Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
Vom Netzwerk:
Kreis gegenüberstand, in die Augen, und sie streckte den Arm aus. Er schnitt ihr mit dem Dolch leicht an ihrem Handgelenk in die Haut und fing das herabtropfende Blut in dem Kelch auf. Ein Brüllen stieg von der Menge auf.
    Ringsum streckten sich jetzt die Arme vor, während der Lärm anschwoll.
    Devereux ging den Kreis ab und wiederholte diesen Vorgang so oft, bis der Kelch gefüllt war.
    Ich war so schockiert und fasziniert gewesen, Devereux’ plötzliche Wandlung vom Objekt meines Begehrens zum Phlebologen zu verfolgen, dass ich zunächst nicht bemerkt hatte, was außerdem noch vor sich ging.
    Die Leute sogen sich wechselseitig Blut aus ihren Wunden.
    Okay, ich nehme an, man hätte darüber streiten können, ob es sich hier um
Leute
handelte.
    Die Vampire also sogen sich wechselseitig Blut aus ihren Wunden.
    Und auch
saugen
traf die Sache nicht wirklich.
Fressrausch
wäre dem, was ich sah, nähergekommen.
    Ich merkte, wie mir der Kiefer herabfiel, als die Blutsauger sich Handgelenke und Kehlen vornahmen, manche von ihnen gemeinsam zu Boden stürzten; einige der Anwesenden waren bereits so berauscht von ihrem Festmahl, dass die ersten Kleidungsstücke heruntergerissen wurden und weitere Körperteile ins Spiel kamen.
    Eine Vampirorgie. Einfach perfekt.
    Ich setzte mich instinktiv auf meinem Sessel nach hinten in der Hoffnung, der Wahnsinn würde vor mir haltmachen. Amara griff wieder nach meiner Hand, und ich hob den Blick zu ihr. Ihre Augen waren groß und leuchtend, grüner als Devereux’, und sie sagte: »Er würde dich niemals verletzen. Du musst ihm vertrauen.«
    In diesem Augenblick kam er zu uns zurück, den Kelch in den Händen, während sein Haar hinter ihm herströmte. Seine Augen waren wild, von einer Umgezähmtheit, die er mir noch niemals zuvor gezeigt hatte, und sein Gesicht war von erschreckender Schönheit. Ein gefallener Engel.
    Er hielt den Kelch mit der linken Hand von sich ab und legte den freien Arm um seine Mutter. Ihre Blicke trafen sich, und sie nickte und neigte ihren Kopf zur Seite. Devereux beugte sich vor, entblößte seine Reißzähne und grub sie in Amaras Hals. Sie keuchte, und dann schloss ihre Hand sich um seinen Hinterkopf.
    Ich wusste nicht, was ich mit mir selbst anstellen und in welche Richtung ich sehen sollte. Devereux hatte gerade seine Mutter gebissen, und allem Anschein nach schien sie es zu genießen. Es war etwas sehr Sinnliches an der Art, wie er an ihrem Hals sog, und ich konnte mir nicht recht vorstellen, dass dies ein psychologisch gesunder Aspekt einer Mutter-Sohn-Beziehung war.
    Andererseits, sie ist tot – gelten dann vielleicht andere Regeln?
    Nach einigen wenigen Sekunden hob er seinen Kopf, umarmte sie wieder, sagte etwas in der fremden Sprache und wandte sich erneut zu mir, während er sich das Blut von den Lippen leckte.
    Devereux hob den Kelch hoch, und der Gesang setzte abermals ein. Die Vampire erhoben sich vom Fußboden, lösten sich voneinander, stimmten in die Melodie ein, während der Kreis sich wieder schloss.
    Als die Musik anschwoll, empfand ich von neuem das seltsame tranceartige Gefühl.
    Devereux kniete vor mir nieder, bot mir den Kelch an und sagte: »Ein einziger Schluck, Geliebte.«
    In meinem Gehirn brach ein Sturm des Widerwillens los. Ein Teil von mir kämpfte bereits darum, von dem Sessel aufstehen zu können, flehte meine Beinmuskeln an, sich doch bitte zurückzumelden. Aber diese Muskeln hatten sich stattdessen auf die Seite eines anderen Teils von mir geschlagen, des Teils, der erwog, Devereux die Kleider vom Leib zu reißen und sich auf ihn zu stürzen. Ein einziger Schluck Blut war wirklich kein hoher Preis, wenn er mir die Möglichkeit bot, diesen blonden Gott endlich berühren zu dürfen. Nur gut, dass all das nicht in Wirklichkeit geschah!
    Meine Hände streckten sich nach dem Kelch aus, und er reichte ihn mir. Er war warm. Ich hob ihn an meine Lippen, sah über den Rand hinweg in seine erstaunlichen Augen und trank. Aus irgendeinem Grund hatte ich mir vorgestellt, Blut würde so ähnlich schmecken wie Tomatensaft. Es tat nichts dergleichen. Aber als ich feststellte, dass der Geschmack dick und unangenehm war, hatte ich bereits einmal kurz gewürgt und den Mundvoll hinuntergeschluckt. Ich hustete und streckte dieZunge vor in der Hoffnung, der Geschmack würde sich verflüchtigen.
    Ganz entschieden ein Traum. Ich würde niemals Blut trinken, wenn ich wach wäre! Keinerlei Grund zur Besorgnis. Einfach bloß ein Traum
.
    Er formte

Weitere Kostenlose Bücher