Kismet Knight – Vampire lieben länger / Roman
wechseln. Ich wollte wissen, was passiert war. »Das verstehe ich nicht. Wieso bist du so wütend auf Luna? Was hat sie getan?«
Er blinzelte und sah mich mit strenger Miene an. »Das ist eine lange Geschichte, und es steht mir momentan nicht frei, sie dir zu erzählen.«
Sicher war mir mein Entsetzen anzusehen. »Es steht dir nicht frei? Du meinst, du willst es nicht?« Mein Magen sandte Alarmsignale an mein Gehirn. Ich entsann mich nicht, dass er sich je geweigert hatte, mir etwas über Luna zu erzählen. Vielmehr redete er sonst sehr gern über seine Untergebenen. Was das auch für ein Geheimnis sein mochte, es bedeutete nichts Gutes.
Devereux entspannte sich spürbar, lächelte und fing meine eine Brustspitze mit zwei Fingern ein. Er drückte sie behutsam und lachte, als ich zurückwich.
»Hey!« Ich bedeckte meinen Busen mit beiden Händen, falls er vorhatte, mich dort wieder zu kneifen. Was für ein erbärmlicher Versuch, mich von Luna abzulenken!
Grinsend hob er seine Hände, die Innenflächen zu mir gewandt. »Mach dir keine Gedanken wegen Luna! Wie du bereits häufiger erwähnt hast, ist sie nicht unbedingt dein Lieblings…individuum. Genieß es, dass sie fort ist!« Er verneigte sich und bot mir seinen Ellbogen an. »Lass mich dich zu deinem Zimmer bringen!«
»Komm in meine gute Stube!«, sprach die Spinne zu der Fliege …
Ich suchte in seinem Gesicht nach Hinweisen auf mögliche Hintergedanken und bemerkte einen gleichermaßen verschlagenen wie engelsgleichen Ausdruck. Dies war einer seiner unwiderstehlichsten Blicke.
Also nahm ich seinen Arm und ließ mich von ihm durch das absurd große Wohnzimmer führen.
Natürlich war das Penthouse atemberaubend, denn es gehörte schließlich Devereux. Aber im Gegensatz zu seinen Privaträumen unterhalb des Clubs, die mit seinen Kunstwerken, magischen Tinkturen, Büchern und mystischen Symbolen angefüllt waren, war dieser Raum nur sehr spärlich möbliert und wirkte eher unbewohnt. Alles war so perfekt wie in einem Hochglanzmagazin, fühlte sich jedoch steril an. Leer. Die schwarzen Ledersofas und Sessel bildeten eine leblose Fassade von gehobener Eleganz, ähnlich einem vornehmen Beerdigungsinstitut oder einem Zahnarztwartezimmer in der Vorhölle. In einem scheinbar willkürlichen Muster standen große abstrakte Silberstatuen auf dem polierten Dielenboden verteilt.
Das Fensterglas war getönt, so dass von außen niemand hineinsehen konnte, während man von drinnen einen ungehinderten Panoramablick hatte.
Devereux brachte mich in ein großes Schlafzimmer.
»Wow!« Das letzte Mal, als ich das Zimmer gesehen hatte, war es hübsch gewesen, wenn auch ein bisschen kalt, weil es ganz und gar in Weiß gehalten war. Nun schien alles nach meinem Geschmack verändert worden zu sein. Blau in unterschiedlichen Schattierungen war die dominante Farbe, hier und da von Komplementärtönen durchbrochen.
Mit einem Fingerschnippen erhellte Devereux das Zimmer und schwenkte seine Hand durch die Luft. »Ich hoffe, die Gestaltung sagt dir zu. Mein Personal hat sehr hart gearbeitet, um dir ein einladendes Refugium zu schaffen. Ich möchte, dass du dich wohl fühlst, solange du hier wohnst. Mein Zuhause ist dein Zuhause.«
Ich baute mich vor ihm auf und sah ihn verwundert an. »Schläfst du hier oben?«
Blinzelnd senkte er seinen Kopf und betrachtete mich. Seine Lider mit den dichten, dunklen Wimpern waren halb geschlossen, und seine Mundwinkel bogen sich zu einem milden Lächeln. »Wie du bemerken wirst«, gab er zurück und schritt auf den Wandschrank zu, »wurde das meiste deiner Kleidung und sonstiger Sachen aus dem Stadthaus hergebracht. Außerdem haben wir noch das eine oder andere ergänzt. Falls du sonst irgendetwas brauchst, lass es mich bitte wissen.«
Sehr geschickt! Er wurde besser und besser darin, mir auszuweichen. »Warum vermeidest du es dauernd, diese Frage zu beantworten? Kann es sein, dass du um deine physische Sicherheit während deiner toten Stunden fürchtest, sollte ich wissen, wo du bist?«
»Nein.« Er drehte sich zu mir um und wirkte sehr ernst. »Es ist lediglich eine tiefverwurzelte Angewohnheit von mir, niemandem den Ort meines Aufenthalts tagsüber zu verraten. Indem ich diese Information allen lebenden Seelen vorenthielt, konnte ich über Jahrhunderte sicher sein. Ich vertraue dir absolut, und nachdem wir gebunden sind, werde ich dir meine intimsten Geheimnisse verraten. Du bist nicht die Einzige, die sich auf neue Umstände einstellen
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