Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
Computer an. Falls die Leiche gefunden worden war, würde etwas darüber in den Lokalnachrichten stehen. Die Websites der Zeitungen ergaben nichts. Als ich Carson googelte, bekam ich haufenweise Treffer, die sich jedoch sämtlichst mit seinen Radiopossen befassten. Ich blätterte sogar die Todesanzeigen durch, ohne einen bekannten Namen zu entdecken.
Offenbar wusste also noch niemand davon, deshalb beschloss ich, zum Supermarkt unten an der Straße zu fahren und von dem Münztelefon dort anonym anzurufen. Wie auch immer ich über den unverschämten Radiomoderator dachte, ich konnte nicht einfach vergessen, dass seine Leiche in dem Freizeitpark lag. Sicher hatte er Familie oder Freunde oder irgenjemanden, dem es nicht gleich war, was mit ihm passierte. Ich bewegte mich ein paar Schritte vom Schreibtisch weg und kollidierte abermals mit der Brust des silberäugigen Wahnsinnigen, der grinsend und totenstill in meine Privatsphäre eingedrungen war.
Ich schnappte nach Luft und wollte zurückweichen. Doch er packte meine Oberarme und hielt mich so fest, dass ich mich nicht rühren konnte. Es war gut, dass ich unlängst meine Blase geleert hatte, denn sonst hätte ich hier und jetzt die Teppichpinkelszene aus
Der Exorzist
nachgestellt. Die Energie des Vampirs fühlte sich dunkel und gefährlich an, was größtenteils auch für sein Äußeres galt. Er hatte die Dschinn-Hose durch eine enge Jeans ersetzt, in die er ein rotes T-Shirt gestopft hatte. Sein hüftlanges, dunkles Haar fiel ihm über die muskulöse Brust. Der Schurke sah noch atemberaubender aus, als ich ihn in Erinnerung hatte.
Den Kopf von einer Seite zur anderen neigend, betrachtete er mich. »Dr. Knight – oder darf ich Kismet sagen, wo wir doch so gute Freunde geworden sind?« Seine tiefe Stimme brummte in meinen Ohren und machte mir eine Gänsehaut. Er ließ meine Arme los, trat einen Schritt zurück und umrundete mich einmal. »Offensichtlich hast du keinen Besuch erwartet. Was ist das nur für ein scheußliches rosa Ding, das du da trägst? Und ich muss sagen, derjenige, der dir das Haar macht, gehört ausgeweidet.« Er lachte, was gleichzeitig angenehm und beängstigend klang.
Ich benetzte mir die Lippen, um sprechen zu können. »Was wollen Sie?«
Lächelnd entblößte er eindrucksvolle Reißzähne. »Ich will so vieles, meine süße Kismet. Und ich beabsichtige, alles davon zu bekommen. Aber du hast ein solch übertriebenes mentales Theater um unseren lieben Verstorbenen aufgeführt, dass ich es als meine Pflicht empfand, herzukommen und dir mitzuteilen, dass sich der Angelegenheit bereits angenommen wurde. Es besteht kein Grund, die menschliche Polizei einzuschalten. Zudem könnte ich den Veranstaltungsort nochmals brauchen, weshalb ich es vorziehe, dass er unberührt bleibt.«
Er kam näher, ließ seinen Blick über mich wandern, und ich verlor die Kontrolle über meine Muskeln und Knochen. Er schlang einen Arm um mich und fing mich auf, ehe ich zusammenbrach. Mein Herz raste und schlug so heftig, dass ich fürchtete, es könnte mir die Rippen sprengen. Meine Atemzüge wurden flacher, meine Glieder bleischwer. Er hielt mich mit einem Arm und öffnete mit der anderen Hand den Gürtel meines Bademantels. Dann schob er den Stoff von meinen Schultern, so dass ich nackt in seinem Arm hing.
Ich wollte schreien, fliehen, irgendetwas tun, nur nicht wie erstarrt dastehen; aber mein Gehirn war offline. Wo vorher meine
cerebrale Cortex gesessen hatte, existierte nichts als Watte, die weder Neuronen noch Hirnchemikalien abfeuerte.
Er beugte sich zu mir, so dass sein weiches Haar über meinen Körper strömte, und küsste mich. Die Berührung war elektrisierend, und das buchstäblich. Als würde ich ein blankes Kabel anfassen. Strom floss über meine Haut und pulsierte zwischen meinen Beinen. Ich stöhnte. Ich wusste nicht, wo seine andere Hand war. Sie schien überall zu sein. Noch nie zuvor hatte ich im gelähmten Zustand einen Orgasmus gehabt – was ich auch für ausgeschlossen gehalten hätte –, dennoch geschah es. Er verringerte den Druck seines Kusses und strich mit der Zunge über meine Unterlippe, ehe er seinen Mund tiefer bewegte und … mich biss. Hätte ich jemals mit Halluzinogenen experimentiert, wäre mir gewiss ein Vergleich zu diesem Erlebnis eingefallen. Da dies jedoch nicht der Fall war, ergab ich mich schlicht dem ekstatischen Wohlgefühl, das durch meinen Körper vibrierte. Mein Hals schien zu einer extrem erogenen Zone geworden
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