Kissed by Darkness
gebrochenes Herz geheilt oder mir die Angst genommen. Und eben jene Angst machte mich in der Gegenwart von Männern völlig untauglich.
Hitze stieg mir in die Wangen. Vielleicht konnte ich es ja auf das Curry schieben. Ich hasste es, rot zu werden. Knallharte Vampirjägerinnen werden nicht rot. Das ist total demütigend, der Fluch der Hellhäutigen. Kabita zeigte Erbarmen. »Wirklich, Morgan«, sagte sie und spießte mit der Gabel ein Zwiebel-Bhaji auf. »Wir sollten dich bei einem Kurs anmelden oder so.«
»Wozu? Wir wissen doch beide, dass ich mich da bloß lächerlich machen würde.«
Kabita schmunzelte. »Stimmt wohl.«
Ich funkelte sie an. »Na, herzlichen Dank auch.«
»Iss brav dein Curry auf, dann kaufe ich dir ein Eis.«
»Oh, klasse. Danke, Mum.«
Kabita verpasste mir nur einen ihrer Blicke.
»Übrigens sollte ich vielleicht noch erwähnen, dass der Vampir, der mich gestern Abend angegriffen hat, Terrance war. Und er war irgendwie … verändert. Seine Augen waren rot. Schon komisch, oder?«
»Wirklich komisch.« Kurz schien sie tief in Gedanken versunken zu sein. »Ich werde mir mal die Unterlagen vornehmen und das überprüfen, aber ich glaube nicht, dass mir schon mal ein Vampir mit roten Augen untergekommen ist.«
»Das muss irgendetwas zu bedeuten haben.«
»Wahrscheinlich. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich etwas herausfinde.« Sie wechselte abrupt das Thema: »Wie auch immer. Ich brauche heute Abend deine Hilfe. Ist ein echter Scheißjob.«
Ich blinzelte. Ein Schimpfwort aus Kabitas Mund kommt ungefähr so häufig vor wie ein Papst in einem Stripteaseklub. Nämlich nie.
»Was verschweigst du mir, Kabita?«
Sie hatte nicht einmal den Anstand, beschämt auszusehen. »Ich habe da so ein kleines Dämonenproblem. Sie brüten. Es sind Zagan-Dämonen.«
»Oh, scheiße.« Ich hasse Zagan-Dämonen. Sie schmuggeln sich aus dem Dämonenreich zu uns rüber und sobald sie hier sind, vermehren sie sich wie bescheuert. Die ausgewachsenen Exemplare sind echt bösartig. Sie reißen Menschen den Bauch auf und fressen die zarten Eingeweide. Und sie sind verdammt schwer zu töten. Noch nicht genug? Sie spucken Schleim. Total eklig und außerdem tödlich. Dieser säurehaltige Schlabber ätzt einem glatt das Gesicht weg.
Sie nickte. »Yep, das kannst du laut sagen.«
Wie Kabita diese Viecher töten kann, ohne mit der Wimper zu zucken, sich aber gleichzeitig bei Vampiren so anstellt, werde ich nie verstehen.
»Okay, wann?«
»Wie wär’s mit heute Abend um zehn vor dem Bagdad-Theater? Das Nest ist nicht weit von dort.«
»Alles klar.« Ich stand auf, griff nach meiner Jacke und legte einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch. »Aber, Süße, dafür schuldest du mir was. Das werde ich irgendwann mal eintreiben.«
Über eine Gabel voll Curry hinweg sah sie mich finster an. »Kann’s kaum erwarten.«
Ich wusste nicht recht, was ich noch tun sollte, um den Sunwalker zu ärgern. Inigo schien zwar überzeugt zu sein, dass unser kleiner Ausflug zum Friedhof ausreichend war, aber Brent Darroch zahlte unserer Detektei gutes Geld dafür, dass wir ihm sein Amulett zurückholten und den Sunwalker endgültig ausschalteten. Da kam es mir nicht besonders professionell vor, einfach rumzusitzen und nichts zu tun. Außerdem war ich im Abwarten noch nie besonders gut gewesen.
Ich beschloss, eine Runde durch den Park zu drehen, um den Kopf wieder freizubekommen. Die Park Blocks haben etwas seltsam Beruhigendes und zugleich Belebendes an sich. Eigentlich sind sie nicht mehr als ein schmaler Streifen Grün, der sich durch Portlands Innenstadt zieht, voll mit den üblichen Dingen, die man in Parks so findet: Gras, Spazierwege, Rosen, komische Kunstobjekte und der eine oder andere schlafende Penner auf einer Bank.
Aber ein Spaziergang hier fühlte sich an, als würde man für eine Weile aus sich und aus der Zeit heraustreten und auf fremden Pfaden wandeln. Das Nebeneinander von Natur und Großstadt kann einen in einen geradezu hypnotischen Zustand versetzen. Jedenfalls geht es mir immer so. Sonst scheint das offenbar niemand so poetisch zu sehen.
Heute war es ruhig im Park. Nur ein paar Bienen summten geschäftig umher und der Sonnenschein wärmte die Rosen, die ihren Parfumduft verströmten. Langsam, mit halb geschlossenen Lidern, schlenderte ich dahin und genoss die Einsamkeit. Das Semester hatte noch nicht begonnen, deshalb füllten keine Studenten diesen Teil des Parks.
Während ich so dahinschlenderte, vergrub ich die
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