieder halbwegs zu mir und sah, wie ich Auto fuhr. Wie zur Hölle konnte ich mir selbst beim Fahren zuschauen? Was hat das zu bedeuten? Hast du gesehen, wie sie mich wegschleppten?« Sie zeigte auf sich.
»Ja. Sie müssen sich von hinten angeschlichen haben, denn ich hörte sie nicht kommen. Da muss eine Treppe gewesen sein. Vielleicht hatten sie uns die ganze Zeit beobachtet.«
Maxie schien skeptisch. »Nee, ich weiß nicht. Ich hätte doch was gehört, wenn sich hinter mir ein paar Möchtegerns
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