Kismet Knight
und ein paar Minuten lang schlangen wir in schweigender Hingabe vor uns hin. Es gibt nichts Besseres als Stress und Hunger, wenn man sich auf seine primitiven Wurzeln besinnen will.
Aus irgendeinem Grund fiel mir dabei plötzlich ein, dass Vampire keine feste Nahrung zu sich nehmen. Ich würde nie mit Devereux über einer gemeinsamen Mahlzeit am Tisch sitzen – zumindest nicht über einer Mahlzeit, die ich mir freiwillig vorstellen wollte. Es sei denn natürlich, wir waren alle verrückt geworden oder es waren wirklich irgendwelche halluzinogenen Drogen ins Trinkwasser geraten, und nichts von alldem passierte in Wirklichkeit.
Ich hielt mitten in einer Schaufelbewegung inne und trank mehrere Schlucke Wein. »Du hast also mit Devereux geredet. Worüber?«
Alan hatte seine erste Tellerladung bereits vernichtet und streckte die Hand nach Nachschub aus.
»Das war tatsächlich ziemlich merkwürdig. Er war mittendrin in seinem Bericht über seine lange Fehde mit Bryce, und dann plötzlich hörte er auf zu erzählen und schloss seine Augen. Er sagte: ›Sie ist fort; er hat sie geholt!‹ Ich wollte schon fragen, wer da geholt wurde und von wem, aber bevor ich den Mund aufmachen konnte, war er verschwunden.«
Ich bediente mich ein zweites Mal bei den Frühlingsrollen. »Er ist gegangen, meinst du?«
»Nein. Er ist verschwunden. Vampire sind den Beschränkungen von Raum und Zeit nicht auf die gleiche Art unterworfen wie wir. Sie bewegen sich mit Gedankenkraft durch beides hindurch.«
»Das verstehe ich nicht. Die Materie ist nun einmal bestimmten Gesetzen unterworfen. Körper aus Fleisch und Blut können nicht einfach an einem Punkt verschwinden und ihre Moleküle an einem anderen wieder zusammensetzen – das
Star-Trek
-Stadium haben wir einfach noch nicht erreicht.«
Alan erledigte die zweite Ladung und ging in die Endrunde, indem er dem Brennstoff, der bereits seinen Weg hinunter inseinen trügerisch flachen Bauch gefunden hatte, eine eindrucksvolle dritte Schicht hinzufügte. »Devereux würde jetzt sagen, es gibt Beschränkungen, wenn man daran glaubt, dass sie da sind. Aber ich habe ihn schon viele Male verschwinden und wieder auftauchen sehen, also habe ich auch kein Problem mit der Vorstellung, dass Vampire mit Gedankenkraft reisen können, nicht nur in dieser Dimension, sondern auch in allen anderen.«
Ich schob meinen Teller fort; endlich fühlte ich mich satt.
»Andere Dimensionen? Weißt du, jedes Mal, wenn wir uns unterhalten, werden die Geschichten abgedrehter. Hast du vor, mir als Nächstes zu erzählen, dass die Vampire in Wirklichkeit Außerirdische sind und die Herrschaft über die Erde übernehmen wollen? Oder vielleicht kontrollieren sie uns mit dem Geist, und wir sollen alle in große Gehege getrieben werden, wo wir als wandelnde Blutkonserven auf das bevorstehende große Untotengelage warten?«
Er lachte leise. »Nein, ich habe nicht vor, dir irgendetwas davon zu erzählen, aber du musst zugeben, es wären lauter interessante Hypothesen. Ich werde sie mir merken. Soll ich die Sache mit Devereux weitererzählen, oder möchtest du dich lieber über meine Marotten lustig machen?«
»Oh, bitte, rede weiter!«
»Jedenfalls, nachdem er weg war, ging ich wieder nach oben und dann ins Freie und habe nach dir gesucht. Natürlich warst du nicht da, aber ich habe Devereux gefunden; er lehnte an der Mauer, vielleicht einen halben Block vom Eingang entfernt. Er stand einfach da, mit geschlossenen Augen, und als ich näher kam, sagte er: ›Derjenige, der sie geholt hat, ist nicht nur böse, sondern auch wahnsinnig. Sein Geist ist gespalten, und er ist mehr Tier als Vampir.‹«
Alans Stimme hatte sich verändert – er ahmte Devereux’ Tonfall und Ausdrucksweise nach.
»Zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer noch keine Ahnung, von wem er eigentlich spricht. Er fuhr fort: ›Ich bin mit ihrem Geist verbunden, ich müsste in der Lage sein, sie zu spüren, aber er hat etwas getan, das ihre Energiekennung blockiert. Er hat ihren Geist mit seinem eigenen überwältigt und verhindert es, dass wir in Kontakt treten. Ich habe wenige andere getroffen, die mächtig genug waren, dies zu tun. Sie ist in großer Gefahr. Sie muss gefunden werden!‹«
Ich lächelte über die höchst überzeugende Devereux-Imitation und schüttelte den Kopf. »Du erinnerst dich Wort für Wort an das, was er gesagt hat? Das ist ein ziemlich bemerkenswertes Gedächtnis, das Sie da haben, Special Agent Stevens.«
»Ja, es ist manchmal
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