Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
angeschlichen hätten. Ich habe den schwarzen Gürtel in Paranoia, und ich bilde mir ein, dass ich Freaks auf Meter rieche. Aber selbst wenn es eine Treppe gab, erklärt das noch nicht, wieso ich mich an nichts erinnere.«
Ich seufzte. »Ja, das stimmt.« Hiermit war es offiziell: Im Lügen war ich sauschlecht. Allein um die Wahrheit herumlavieren zu müssen, bescherte mir Bauchschmerzen. Rein technisch hatte ich keinen Beweis, warum Maxies Gedächtnis lückenhaft war, aber ich hatte am eigenen Leib erfahren, wie der blutsaugende Soziopath mit dem Denken anderer spielte, und hegte entsprechend den starken Verdacht, dass er Maxies mentale Bandaufzeichnungen gelöscht hatte. Aber hatte ich eigentlich eine Wahl? Was wäre schlimmer? Informationen zurückzuhalten, die Maxie mir wahrscheinlich sowieso nicht abnehmen würde, oder mich und meine Klienten einem weiteren Medienbombardement auszusetzen, bei dem wir lächerlich gemacht und der öffentlichen Verachtung preisgegeben würden? Die Entscheidung fiel nicht weiter schwer. Ich brauchte nichts zu tun, außer Maxie in die falsche Richtung zu lenken. Vielleicht konnte ich mir am Ende einreden, ich hätte sie vor dem Horror geschützt, von dem sie im Grunde nichts wissen musste.
»Meinst du, du könntest eventuell unter Drogen gesetzt worden sein?«
Sie zog die Brauen hoch. »Drogen? Wie sollen mir die denn verabreicht worden sein? Ich habe nichts gegessen oder getrunken. Obwohl, wenn ich so überlege, ich fühlte mich tatsächlich ganz schön verkatert, als ich vorhin wach wurde.«
»Es ist relativ einfach, ein Sedativum mit einer Spritze zu verabreichen. Unter Umständen fühlt man nicht einmal den Einstich. Das würde jedenfalls den Gedächtnisverlust erklären.«
Maxie staunte mich mit offenem Mund an. Ihre Stimme wurde lauter. »Ach du Scheiße! Du denkst, diese durchgeknallten kleinen Perverslinge haben mich betäubt und irgendwas Widerliches mit mir angestellt? Könnten sie mir wirklich was
getan
haben? Wie …«
Ich hob beide Hände. »Halt! Warte! Das habe ich nicht gesagt.«
Super, Kismet! Du machst alles tausendmal schlimmer. Du bist wahrlich die schlechteste Lügnerin auf Erden!
»Du hast erzählt, dass du in deinen Klamotten aufgewacht bist. Hätten sie etwas mit dir angestellt, dann wohl kaum in voller Montur, oder?«
Sie stutzte. »Nein, wohl nicht.«
Ich nahm meine Hände wieder herunter und faltete sie auf dem Tisch, genau wie es ein normaler, nicht lügender Mensch tun würde. »Und du fühlst dich auch nicht, als wärst du vergewaltigt worden, richtig?«
Ich sollte lieber vorsichtig sein. Das Letzte, was ich will, ist, ihr den Stoff für eine falsche Erinnerung zu liefern. Ich bin ja bereit, zu lügen, aber ich will sie auf keinen Fall verletzen. Hallow sagte, dass sie allein nach Hause gefahren wäre, und das sollte ich tunlichst glauben
.
»Nein«, antwortete sie schulterzuckend, »nicht körperlich. Aber wenn sie gar nichts mit mir anstellen wollten, wieso hätten sie mich dann unter Drogen setzen sollen? Und warum haben sie nicht uns beide weggeschleppt?«
Mein Kopf schwirrte. Sie hatte recht. Warum hatten sie mich nicht mit weggebracht? Wollte ich ihr nichts von dem blutbesudelten Dschinn-Vampir erzählen, musste ich mit einem neuen Lügenkonstrukt aufwarten. Es konnte unmöglich gut für meinen Seelenfrieden sein, wie sehr ich mich allmählich daran gewöhnte, mir Sachen auszudenken. Bald müsste ich meine imaginären Hosenbeine aufkrempeln, so tief watete ich jetzt schon im selbstfabrizierten Morast. Vorerst jedoch atmete ich tief durch und stapfte wieder mitten hinein.
»Ich habe gehört, wie einer von ihnen
Reporterin
sagte, als sie dich hochhoben.«
»Reporterin? Wie in aller Welt konnten sie wissen, dass ich von der Presse bin?«
Ich streckte eine Hand nach ihrem weißen Haarvorhang aus. »Ziemlich auffällig, würde ich sagen. Außerdem hast du gesagt, dass du häufiger bei solchen Veranstaltungen bist. Also würde mich nicht wundern, wenn sie wissen, wer du bist und wie du aussiehst. Vielleicht wollten sie dich weghaben, ehe sie in den richtig kranken Teil ihrer Vorstellung eingestiegen sind. Und sie könnten gesehen haben, dass du Photos gemacht hast.«
Maxie riss die Augen weit auf. »Was können sie vorgehabt haben, dass sie zu so einem drastischen Manöver greifen, wie mich unter Drogen zu setzen? Was kann ein Haufen erbärmlicher Loser schon tun, das eine derartige Vorsichtsmaßnahme rechtfertigt?«
Endlich konnte ich
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