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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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Hände tief in den Taschen. Ich brauchte eine Richtung, irgendeine Perspektive. Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, was ich tat. Dämonen und Vampire zu jagen war eine Sache. Ein Sunwalker war etwas völlig anderes.
    Da kam mir ein Gedanke. Cordelia Nightwings Wohnung lag ganz in der Nähe der Park Blocks. Vielleicht konnte sie mir auch jetzt nichts Neues über den Sunwalker berichten, aber es war immerhin möglich, dass sie mittlerweile etwas gesehen hatte. Und außerdem ist sie ein wirklich guter Mensch und von denen treffe ich in meiner Branche nicht sehr viele. Warum ihr also nicht einfach einen kleinen Besuch abstatten?
    Ich genoss das warme Sonnenlicht auf dem Rücken. Offensichtlich verbrachte ich viel zu viel Zeit im Dunkeln. Ich fischte meine Sonnenbrille aus der Handtasche und schob sie mir auf die Nase.
    Das Haus, in der Cordelias Wohnung lag, war eines jener alten Backsteingebäude, die man in den Zwanzigerjahren erbaut hatte. Es stand direkt am Park und grenzte an das Portland Art Museum mit seinen Wasserspielen und seiner kunstvollen Beleuchtung. Die hier ausgestellte Kunst ist sehr ausgeflippt und auch ein bisschen Boheme . Und natürlich absurd teuer. Die Aussicht auf den Park dürfte die Miete reichlich in die Höhe treiben. Kristallkugellesen scheint recht rentabel zu sein.
    Ich persönlich bevorzuge aber mein eigenes Häuschen im Distrikt Hawthorne. Für das gleiche Geld bekomme ich da meine eigenen vier Wände mit Garten und so viel Boho-Stil, wie ich gerade noch ertragen kann. Ich drückte auf die Klingel und wartete, bis Cordelias Stimme durch die Sprechanlage ertönte. Sie klang erfreut über meinen Besuch und ließ mich herein.
    Im Treppenhaus roch es leicht nach einer merkwürdigen Mischung aus Moder und neuem Teppichboden. Keine noch so gründliche Renovierung kann den Altersmief aus diesen Gebäuden ganz vertreiben. Ich rümpfte die Nase und versuchte, ein Niesen zu unterdrücken, schaffte es aber nicht.
    Anstatt des Fahrstuhls benutzte ich lieber die Treppe. Ich habe selbst lang genug in einem Mietshaus gewohnt, um aus eigener Erfahrung zu wissen, dass man diesen Dingern nicht trauen kann, auch wenn sie noch so cool und Perry-Mason-mäßig aussehen.
    In all den Jahren, die ich Cordelia jetzt schon kenne, bin ich noch nie bei ihr zu Hause gewesen. Wir haben uns immer nur am Telefon unterhalten oder bei ihrer Arbeit getroffen, wo sie sich für ihre Kunden aufdonnert. Ich war zugegebenermaßen neugierig. Kurz nachdem ich an die Tür geklopft hatte, schwang sie auch schon auf.
    Einen Augenblick lang stand ich einfach nur da und blinzelte erstaunt. Erleichtert stellte ich fest, dass sie weder ihre fließenden asiatischen Gewänder noch irgendwelche Essstäbchen in den Haaren trug. Stattdessen stand sie in Jeans und einem hübschen blauen Pullover vor mir, was ihre zierliche Gestalt betonte. Sie war barfuß, hatte sich die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und eine Lesebrille aufgesetzt. Sie sah so … normal aus.
    »Willkommen, Morgan. Was für eine schöne Überraschung! Komm rein, komm rein, zum Wohnzimmer geht’s da lang.«
    »Hi, Cordelia. Danke.«
    Ich folgte der Richtung ihres ausgestreckten Zeigefingers einen engen Flur entlang, der mit Regalen gesäumt war, die vor Büchern und allerlei Krimskrams überquollen. Es war fast ein bisschen beengend, aber irgendwie angenehm. Wie in diesen richtig alten Antiquariaten, wo seit 1972 jede noch so kleine Nische mit Büchern vollgestopft wird und man erst mal über einen Stapel alter National-Geographic- Hefte steigen muss, um in die Lyrikabteilung zu kommen.
    Der Gang führte in ein Wohnzimmer, das – falls das überhaupt möglich war – noch überfüllter war als der Gang. Leicht überrascht erspähte ich ein paar goldene Katzenaugen, die mich unter einem Haufen bunter Kissen hervor anfunkelten. Ich bin eigentlich kein Katzenmensch. Hochmütig schloss die Katze ihre Augen wieder, um weiterzuschlafen. Offensichtlich war ich ihrer Beachtung nicht würdig.
    Cordelia winkte mich zum Sofa hinüber, das unter Kissen, Überwürfen und Büchern fast verschwand. Ich schob alles etwas zur Seite und setzte mich. Die goldenen Augen öffneten sich wieder und beobachteten mich missbilligend. Mistkatze. Auf dem Couchtischchen standen bereits zwei Tassen und eine dampfende Teekanne.
    Ich hob die Brauen. »Erwartest du jemanden?«
    Sie lachte und ihr Lachen tanzte über die Tonleiter wie fröhliche Musik. »Natürlich. Dich.«
    »Aber du hast doch

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