Kiss and kill: Thriller (German Edition)
Silvester gebeten. Allerdings hatte Griff jeden gemeinsamen Tag und jede gemeinsame Nacht zu etwas Besonderem gemacht. Griff klopfte an ihre Schlafzimmertür und rief: »Bist du bereit, Liebling? Es ist nach elf, und ich möchte in der Luft sein, wenn es zwölf schlägt.«
»Komme sofort!« Ein letztes Mal sah sie sich in dem Standspiegel an.
»Mach dich nicht zu elegant zurecht. Trag was Hübsches, aber Bequemes«, hatte Griff ihr gesagt.
Sie hatte sich etwas aus den zahlreichen neuen Sachen im Wandschrank ausgesucht: eine dunkelbraune Cordhose, braune Stiefel, einen roten Rollkragenpullover und einen Kamelhaarmantel. Für ihr Make-up und Haar hatte sie sich Extrazeit genommen und sogar die goldenen Diamantohrringe angelegt, die Griff im Handschuhfach ihres Trucks versteckt hatte – als Überraschung.
Pudge war stundenlang am Strand entlanggewandert, von Zweifeln und Unsicherheit geplagt. LaTasha war vor fast einer Woche mit dem Ruderboot abgetrieben und bei dem heftigen Gewitter wohl mitsamt Boot im Meer versunken. In den Nachrichten war nichts von einem gefundenen Boot gemeldet worden, und er hatte sämtliche Nachrichten gesehen, die er über Satellit empfangen konnte, sowohl die amerikanischen Kanäle als auch die der angrenzenden Länder. Außerdem hatte er im Internet nachgeforscht, ob irgendwo eine Geschichte auftauchte, die zu seiner Flüchtigen passte.
Sie ist tot.
Wenn sie bisher nicht gefunden wurde, würde sie auch später keiner mehr finden. Einer seiner Schüsse hatte wahrscheinlich ein Leck ins Boot geschlagen, so dass es binnen Stunden versunken war und LaTashas Leiche mit auf den Meeresgrund genommen hatte. Es gab keinen Grund zur Sorge. Sie war längst Fischfutter.
Er würde noch ein oder zwei Tage warten, dann rief er Nicole und Griff an und gab ihnen ihre Hinweise. Neues Spiel, neue Regeln. Nur dass keiner von beiden die neuen Regeln kannte und sie erst von ihnen erfahren sollten, wenn es zu spät war.
Pudge war zu dem Schluss gekommen, dass Nicole sein Spiel ruiniert hatte. Sie hatte ihm den ganzen Spaß daran verdorben. Deshalb hatte er auch bei LaTasha versagt, weil sie ihn langweilte, und das war einzig und allein Nicoles Schuld.
Zweifellos würde auch Mia ihn langweilen. Aus dem Grund hatte er ein neues Spiel ersonnen und neue Regeln aufgestellt. Mia sollte nicht seine Beute sein. Sie wäre sein Köder.
Sobald Nic es sich auf dem weichen Ledersofa im Powell-Jet bequem gemacht hatte und Griff seinem Piloten Jonathan gesagt hatte, er könnte starten, versuchte sie erneut, ihm ihr Flugziel zu entlocken.
»Bitte«, jammerte sie wenig überzeugend, »verrat mir, wo wir hinfliegen.«
Er küsste sie auf die Nasenspitze. »Wenn ich es dir verrate, ist es keine Überraschung mehr.«
Mit einem gespielten Schmollen verschränkte sie die Arme vor der Brust.
Griff lachte. »An diesen albernen Mädchentaktiken musst du wirklich noch arbeiten! Im Jammern und Schmollen bist du grottenschlecht.«
»Weil ich es total bescheuert finde, wenn Frauen das tun. Aber da ich in deiner Nähe jeden Tag mehr und mehr zum zarten Frauchen mutiere, dachte ich mir, ich probier’s mal.«
»Wie kommst du darauf, dass du zum zarten Frauchen mutierst?«
Sie tippte an einen ihrer Ohrringe. »Diamantohrringe. Wenn die nicht …«
»Für dich gemacht sind«, ergänzte Griff. »Sie sind wunderschön, genau wie du.«
»Tja, aber es sind nicht nur die Ohrringe.« Sie klimperte mit den Wimpern. »Ich habe mich in eine sexsüchtige Femme fatale verwandelt. Und das ist ganz allein dein Werk.«
Griff lachte so, dass Nic das Gefühl hatte, dass das Flugzeug vibrierte. »Dann sieh dir erst mal an, was du mit mir gemacht hast. Du hast einen rundum zufriedenen Playboy in einen einfältigen, liebeskranken Idioten umgepolt.«
Sie riss die Augen weit auf. »Hmm … liebeskrank vielleicht. Einfältig? Auf keinen Fall. Und du, mein geliebter Griff, wirst niemals ein Idiot sein.«
Eine Glocke erklang. Nic sah zu Griff, der auf den Knopf seiner Armbanduhr drückte.
»Es ist Mitternacht«, sagte er.
»Frohes neues Jahr, Griff.«
»Frohes neues Jahr, Nicki.«
Mit diesen Worten nahm er sie in die Arme und küsste sie.
Nach dem Kuss sagte er: »Sanders hat uns ein Abendessen eingepackt, Aufschnitt, Käse, frisch gebackenes Sauerteigbrot und Champagner.«
»Ich werde demnächst eine Diät machen müssen«, seufzte Nic. »Inzwischen bin ich schon wieder auf meinem Normalgewicht.« Dann lachte sie. »Und das heißt, vier
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