Kismet Knight
schienen.
Ich murmelte etwas und schob mich näher an das Bett heran. Die Kleider waren wundervoll. Es waren beinahe Kunstwerke. Selbst für einen Menschen mit meinem recht beschränkten Verständnis für modische Fragen war das unverkennbar. Ein schimmernd blaues Gewand zog meinen Blick an, und ich strich mit den Fingern über den weichen Stoff und seufzte. Das Kleid kam mir schon jetzt vor, als gehörte es mir.
»Sie sind schön, diese Kleider. Sie sind fantastisch. Aber ich verstehe nicht ganz, warum du sie gekauft hast. Zu welchem Anlass sollte ich so etwas tragen? Und es wäre ja nicht mit Kleidern allein getan.« Ich sah auf meine nackten Füße hinunter. »Wenn du mir rechtzeitig gesagt hättest, dass du mich aus meinem Wohnzimmer wegbeamen würdest, dann hätte ich Schuhe angezogen.«
Er lächelte und schlenderte zu einem reichverzierten hölzernen Schrank hinüber, öffnete die große Doppeltür und zeigte mir die Schuhkartons und die Schubladen voll exquisiter Dessous darin. Und alles hatte praktischerweise meine Größe.
Er verneigte sich und wies mit einer ausladenden Armbewegung auf die Kollektion. »Ich glaube, wir haben alles, was du brauchen könntest.«
Was soll das geben? Aschenputtel auf Vampirisch? Sollte ich das jetzt schmeichelhaft oder restlos gespenstisch finden?
»Wo hast du dieses ganze Zeug für mich gefunden? Und warum willst du, dass ich es trage?«
Er setzte sich neben mich auf eine Kante des Bettes. »Du bist eine schöne Frau. Du solltest dich mit schönen Dingen schmücken. Und es ist nur angebracht, wenn du dich für die Zeremonie kleidest.«
Ich trat instinktiv einen Schritt zurück. »Zeremonie? Welche Zeremonie?«
Ein Jungfrauenopfer? Mit mir nicht, meine Herren! Draculas Braut? Das Abendessen für den Zirkel? Ganz gleich, welches davon es sein soll, ich spiele nicht mit!
»
Ein Ritual, das deinem Schutz dient. Du wurdest von dem finstersten Geist gerufen, mit dem ich je zu schaffen hatte. Noch jetzt spüre ich seine Gegenwart.«
»Ein Ritual zu meinem Schutz? Moment mal! Woher weißt du, wer mich gekidnappt hat? Hattest du irgendetwas damit zu tun? Was weißt du darüber, dass ich auf einem Friedhof gelandet bin?«
Er hob mit einer anmutigen Geste eine Hand, seine Handfläche zeigte nach außen. »Ich hatte nichts mit deiner Entführung zu tun, aber als ich an diesem Abend erwachte, habe ich Verbindung zu deinem Geist aufgenommen, deine Erinnerungen gelesen und herausgefunden, was geschehen war. Du bist in großer Gefahr, und ich muss dich beschützen.«
Okay. Ich weiß nicht, ob er Merlins Geist, ein Vampir, ein Fall fürs Irrenhaus oder alles auf einmal ist, aber mir reicht’s jetzt!
»
Weißt du, das hört sich immer mehr nach irgendetwas aus einem zweitklassigen Horrorfilm an, und ich glaube, ich spiele jetzt nicht mehr mit. Ich möchte, dass du mir ein Taxi besorgst, damit ich nach Hause fahren kann.«
Ich ging rasch in Richtung Tür, und plötzlich war er da, unmittelbar vor mir, und versperrte mir den Weg.
Er legte mir einen Finger unter das Kinn und hob mein Gesicht an, so dass unsere Blicke sich trafen. Sein Gesichtsausdruck war sehr ernst.
»Ich hätte mich dir gegenüber von Anfang an deutlicher ausdrücken sollen. Ich hätte mit deinem Bedürfnis rechnen sollen, alles zu durchschauen und zu analysieren. Ich wollte dich nicht dadurch abschrecken, dass ich zu schnell vorgehe, aber ich weiß jetzt, dass ich Fehler gemacht habe. Bitte erlaube mir, es wiedergutzumachen!«
Er beugte sich über mich und drückte seine Lippen zu einem sanften Kuss auf meine, und ich nahm die nächste Ausfahrt nach Euphoria – wieder einmal.
Ich griff nach oben und legte die Hände um sein Gesicht, presste mich mit meinem ganzen Körper an ihn, während der Kuss intensiver wurde.
Erst schlage ich ihn, dann küsse ich ihn. Ich definiere hier gerade den Begriff »Stimmungsschwankungen« neu
.
Wir standen da wie miteinander verschmolzen, aber nicht annähernd lange genug; dann ließ ich meine Hände von seinem Gesicht gleiten und trat zurück. Ich musste mehrmals zum Sprechen ansetzen, bevor ich meine Stimme wiedergefunden hatte.
»Was ist es also, das du mir hättest erzählen sollen?«
Er griff nach meiner Hand. »Dies wird eine Weile dauern. Es ist besser, wenn du es dabei bequem hast.«
Hm – ist das die vampirische Version von »Sollen wir uns lieber auf den Rücksitz setzen?«
Er führte mich zum Bett hinüber, sammelte die Kleider auf und legte sie über die
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