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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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und beugte sich vor, damit ich nach meiner Aktentasche und Handtasche greifen konnte; dann gingen wir zu meinem Auto.
     

     
    Ich muss auf der Fahrt zu mir nach Hause eingeschlafen sein, denn das Nächste, was ich wahrnahm, war, dass wir angekommen waren und er mich vom Beifahrersitz hob.
    Er trug mich hinauf bis vor die Haustür, und ich fragte: »Woher hast du gewusst, wohin du fahren musst? Ich habe dir nicht gesagt, wo ich wohne.«
    »Ich habe meinen kleinen Partytrick verwendet. Ich kann das Gleiche tun, um deinen Code herauszufinden, oder du gibst die Zahlen selbst ein.«
    Ich sah in sein schönes Gesicht hinauf, entschied, dass mir die nötige Energie zum Streiten fehlte, gab den Schließcode ein und schloss meine Tür auf. Als wir mein Wohnzimmer betraten, platzte ich heraus: »Hey, ich dachte, Vampire könnten nur hereinkommen, wenn man sie hereinbittet.«
    Schon während ich es aussprach, konnte ich nicht glauben, was da gerade aus meinem Mund gesprudelt war. Ich musste irgendeine Kopfverletzung abbekommen haben – ich würde mich niemals über die Wahnvorstellungen eines Menschen lustig machen, wenn ich selbst bei Verstand war.
    »Es tut mir leid. Das war wirklich unbedacht von mir.«
    Er lachte. »Es freut mich, dass du das Spiel mitspielst. Aber dieses Element der Vampirmythologie trifft nicht zu. Wir können kommen und gehen, wie wir wollen. Wo ist dein Schlafzimmer?«
    Ich verspannte mich. »Mein Schlafzimmer? Warum willst du wissen, wo mein Schlafzimmer ist?«
    Er starrte auf mich hinunter, und die Wärme in seinen Augen hatte etwas Fernem und Kaltem Platz gemacht. »Ja, es ist nur klug von dir, uns alle zu fürchten. Ganz gleich, wie sehr einige von uns es vorzugeben versuchen – wir sind keine Menschen und leben nicht nach menschlichen Gesetzen. Aber gestatte mir,dich für heute Abend zumindest zu beruhigen. So schön es auch wäre, dich ins Schlafzimmer zu tragen und dort zu lieben, ich biete lediglich an, dich bis zu deinem Bett zu bringen. Allerdings würde ich lügen, wenn ich jetzt sagte, dass ich nicht auf eine solche Einladung irgendwann in der Zukunft hoffe.«
    Er trug mich in mein Schlafzimmer hinauf, hielt mich mühelos mit einem Arm, während er die Decke zurückschlug, und legte mich hin. Er zog mir die Schuhe aus, deckte mich zu und sah mir in die Augen. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war die wundervolle Stimme, die mir »Schlaf!« zuraunte.

Kapitel 6
    Ich falle. Kann nicht atmen. Mein ganzer Körper ist verkrampft vor Entsetzen, und ich stürze abwärts in etwas, von dem ich weiß, dass ich ihm nicht widerstehen kann. Der Abgrund. Dunkelheit, so vollständig, dass sie mein Fassungsvermögen übersteigt. Ich falle und falle, ohne ein Gefühl für Geschwindigkeit und Ort, nur diese anhaltende, ständig wachsende Furcht. Ich fühle mich eingeschlossen, als rutschte ich eine endlose Röhre hinunter, durch erstickend heiße, dicke Luft. Und dann ohne Vorwarnung hinaus in ein leeres kaltes Nichts. Mein Sein zersprengt in alle Richtungen. Tod. Der Abstieg scheint eine lange Zeit in Anspruch zu nehmen, und eine ferne Stimme kreischt entsetzlich klingende Worte, die ich nicht verstehe und die in die Leere hinein widerhallen. Die Stimme kriecht über mich hin und durch mich hindurch, durchdringt meine Haut wie Hunderte fleischfressender Insekten, und ich schreie in der Dunkelheit, schlage um mich mit Armen und Beinen. Gibt es etwas, das noch schlimmer ist als der Tod? Dann der Schock, als ich in eine warme Flüssigkeit stürze. Blut. Klebrig, dick, nach Kupfer riechend und alt – sehr alt. Die Wucht meines Aufpralls sorgt dafür, dass ich nur ein paar Sekunden an der Oberfläche bleibe, bevor ich feststelle, dass unter mir nichts ist – kein Fußboden. Nichts, das mich trägt. Niemand. Ich gehe unter, immer noch schreiend, keuche und schlucke Blut. Ich ertrinke im Blut und der überwältigenden Hoffnungslosigkeit.Entsetzen, das mein Fassungsvermögen übersteigt. Und jemand lacht.
    »
Nein!«, schrie ich. Ein schrilles Klingeln hatte mich hochschrecken lassen, und meine Augen hatten sich ruckartig geöffnet. Ich fuhr hoch; mein Herz hämmerte. Ich lehnte mich zitternd ans Kopfende meines Bettes und stellte fest, dass sämtliche Kissen und Decken auf dem Fußboden verstreut waren. Bruchstücke des Traums trieben mir durchs Gedächtnis, und das Angstgefühl wurde stärker. Ich wusste, dass ich in meinem Bett und in Sicherheit war, aber die Erinnerung daran, wie ich in die Dunkelheit

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