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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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können Sie noch nicht herkommen.«
    »Wie viel Zeit brauchen Sie dafür?«
    Schon wieder dieser impertinente Ton! Der Ton, der mir mitteilte, dass ich seiner Ansicht nach jetzt Stunden damit verbringen würde, mich vor dem Spiegel herzurichten.
    »Geben Sie mir eine halbe Stunde.«
    »Halbe Stunde. Abgemacht.«
    »Hey, Moment! Wollen Sie nicht wissen, wie Sie zu meinem Haus kommen?«
    Er lachte leise. »FBI, wissen Sie noch? Wir haben da diese ganzen praktischen kleinen Unterlagen. Bis später also!«
    Ich legte auf und wälzte mich, immer noch auf Autopilot, aus meinem warmen Bett. Ich stolperte um das Bett herum, brachte es fertig, die feuchten Laken abzuziehen und in den Wäschekorb zu werfen, und stellte mich dann unter die Dusche. Es dauerte zehn Minuten, in denen ich wie ein Standbild unter dem heißen Wasser stand, bis das Gefühl, dass etwas mir über die Haut kroch, allmählich nachließ und ich mich etwas normaler zu fühlen begann.
    Ich stand da, die Arme gegen die geflieste Wand gestemmt, und wartete darauf, dass das heiße Wasser die Überreste des Alptraums fortspülte. Das Geräusch des scheußlichen Lachens hallte immer noch in meinem Inneren wie eine hartnäckige geisterhafte Erinnerung wider.
    Ich griff nach der Seife, ließ sie über meine Haut gleiten und schwelgte in dem Gefühl der Erneuerung – dem Gefühl, zu mir selbst zurückzukommen. Ich schob sie über eine Seite des Halses und massierte vorsichtig, und als ich die andere Seite einseifte, ließ mich ein scharfer Schmerz zusammenfahren. Unwillkürlich ließ ich die Seife fallen; sie traf mit einem Knall auf dem Wannenboden auf, während ich die empfindliche Stelle mit den Fingern untersuchte.
    »Mist!« Ich trat unter dem Wasserstrahl heraus und schüttelte eine weitere Schicht der Benommenheit ab.
    Die Berührung hatte mir die fürchterlichen Ereignisse des vergangenen Abends wieder lebhaft ins Gedächtnis gerufen. Irgend so ein gemeingefährlicher Irrer hatte sich Zutritt zu meiner Praxis verschafft und mir die Zähne in den Hals gebohrt.
    Die Zähne! Wie hieß doch gleich der Film, in dem der Typ sich das falsche Gebiss seiner Großmutter eingesetzt und an seinen Opfern herumgekaut hatte? Und wie zum Teufel war er in meine Praxis gekommen? Was für eine grauenhafte Nacht! Erst die Psychopathen, dann der Traum. Ja, richtig, und nicht zu vergessen die impertinenten FBI-Agenten, obwohl man dies jetzt wohl nicht mehr als »Nacht« bezeichnen konnte.
    Der Alptraum war jenseits von Gut und Böse gewesen. Ich konnte mich nicht entsinnen, jemals zuvor einen derart lebhaften und beängstigenden Traum gehabt zu haben. Das ganze Blut und die existenzielle Leere. Vielleicht hatten die beiden Arschlöcher, die gestern bei mir in der Praxis aufgetaucht waren, mich noch gründlicher erschreckt, als mir klar gewesen war. Der Traum war wahrscheinlich eine Reaktion auf ihre Drohungen und mein Bewusstsein meiner eigenen Sterblichkeit. Der klassische Sterbetraum vielleicht. Oder auch ein Hinweis darauf, dass mein Hirn gerade zu Rührei wurde. Na ja, was es auch war, ich würde mich später darum kümmern müssen.
    Ich hatte mir noch nicht einmal überlegt, ob ich Anzeige erstatten sollte. Auch da kam wieder die Vertraulichkeitsfrage ins Spiel. Bryce hatte mit Midnight zu tun, und sie durfte ich dabei nicht erwähnen, aber wenn ich ihn anzeigte, würde sie wahrscheinlich mit in die Sache hineingezogen werden.
    Aber ich würde meine Praxis ganz entschieden in ein gesichertes Gebäude verlegen – mit Kameras, Sicherheitsmann ander Tür, dem ganzen Drum und Dran. Schluss mit den ungebetenen Gästen!
    Ich duschte zu Ende, stieg aus der Wanne und wickelte mich in ein extragroßes und dickes Badetuch. Ich schwelgte in der Wärme, als ich zum Spiegel hinüberging, das Kondenswasser fortwischte und einen Blick auf die Verletzung am Hals warf.
    »Verdammt noch mal! Was zum Teufel …«
    Ich starrte das Schlachtfeld an: zwei vollkommen unübersehbare geschwollene Einstichstellen, umgeben von roter Haut mit gelben und purpurnen Flecken. Es sah aus, als hätte ein verwilderter Hund oder etwas in dieser Art mich angefallen.
    Ich öffnete das Medizinschränkchen, wühlte nach der antiseptischen Salbe und überflog das Etikett in der Hoffnung, dort irgendetwas darüber zu finden, dass die Salbe auch gegen menschliche Bakterien half. Ich erinnerte mich, irgendwo gelesen zu haben, dass die Erreger im Mund des Menschen schlimmer waren als alles andere; ich konnte nur

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