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Kissed by Darkness

Kissed by Darkness

Titel: Kissed by Darkness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shéa MacLeod
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enttäuscht darüber war, keine Leiche entsorgen zu müssen, zeigte er es jedenfalls nicht. Allerdings hatte ich das deutliche Gefühl, dass er Jack nicht besonders mochte. Oh, natürlich zog er seine übliche joviale Show ab, aber da lauerte ein düsterer Ausdruck in seinen Augen, den ich nicht ganz einordnen konnte.
    Obwohl Pittock Mansion ein ganzes Stück von Jacks Haus entfernt lag, war er nicht mit dem Auto gekommen. Vermutlich gehörte auch die Fortbewegung in übernatürlicher Geschwindigkeit zu seinen Sunwalker-Fähigkeiten.
    Trotz seines lautstarken Protests half ich Jack beim Einsteigen. Wahrscheinlich hätte er das tatsächlich auch allein gekonnt, aber dass er sich am Dach meines Mustangs auch noch eine Gehirnerschütterung einfing, war das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte. Es gab so einiges, das ich dringend mit dem guten, alten Jack klären wollte. Natürlich sehnte ich mich auch nach einer heißen Dusche und frischen Klamotten, aber das musste eben warten.
    Ich musterte ihn von der Seite. Die Armaturenbeleuchtung tauchte sein Gesicht in ein gruseliges grünes Licht. Ich sollte es wohl lieber langsam angehen. »Also …«, begann ich. Er blieb stumm. »Du kannst nicht sterben, was?«
    »Nein.«
    »Gar nicht?«
    Er sah mich kurz an. »Ich bin der Wächter des Herzens und wahrhaftig unsterblich. Im Gegensatz zu Vampiren sterbe ich nicht einmal, wenn man mir den Kopf abschlägt. Solang es das Amulett gibt, existiere auch ich.«
    »Dann könnte ich dir also den Kopf abschneiden, ihn auf den Kaminsims stellen und mit ihm plaudern?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Eher würde mein alter Körper dann sterben und mein Kopf würde sich einen neuen wachsen lassen.«
    »Im Ernst? Wie bei einem Wurm?«
    »So ungefähr.«
    Ich wusste nicht recht, ob das jetzt eklig oder cool war. Vielleicht ein bisschen von beidem. »Ist dir das schon mal passiert?« Ich versuchte, mir vorzustellen, wie seinem Kopf ein neuer Körper wuchs. Ein ganz leichter Schauer lief mir über den Rücken.
    »Nein.« Mehr sagte er nicht.
    »Okay, aber woher weißt du dann, was passieren würde?«
    »Das Herz hat es mir gezeigt.«
    »Das Herz?«
    Stures Schweigen war die Antwort. Das war ja wie beim Zähneziehen.
    »Hör mal, Jack, irgendetwas ist hier oberfaul und ich glaube, ich sollte wissen, was los ist. Falls du es vergessen hast: Ich wurde angeheuert, um dich zu töten, also wüsste ich ganz gerne, was ich jetzt meinem Klienten erzählen soll.«
    »Sag Brent Darroch, er soll zur Hölle fahren«, erklärte er freundlich.
    Ich sah ihn einfach nur finster an und richtete meine Aufmerksamkeit dann wieder auf die Straße vor mir. »Ja, klar. Das würde sicher gut ankommen. ›Entschuldigen Sie, Mister Darroch, aber ich habe gerade herausgefunden, dass Jack der Sunwalker nicht sterben kann. Jedenfalls nicht, solang dieses Amulett, das Sie ihm gestohlen haben, noch existiert. Also seien Sie doch so nett und lecken Sie mich am Arsch.‹«
    Ich war mir ziemlich sicher, dass seine Lippen zuckten. Ein richtiges Lächeln war es zwar nicht, aber doch nahe dran. »Nicht gerade das, woran ich gedacht habe, aber so würde es wohl auch funktionieren.«
    Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn, was während des Fahrens gar nicht so leicht war. »Du bist ein Idiot.«
    »Man hat mich schon schlimmer beleidigt.«
    »Wie auch immer, ich habe Darroch sowieso schon gesagt, dass ich weiß, wer das Amulett wirklich hat.«
    »Warum das denn?« Er klang verärgert.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Kam mir damals richtig vor.«
    Er schenkte mir einen skeptischen Blick.
    »Okay, ich habe ihn falsch eingeschätzt. Ich dachte, wenn ich ihn mit der Wahrheit konfrontiere, würde er …«
    »Was? Einfach alles zugeben?«
    »So was in der Art, ja.«
    Ich bin zwar nicht gerade eine Lady, aber Jacks Ausdrucksweise trieb selbst mir die Röte in die Wangen, und als ihm die englischen Schimpfworte schließlich ausgingen, wechselte er in eine Sprache, die sich für mich wie Französisch anhörte.
    Vor seinem Haus hielt ich an. Zum Glück war es noch dunkel und ich würde seine Obere-Mittelklasse-Nachbarschaft nicht mit meinem Aufzug schockieren. »Da wären wir. Haustürservice, Sir.« Das klang sogar in meinen Ohren etwas zu fröhlich.
    »Würde es dir etwas ausmachen, mir ins Haus zu helfen? Ich fühle mich immer noch etwas … zartbesaitet.«
    Zartbesaitet? Jack? »Äh … klar.«
    Ich sprang aus dem Wagen und eilte auf die andere Seite, um ihm beim Aussteigen zu helfen.

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