Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
Vom Netzwerk:
die Kiefer zurückglitten.
    Ich legte mir zitternd die Arme um den Körper. Der Teil meines Gehirns, der nichts anderes mehr gewollt hatte, als zu tun, was auch immer Luna befahl, wachte auf wie unter einem Eimer kaltem Wasser.
    Ich starrte das Wesen vor mir mit aufgerissenen Augen an.
    Sie hatte von dem Anhänger gewusst, aber der Blutdurst hatte sie solche unwichtigen Details offenbar vollkommen vergessen lassen.
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich diesen Hunger nach Blut jemals vollständig verstehen würde. Diese sklavische Besessenheit, die an die Bedürfnisse eines Süchtigen erinnerte. Aber ich hatte soeben erst eine telepathische Enzyklopädie geliefert bekommen, die mich entsetzte und bei der mir fast übel wurde.
    Aufblitzende Bilder all der Körper, die sie leer gesogen hatte, all der Verwüstungen, die sie angerichtet hatte, waren durch mein Hirn gezuckt.
    Sie hatte vielleicht nicht vorgehabt, mich umzubringen, aber sie hätte es getan – selbst wenn das bedeutete, dass Devereux sie danach vernichtet hätte.
    Ich zitterte am ganzen Körper, eine verspätete Reaktion auf die zweite Nahtoderfahrung dieses Abends.
    Luna trat weiter zurück und setzte sich wieder auf den Stuhl am Küchentisch, den Blick immer noch auf mich gerichtet, die Hände zu Fäusten geballt. Sie versuchte unverkennbar, die Beherrschung zurückzugewinnen.
    Ihre Augen waren trüb und von dunklen Ringen umgeben; ihre Haut war von teigigem Weiß.
    Sie räusperte sich, und als sie dann sprach, klang ihre Stimme heiser. »Du hast Glück, dass Devereux dir diesen Anhänger gab. Wenn du das Ding nicht tragen würdest, hätte ich dich ausgeblutet.Ich hätte versucht, nur so viel zu nehmen, wie ich brauche, um dann eine andere Quelle zu finden, aber wahrscheinlich hätte ich mich nicht beherrschen können. Nach einer Verletzung ist der Hunger schlimmer als zu jeder anderen Zeit.
    Es gibt nichts innerhalb der menschlichen Erfahrung, das dem Bedürfnis nach Blut auch nur nahekommt. Nicht einmal das Verlangen eines Heroinabhängigen nach dem nächsten Schuss.«
    Sie seufzte und leckte sich über die Lippen.
    »Ich muss gehen und mir Nahrung suchen. Solange ich das nicht tue, stelle ich eine Gefahr für dich dar. Nicht, dass mich das störte, aber Devereux stört’s.
    Anhänger hin oder her – sogar jetzt noch kann ich an nichts anderes denken als an den Geschmack deines Blutes und den Puls, der in deinem Hals pocht. Ich gehe und treibe eine von meinen üblichen Quellen auf, einen von meinen Vampirjunkies. Wird nicht lang dauern. Danach komme ich zurück.«
    An einen hungrigen Vampir gerichtet, war es vielleicht eine dumme Frage, aber ich konnte sie mir nicht verkneifen: »Meinst du damit, das du jemanden umbringen wirst?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich gehe zu einem von den Menschen, die uns regelmäßig Blut und Sex anbieten. Wenn ich beides gleichzeitig bekomme, ist der Hunger erst einmal gestillt.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite und starrte mich mit kalten Augen an; als sie wieder sprach, war ihre Stimme tief und ernst.
    »Mach nicht den Fehler zu glauben, dass Vampire im Wesentlichen exzentrische Menschen sind. Dass wir einfach nur ein, zwei unschöne Angewohnheiten haben. Wir sind keine Menschen. Wir holen uns Blut von willigen und unwilligen Opfern. Wir töten, das ist unsere Art. Es macht uns Spaß – unsallen. Du würdest dich vielleicht wundern, wenn du wüsstest, wie viel Vergnügen ich schon allein an der Vorstellung habe, dich leer zu trinken.«
    Sie stand auf, kam zu mir herübergeschlendert und musterte mich durch ihre dichten Wimpern hindurch, ein kaltes Lächeln im Gesicht.
    »Genau genommen könnte man sagen, dass wir eine Verabredung haben, du und ich, gleich in der Sekunde, in der Devereux dich abschießt.«
    Ich öffnete den Mund, um eine weitere Frage zu stellen, aber sie schnippte abfällig mit den Fingern und sagte: »Jetzt reicht’s! Wenn ich nicht allmählich gehe, wird es dir leidtun.«
    Sie verschwand vor meinen Augen, und ich glitt auf den Fußboden hinunter, mit dem Rücken an die Waschmaschine gelehnt. Die Erschöpfung schlug wie eine Woge über mir zusammen.
     

     
    Als ich aufwachte, lag ich im Sonnenlicht auf der Überdecke meines Bettes; Devereux’ Stimme hallte in meinen Gedanken wider.
    »Geliebte, Luna hat mir erzählt, was letzte Nacht geschehen ist. Es tut mir leid, dass ich nicht da sein konnte, um dich zu beschützen. Etwas sehr Seltsames ist im Gang. Ich wurde dazu verleitet, in

Weitere Kostenlose Bücher