Kismet Knight
saphirblauen Augen oder den goldenen Schimmer in seinem dunklen Haar wiedergeben.
Wow!
Ich reichte ihm die Marke wieder. »Warum interessiert sich das FBI für irgendwelche Tierbisse in Denver?«
Er zögerte und studierte mich, als versuchte er herauszufinden, ob ich die Frage ernst meinte oder nicht. »Das war kein Tierbiss. Ich gehe diesen Fällen im ganzen Land nach. Die Polizei hier vor Ort ist auch eingeschaltet. Also, ist Emerald Addison Ihre Patientin?«
»Sie wissen doch, dass ich das weder bejahen noch verneinen kann.«
Mist!
Er hatte natürlich gehört, dass ich dem Arzt gegenüber genau das getan hatte.
»Diese lästige Vertraulichkeitsgeschichte, ja?« Er grinste, und unsere Blicke trafen sich.
Sekundenlang ließ ich mich von seinem Gesicht ablenken.
Er hat wunderbare Augen. Je nachdem, wie er den Kopf hält, sind sie manchmal blau und manchmal violett. Wie das Meer in der Dämmerung. Hallo, komm zurück, Kismet!
»
Äh, welchen Fällen gehen Sie nach? Und was hat Emeralds Situation damit zu tun?« Es war wirklich Zeit, das Thema zu wechseln.
Er lächelte. »Oh, Sie werden auf meine Fragen also nicht antworten, aber ich soll doch bitte Ihre beantworten? Wohl eher nicht. Aber ich wüsste gern, wie ich Sie erreichen kann, einfach für den Fall, dass mir die eine oder andere Frage einfällt, die Sie beantworten
können
. Kann ich auch eine von diesen Karten bekommen, die Sie dem Arzt gegeben haben?«
Ich frage mich, wie es sich anfühlen würde, die Finger durch dieses wundervolle Haar zu ziehen
.
Ich sorgte dafür, dass man mir diesen Gedanken nicht ansah, während ich ihm eine Karte gab. Er angelte ebenfalls eine aus seiner Brieftasche. »Und hier ist meine. Wenn Ihnen irgendetwas einfällt, das mir helfen könnte, denjenigen zu finden, derIhrer Patientin das angetan hat, können Sie mich anrufen – Tag und Nacht.«
Ich nickte und kam mir dabei vor wie eine hormongesteuerte Dreizehnjährige. »Danke, mache ich.«
Unsere Blicke trafen sich und hielten sich ein paar Sekunden lang fest; dann sah er wieder auf sein Notizbuch hinunter, begann hastig zu schreiben und schob sich dabei rückwärts in Richtung Bereitschaftstisch. Midnight, die in der Nähe gestanden und zugehört hatte, teilte mir mit, dass Ronald mit dem Auto vor der Tür wartete. Wir waren auf dem Weg zum Ausgang, als Special Agent Stevens plötzlich wieder neben mir auftauchte und mich am Arm packte.
»Oh, und übrigens, Doc: Seien Sie ein bisschen vorsichtig wegen der Vampire!«
Kapitel 5
Als wir das Krankenhaus verließen, schimmerte die Silhouette der Berge in einer atemberaubenden Farb- und Lichtshow. Leuchtende Rot-, Orange-, Purpur- und Blautöne legten sich um- und übereinander, verschwammen zu Rosa, Pfirsichfarben und Lavendel, während Bahnen aus Sonnenlicht durch Öffnungen in diesem Kaleidoskop hereinströmten. Und gegenüber im Osten funkelten einzelne Lichtpunkte in einer indigofarbenen Leere, als die Sonne hinter den Bergspitzen im Westen versank. Nichts kommt an die Magie eines Sonnenuntergangs in den Rocky Mountains heran.
Wir waren alle müde, und auf der Rückfahrt zu meiner Praxis sprach niemand viel. Es sah so aus, als ob meine beiden Begleiter das Kriegsbeil begraben hätten, denn Ronald erbot sich, Midnight nach Hause zu fahren, und sie nahm das Angebot an. Bevor sie gingen, machte ich mit Ronald einen neuen Termin aus und bedankte mich für seine Hilfe. Es schien ihn in Verlegenheit zu bringen, aber er lächelte mir unsicher zu. Ich freute mich darauf, ihn wiederzusehen; vielleicht konnte ich etwas tun, um der Traurigkeit abzuhelfen, die ich in seinen warmen goldbraunen Augen sah.
Ich kämpfte mit der Entscheidung, ob ich in meine Praxis hinaufgehen und noch etwas arbeiten oder zu einem Glas Wein und einem heißen Bad nach Hause gehen sollte. Das schlechteGewissen siegte, und ich nahm den Aufzug nach oben, wobei ich davon träumte, in eine mit duftendem Schaum gefüllte Wanne zu sinken.
Ich stellte zufrieden fest, dass ich mehrere Nachrichten von möglichen neuen Patienten auf dem Anrufbeantworter hatte, und die nächste Stunde verbrachte ich damit, sie zurückzurufen und E-Mails zu schreiben.
Ich hatte gerade beschlossen, für heute Abend aufzuhören, als die Tür meines Sprechzimmers sich öffnete und zwei der weißesten Männer hereinkamen, die ich jemals gesehen hatte. Ich meine damit nicht, dass sie einfach blass waren wie britische Schauspieler in BBC-Filmen, sondern kreideweiß. Und anders als
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