Kismet Knight
hinter das Ohr zu schieben.
»Danke … nehme ich an.« Ich war nicht nur von seiner Berührungüberrascht gewesen, sondern auch von dem angenehmen Gefühl an der Stelle, wo sein Finger meine Haut gestreift hatte.
Ich sollte wirklich mehr ausgehen. Und vielleicht hat man in Denver angefangen, Hormone ins Trinkwasser zu schütten
.
Auf einmal fühlte ich mich verlegen. Ich griff in die Tüte mit dem Gebäck, holte einen Keks mit Schokoladenstückchen heraus und kaute laut. Zu laut.
Das kleine Grinsen in Alans Gesicht teilte mir mit, dass er meine Verlegenheit bemerkt hatte und sich darüber amüsierte. Er ließ sich auf seinem Stuhl nach hinten rutschen und legte einen Fuß auf das Knie seines anderen Beins.
Ich dagegen wich weiter vom Tisch zurück, schlug die Beine übereinander und gab mir viel zu viel Mühe, um die Keks krümel zwischen den Zähnen herauszubekommen.
Mein Selbstvertrauen Männern gegenüber ist wirklich unterwältigend – wie üblich
.
»Sie sagen, Sie könnten es mir zeigen – mir beweisen, dass es Vampire gibt.«
Er grinste wieder; mein Unbehagen machte ihm unverkennbar Spaß. »Ja, kann ich. Aber im Moment muss ich erst mal ins Hauptquartier zurück und nachsehen, ob es irgendetwas Neues über Emerald Addison gibt. Haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
Du selbstzufriedener Mistkerl!
»Kommt darauf an, warum Sie fragen.«
Er stand auf, füllte den Kaffeebecher nach und begann dann, in der Küche auf und ab zu gehen. »Ich glaube, es wird Zeit, dass Sie selbst sehen, wo Sie da hineingeraten sind. Ich möchte Sie in diesen Club mitnehmen,
The Crypt
, und Ihnen eine Dosis Parallelwelt verabreichen. Wie wäre es, wenn ich Sie um zehn Uhrabends abhole?« Er griff in die auf dem Tisch stehende Tüte und holte den nächsten Keks heraus.
Es gibt wirklich keine Gerechtigkeit auf der Welt. Der Mann trägt kein Gramm überflüssiges Fett mit sich herum, und ich habe sehr genau hingesehen
.
»Warum wollen Sie mit mir an einen Ort gehen, von dem Sie glauben, dass er ein Vampirnest ist? Haben Sie keine Angst, wieder angefallen zu werden? Und warum sollte ich mitkommen?«
Er sah auf mich herunter und schüttelte den Kopf. »Hey, für jemanden, der kein Wort von alldem glaubt, stellen Sie aber eine Menge Fragen! Ich verschaffe Ihnen einen ersten Blick auf das, was Ian mir erzählt hat. Zum Vampir zu werden bedeutet nicht automatisch, dass man sich in ein bösartiges Monster verwandelt. Das ist Fantasy. Die Persönlichkeit, die man vorher hatte, bleibt auch in dieser neuen Existenz erhalten. Und was in unserem Zusammenhang am wichtigsten ist: Wenn man ein psychotischer Mensch war, wird man ein psychotischer Vampir – und das ist eine ganz neue Ebene der Psychopathologie.«
Er nahm sein Notizbuch vom Tisch und schob es wieder in die Tasche. »Nach dem, was ich bisher herausgefunden habe, sind die Vampire dieser Gruppe im
Crypt
verträglicher – wenn man diese Bezeichnung verwenden will – als die Typen, nach denen ich suche. Sie haben es bisher geschafft, nicht aufzufallen, weil ihr Anführer sie an der kurzen Leine hält und kein Benehmen zulässt, das Aufmerksamkeit erregen würde.«
Dort zu sitzen, während er über mir aufragte, begann mich nervös zu machen, und so stand ich ebenfalls auf. Ich erwartete, dass er mir Platz machen würde, aber er tat es nicht. Er blieb, wo er war, und starrte mich mit seinen trägen Augen und dem viel zu selbstsicheren Grinsen an, das ich auch im Krankenhaus schon gesehen hatte.
Ich hob das Kinn. »Entschuldigung?«
Er lachte.
Arroganter Mistkerl!
Ich wartete darauf, dass er mich vorbeiließ, und als er es schließlich tat, schlenderte ich zur Theke hinüber, füllte meinen Kaffeebecher nach und kehrte zu meinem Stuhl zurück. Ich beschloss, seine Manieren einfach zu ignorieren.
»Haben Sie die Vampire in dem Club schon einmal getroffen?«, fragte ich, während ich den Inhalt meines Bechers inspizierte.
»Ja, ich war mehrmals da. Der Chef dort heißt Devereux, und er war wirklich ziemlich kooperativ. Ich stelle Sie ihm vor.«
Als er den Namen erwähnte, erinnerte mein Körper sich augen blicklich an den Kuss, und ich spürte, wie meine Wangen heiß wurden. Ich glaube, man hätte guten Gewissens sagen können, dass die Vorstellung bereits erfolgt war.
»Aber was ist mit all diesen Geschichten, dass Vampire menschliches Blut trinken? Sehr umgänglich kommt mir das nicht vor«, fuhr ich rasch fort in der Hoffnung, ihn von meiner zweifellos ziemlich
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