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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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und seinen olivgrünen Hosen biss. Entweder war er farbenblind oder er hinterließ gerne einen bleibenden Eindruck.
    »Mister Eddie Mulligan?«
    »Yep, das bin ich«, bestätigte er und streckte mir die Hand entgegen.
    Ich ergriff sie. Sein Händedruck war fest, aber nicht zu fest. Das hier war ein Mann, der mit sich selbst und der Welt im Reinen war. Cordelia hatte recht. Ich konnte die Gabe in ihm fühlen, so wie in ihr. Eddie Mulligan war kein gewöhnlicher Mensch.
    »Also, wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er. »Wenn Cordy Sie geschickt hat, muss es sehr wichtig sein.« Er führte mich in den vorderen Teil des Ladens.
    »Ist es«, versicherte ich. »Ich bin auf der Suche nach … ähm, einem Sunwalker.« Es war mir peinlich, das auch nur laut auszusprechen.
    Für einen Augenblick erstarrte er, dann lachte er leise auf. »Guter Witz. Sunwalker sind ausgestorben.«
    »Dann hat es sie also gegeben?«
    »Oh ja, in der Tat. Früher einmal.« Er winkte mich zum Tresen und verschwand dann kurz dahinter.
    »Können Sie mir mehr darüber erzählen?«, fragte ich, als er sich wieder aufrichtete.
    Er musterte mich scharf und schien mich zu beurteilen. Dann nickte er kaum merklich und wuchtete ein in Seide eingeschlagenes Paket auf den Tresen. Behutsam wickelte er es aus und ein altes Buch, komplett mit Ledereinband und Messingbeschlägen, kam zum Vorschein. Genau so hatte ich mir das Doomsday Book immer vorgestellt.
    »In Ordnung«, sagte er schmunzelnd und schlug das Buch auf. »Schauen wir doch mal, was dieses kleine Schätzchen über Sunwalker zu erzählen hat.«
    Er blätterte die Seiten durch und Staub wirbelte auf. Ich nieste. »Oh, tut mir leid.« Er lächelte mich entschuldigend an. »Ich ziehe dieses Buch nicht oft zurate. Die meisten haben nur Fragen zu ganz gewöhnlichen Vampiren, Werwölfen und so weiter. Nach Sunwalkern fragt eher selten jemand.« Allmählich fragte ich mich, was für Kunden Eddie Mulligan hier betreute. Es kam nicht oft vor, dass mir ein Zivilist über den Weg lief, der über all diese Kreaturen Bescheid wusste. Jedenfalls keiner, der einigermaßen bei Verstand war.
    »Okay.« Bei einer Seite, die eine Zeichnung eines gut aussehenden, muskulösen Mannes zeigte, hielt er inne. Er sah aus wie ein Mensch, aber das war er offensichtlich nicht. Die Fangzähne verrieten ihn irgendwie.
    »Das ist ein Sunwalker?« Er sah verdächtig nach dem Typen aus, den ich letzte Nacht im Traum gesehen hatte, der Ritter mit den Meeraugen.
    »Ja, so ist es.« Er lächelte zu mir hoch. Jetzt fiel mir auf, dass seine Augen leicht mandelförmig waren. Das könnte die vielen Bücher über chinesische Folklore und Drachen erklären. Ich hoffte von ganzem Herzen, dass ich ihn niemals wegen eines Drachens um Hilfe bitten musste.
    »Was steht da?«
    Mit dem Finger strich er die Seite entlang. »Also gut, der Legende nach ist ein Sunwalker in erster Linie ein Vampir, dem das Tageslicht nichts anhaben kann.«
    Großartig. So viel wusste ich bereits.
    Er fuhr fort. »Hier steht außerdem, dass Sunwalker Abkömmlinge einer alten, vor langer Zeit vernichteten Rasse sind.«
    »Steht da auch etwas darüber, wer sie waren? Diese alte Rasse, meine ich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, darüber steht hier nichts. Sehr interessant. Ich frage mich … Auf jeden Fall wurde der letzte Sunwalker demnach im dreizehnten Jahrhundert getötet, während des Vernichtungsfeldzuges, den der französische König gegen den Orden der Tempelritter führte.«
    Ich blinzelte. Das hatte ich nicht erwartet. »Wie bitte? Haben Sie gerade Tempelritter gesagt?« Ich schluckte schwer. Mein Ritter war doch ganz sicher nur ein Zufall.
    »Ja, anscheinend waren die Tempelritter mit den Sunwalkern verbündet. Sie haben sie beschützt, irgend so etwas. Weiß der Himmel. Auf jeden Fall verschwanden die Sunwalker zusammen mit den Templern.« Mit einem dumpfen Knall schloss er das Buch und eine weitere Staubwolke traf mich.
    Wieder nieste ich. »Aber ich dachte, einige der Templer konnten der Säuberungsaktion entkommen?« Im Geschichtsunterricht in der Schule hatten sie jedenfalls nie etwas von Sunwalkern gesagt.
    Er zuckte mit den Schultern und schlug das Buch wieder in die Seide ein. »So sagt man, aber niemand weiß, ob an diesem Gerücht etwas dran ist. Es ist so lang her. Überlieferungen sind verloren gegangen, Wahrheiten wurden vertuscht.« Stirnrunzelnd verstaute er das Buch wieder unter dem Tresen. »Allerdings nehme ich an, dass dieses Buch die

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