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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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durch die dichten, seidigen Strähnen, spürte die Kühle der Nacht darin. Dann beugte ich mich über ihn und legte die Lippen ein letztes Mal auf seinen Mund. Er schlug die Augen auf.
    Mir blieb beinahe das Herz stehen.
    Sein Mund bewegte sich, als versuchte er zu sprechen, dann bog er den Rücken durch und holte keuchend Luft. Heftiges Husten schüttelte ihn.
    »Jack? Jack!« Es war, als müsste sein Körper wieder lernen zu atmen. Ich packte ihn und rollte ihn in die stabile Seitenlage. Ein Hoch auf den Erste-Hilfe-Kurs.
    Er war tot gewesen. Ich hatte ihn sterben sehen. Verdammt, ich hatte ihn in den Armen gehalten, während er gestorben war. Kabita hatte ihm einen Dolch ins Herz gerammt! Niemand kommt nach so etwas zurück. Nicht einmal Vampire. Die wären zu Staub zerfallen.
    Mit einer Hand stützte ich ihn, während ich mit der anderen eines meiner Messer hervorzog und sein Hemd aufschlitzte, um seinen Rücken zu untersuchen. Wo eine klaffende Wunde hätte sein müssen, sah ich nur glatte, makellose Haut, die lediglich von einer Blutkruste verunziert wurde. Ein kehliger Laut drang aus seinem Mund, als ich ihm über den Rücken strich. Er war perfekt. Nicht einmal eine Narbe ließ erkennen, wo ihn der Dolch durchbohrt hatte. Wir waren beide noch immer blutverkrustet. Da war eine ganze Menge Blut, aber keine Wunde.
    Als sich sein Atem beruhigte, half ich ihm, sich aufzusetzen, und stützte ihn mit meinem Körper. Kabita starrte uns mit offenem Mund an. Ich konnte es ihr kaum verdenken.
    Ich strich ihm die Haare aus dem Gesicht und sah ihn an. Er erwiderte meinen Blick. Keiner von uns sagte ein Wort, aber ich wusste, dass er wieder da war. Vor einer Minute war er noch tot gewesen, seine Seele, sein Geist oder was auch immer war fort gewesen. Daran zweifelte ich keine Sekunde.
    »Jack, was zum Teufel ist da gerade passiert?«, brachte ich etwas heiser heraus.
    »Ich bin gestorben.«
    »Was du nicht sagst. Aber jetzt bist du ziemlich lebendig.«
    »Ja.«
    Ich funkelte ihn an. Also echt, dieser Kerl verdiente eine saftige Kopfnuss. »Jetzt wäre ein ganz guter Augenblick, um das zu erklären.«
    Er seufzte und zuckte leicht zusammen.
    Stirnrunzelnd sah ich ihn an. »Hast du noch Schmerzen?«
    »Ein bisschen. Das geht vorbei.« Er schenkte mir dieses tapfere Lächeln, das Männer aufsetzen, wenn sie wirklich schlimm verletzt sind, aber trotzdem noch einen auf Macho machen. Männer sind schon komisch. Wenn sie sich an einem Papier schneiden, benehmen sie sich, als würde es sie gleich umbringen, aber kaum wird es wirklich schmerzhaft, spielen sie den Helden.
    »Na klar. Da bin ich mir sicher. Aber ich will trotzdem eine Erklärung.« Eigentlich war mir das fast egal, so froh war ich, dass er noch lebte, aber die Jägerin in mir musste es wissen.
    »Mein Schicksal ist an das Amulett gebunden. Ich bin sein Hüter, sein Wächter, und das werde ich auch bleiben, bis der wahre Besitzer des Amuletts gefunden ist.«
    An mystische Kuriositäten bin ich ja eigentlich gewöhnt, aber das hier war ein ganz neues Level. »Es liegt an dem blöden Amulett? Und wer soll sein wahrer Besitzer sein?«
    »Ist eine lange Geschichte.« Er schüttelte den Kopf, löste sich aus meinen Armen und kam taumelnd auf die Beine. Kurz schwankte er, dann fasste er sich und streckte die Glieder, als wollte er sehen, ob die Muskeln noch funktionierten.
    Ich seufzte. Offensichtlich würde er mir jetzt noch nichts Genaueres darüber erzählen, aber ich war diese Geheimnisse und Halbwahrheiten mehr als leid. Ich würde schon noch herausfinden, wie ich ihn dazu bringen konnte, mich einzuweihen. »Ich bringe dich nach Hause.«
    Er schüttelte den Kopf. »Mir geht es gut. Bis dann, Morgan.« Er machte sich an den Abstieg, aber im Vergleich zu vorher bewegte er sich ausgesprochen langsam und brach nach nur wenigen Schritten zusammen.
    Ich lief auf ihn zu, aber er kam schon wieder hoch und ging weiter den Hügel hinab. Kurz darauf saß er wieder auf dem Hintern. Ohne Hilfe würde Jack jedenfalls nirgendwo hingehen.
    Ich schlenderte über den Rasen und beugte mich über ihn, um ihm hochzuhelfen. »Yep, Mister Großmaul, es geht dir offensichtlich fantastisch. Ich fahre dich heim. Keine Widerrede.«
    Er murmelte etwas eindeutig Unfreundliches, ließ aber zu, dass ich ihm auf die Beine half. »Also gut«, willigte er schließlich ein. »Aber das bedeutet nicht, dass ich mich von dir ausquetschen lasse.«
    Ich lächelte. »Wollen wir wetten?«

    Falls Inigo

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