Kismet Knight
Verfassung meiner unsterblichen Seele von Brother Luther. In der Regel bekam ich von ihm einen Teil seiner aktuellen Predigt, und seine Bemerkungen waren allgemein und eher unpersönlich gehalten. Heute klang die Mitteilung etwas anders. Er wirkte verstört, redete eine ganze Menge darüber,
mit dem Blute gewaschen
zu sein, und machte eine Bemerkung über Gotteskrieger. Er sprach weiter, bis die für Nachrichten vorgesehene Zeit abgelaufen war und das Gerät ihm mitten in der Tirade das Wort abschnitt. Dies war das erste Mal, dass ich mich bei einer seiner Predigten unbehaglich fühlte, und in Anbetracht der übrigen Ereignisse dieses Morgens erwog ich, der Polizei vielleicht auch von Brother Luther zu erzählen.
Kapitel 8
Eine Stunde später wimmelte es in meiner Praxis von Polizeibeamten und Forensikern. Sie packten den Umschlag und seinen Inhalt ein, konfiszierten den Bleistift, den ich verwendet hatte, um den Stoff nicht anfassen zu müssen, und suchten den Hausflur vor meiner Praxis Zentimeter um Zentimeter nach Hinweisen ab. Alan stand neben meinem Schreibtisch, sah sich das Ganze schweigend an und schrieb in sein unvermeidliches Notizbuch.
Eine ausgesprochen massive Polizistin kam zu mir herüber – massiv auf die Art, wie Gewichtheber es sind. Nicht fett, sondern muskulös, und sie musste über einen Meter achtzig groß sein. Sie trug einen sachlichen marineblauen Hosenanzug und schien Ende vierzig zu sein, wobei die Jahre ihr nicht wohlgesonnen gewesen waren. Ihr grau durchzogenes Haar war zu einer sehr kurzen pflegeleichten Frisur geschnitten, und die Linien in ihrem Gesicht hatten sich eingegraben, bis sie dauerhaft schlecht gelaunt wirkte. Sie sah aus, als hätte sie damals an der Highschool die Hölle durchgemacht und ihre Verbitterung darüber anschließend regelrecht zu einer Kunst entwickelt. Nicht die Sorte Frau, mit der man sich anlegte – von der Schusswaffe, die sie an der Hüfte trug, einmal ganz abgesehen.
Sie marschierte zielstrebig auf mich zu und rasselte: »Sie sind Dr. Knight?«
»Ja.« Ich sah zu ihr auf und kam mir plötzlich vor, als sei ich sechs Jahre alt und gerade zum Rektor bestellt worden.
»Lieutenant Bullock. Ich muss Ihre Aussage aufnehmen.« Sie zeigte mit dem Daumen über ihre Schulter nach hinten. »Setzen wir uns doch da drüben hin.«
Ich nickte. Wir setzten uns auf das Sofa, und ich erzählte ihr, wie ich den Umschlag gefunden, das blutbefleckte blaue Hemd herausgenommen und Special Agent Stevens angerufen hatte. Danach hörte sie auf zu schreiben, legte den Kopf schräg und wartete vermutlich darauf, dass ich weitersprach. Als ich nichts dergleichen tat, fragte sie mit trügerisch ausdrucksloser Stimme: »Wenn ich recht verstehe, ist eine Ihrer Patientinnen verschwunden?«
»Ich fürchte, diese Frage kann ich nicht beantworten.«
Sie senkte das Kinn etwas ab. »Warum das, Dr. Knight? Sie waren es doch, die uns gerufen hat.« Ihr Tonfall wurde sehr ruhig und sehr beherrscht.
Ich spürte die Kälte in ihrem Blick, schluckte hörbar und räusperte mich. »Die Regeln der Vertraulichkeit verbieten mir, darüber zu sprechen, wer mein Patient ist oder auch nicht. Ich habe Special Agent Stevens angerufen, weil es außerhalb meiner beruflichen Erfahrung liegt, einen Umschlag mit einem blutigen Gegenstand darin zu finden. Ich dachte, das sei etwas, das eher in sein Fach fällt.«
Sie hielt eine Sekunde lang meinen Blick fest. »Warum sollte jemand einen Umschlag mit einem blutigen Krankenhaushemd vor Ihrer Tür abstellen, Doktor?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Sie reagierte mit einem unfreundlichen Lächeln und einer hochgezogenen Augenbraue. »Kennen Sie Emerald Addison?«
Ich schwieg und sorgte dafür, dass mein Gesichtsausdruck nichtssagend und freundlich blieb.
Sie rückte näher an mich heran und sah mir in die Augen. »Ich weiß, dass Emerald Addison Ihre Patientin ist. Sie behindern die Arbeit der Polizei, wenn Sie nicht kooperieren. Ich brauche Kopien von allem, was Sie über ihre Freunde wissen, die schließlich ebenfalls Ihre Patienten sind«, erklärte sie; ihre Stimme wurde lauter.
Ich spürte, wie ich mich verspannte. »Lieutenant Bullock, ich kann nur wiederholen, was ich schon gesagt habe: Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich muss mich an die Regeln der Vertraulichkeit halten.«
Sie stand abrupt vom Sofa auf. »Sie fangen an, mir auf die Nerven zu gehen, Dr. Knight!«
Sie schritt vor mir auf und ab, blieb dann stehen und beugte sich vor, bis unsere
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