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Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
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ausgebeulten alten Trainingsanzug und sah zerfleddert aus. Ich konnte mich nicht einmal erinnern, ob ich mir das Haar gebürstet hatte, bevor ich aus dem Haus gegangen war.
    Es gab wirklich keine Gerechtigkeit auf der Welt, denn er selbst hatte sich absolut nicht verändert. Er war immer noch von klassischer Attraktivität und makellos gepflegt und hätte geradewegs den Seiten des
Healthy Living Magazine
entstiegen sein können. Und wie um mir eins auszuwischen, hatte er sein dickes schwarzes Haar schließlich doch noch wachsen lassen, wie ich es ständig angeregt hatte, als wir noch zusammen gewesen waren. Männer mit fabelhaftem Haar haben einfach etwas an sich.
    »Tom. Wie schön, dich zu treffen!«, log ich und flehte insgeheim meine Gesichtsmuskulatur an, etwas, das mit einiger Sicherheit eine Grimasse war, zu einem überzeugenden Lächeln werden zu lassen.
    Er kam auf mich zu und umarmte mich – beinahe. Eine dieser symbolischen Umarmungen, zu denen ein Kuss in die Luft auf beiden Seiten des Gesichts gehört, wie man es bei den Reichen und Berühmten so oft sieht. »Du siehst noch genauso aus, wie ich dich in Erinnerung hatte.« Woraufhin ich ihn am liebsten gegen das Schienbein getreten hätte.
    Er grinste. »Neulich habe ich plötzlich an dich gedacht und fand, ich müsste wirklich dafür sorgen, dass wir uns treffen, wenn ich nach Denver komme.«
    Hm. Plötzlich an mich gedacht. Das war’s dann wohl mit dieser Wunschvorstellung von den tagtäglichen Seelenqualen, auf die ich gehofft habe, wenn er über den Verlust meiner Liebe nachdenkt
.
    Ich löste mich aus seiner Pseudoumarmung und gestaltete meinen Gesichtsausdruck so neutral wie möglich. Ich musterte die farbenprächtige Körperbemalung, die wohl seine Laufhosen sein mussten, und vermerkte in Gedanken, dass er nach wie vor wenig Hemmungen hatte, sämtliche Produkte und Dienstleistungen der Öffentlichkeit zu präsentieren. Ich zwang meinen Blick aufwärts bis zu seinem Gesicht und zermarterte mir dasHirn, um etwas Originelles zu finden, das ich sagen konnte, aber alles, was mir einfiel, war banales Geplänkel. »Läufst du immer noch jeden Tag?«
    »Ja, unbedingt. Ich muss doch die Zeichen der Zeit noch eine Weile fernhalten.« Er lächelte und klopfte sich auf den flachen Bauch.
    Dr. Klischee. Ich frage mich, ob dieser Mann jemals einen originellen Einfall hat
.
    Er griff nach meinem Arm und zog mich zu einer Bank in der Nähe hinüber. »Können wir uns einen Moment hinsetzen? Jetzt, wo wir uns schon einmal getroffen haben, möchte ich gern alles hören. Was treibst du so? Veröffentlichst du? Bist du verheiratet?«
    Ich setzte mich neben ihn. »Also …« Ich brachte immerhin dieses eine Wort heraus, bevor er loslegte:
    »Für mich läuft es einfach fantastisch. Meine private Praxis in San Francisco ist ein Renner, einmal weil das letzte Buch so ein Erfolg war und dann wegen des Radioprogramms. Du kannst dir nicht vorstellen, wie beschäftigt ich bin und wer alles Vorträge von mir will! Hast du mich bei Dr. Phil gesehen? Ich saß da neulich einmal in seiner Expertenrunde. Oprahs Leute sind mit meinen im Gespräch. Kannst du dir vorstellen, was ein Auftritt in ihrer Show für mein nächstes Buch bedeuten würde? Ich wohne in einem tollen Haus in einem der besten Stadtteile und habe gerade einen neuen Ferrari bestellt. Wenn wir uns das nächste Mal treffen, nehme ich dich mit auf eine Spritztour …«
    Ich konnte einfach nur dasitzen, während er seinen hektischen Monolog weiterführte. Er schien gar nicht zu merken, dass ich nichts dazu sagte oder dass ich ihn anstarrte, als wäre er irgendetwas Zerquetschtes an meiner Windschutzscheibe. War er schon immer so gewesen? Was hatte ich mir eigentlich dabeigedacht? War ich von seinem Aussehen wirklich so geblendet gewesen, dass ich seine Egozentrik nicht bemerkt hatte? Ich amüsierte mich ein paar Sekunden lang damit, in Gedanken die Persönlichkeitsstörungen durchzugehen, die auf ihn zutreffen könnten.
    »Und was ist aus Summer, der Astrologin, geworden?«, unterbrach ich laut.
    »Wem? Oh, ja. Sie war ja wirklich süß. Hat mich angebetet. Sie dachte, ich könne auf Wasser gehen. Aber wir waren wirklich aus zwei verschiedenen Welten, und sie konnte einfach nicht mithalten. Wir haben uns in aller Freundschaft getrennt.«
    Ganz sicher habt ihr das! Würde mich mal interessieren, wie sich ihre Version der Geschichte anhört
.
    Er sah auf seine diamantenbesetzte Uhr hinunter. »Oh verdammt! Sieh dir das

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