Kissed by Darkness
nicht hat? Immerhin bist du der Hüter.«
Er wandte den Blick von mir ab und betrachtete das Schwert über dem Kamin. Dann seufzte er tief. »Das spielt keine Rolle. Wenn er auch nur einen Tropfen atlantisches Blut in sich hat, wird ihm das Amulett immerhin einen Teil seines Wissens gewähren. Und das reicht schon. Alle Magie der modernen Hexen wäre dagegen höchstens ein Spielzeug. Mit dem Wissen des Amuletts und ein wenig Ehrgeiz könnte er sich zum Herrscher über die Welt machen. Oder sie zerstören.«
Nach Jacks Enthüllungen war es offensichtlich, dass er jetzt lieber allein sein wollte, und für mich war das in Ordnung. Ich hatte eine Menge Stoff zum Nachdenken. Also entschuldigte ich mich und machte mich auf den Heimweg.
Seufzend ließ ich den Wagen in meine Einfahrt rollen. Von diesem ganzen Weltuntergangsmist hatte ich wirklich die Nase voll. Ein Amulett, das in den falschen Händen die Welt beherrschen oder zerstören konnte? Also echt, das war so abgedroschen, dass es mich gelangweilt hätte, wenn es Jack damit nicht so verdammt ernst gewesen wäre. Und wenn die Tempelritter nicht schon einmal bewiesen hätten, wie mächtig dieses Amulett war.
Wenn ich ehrlich war, verwirrte mich diese ganze Sache auch ein bisschen. Selbst wenn man alles andere, was mir Jack erzählt hätte, mal beiseiteließ – allein die Möglichkeit, ich könnte ein beinahe unsterblicher Sunwalker sein, war einfach überwältigend. War die drastische Veränderung meines Lebens vor drei Jahren denn noch nicht genug? Von einer gewöhnlichen Büromaus mit mäßigem Sozialleben und einer Vorliebe für Caipirinha hatte ich mich in eine Subunternehmerin einer halb geheimen Regierungsorganisation verwandelt, die Monster aus der Stadt jagte. Mir hätte das definitiv gereicht.
Ich seufzte. Ich musste dringend wieder einen klaren Kopf bekommen.
Das Außenlicht war aus, weshalb es etwas dauerte, bis ich den verdammten Schlüssel endlich ins Schloss bekam. Ich fluchte leise. Na ja, vielleicht war es auch nicht besonders leise. Eher Konversationston – falls die Person, mit der man sich unterhielt, auf der anderen Straßenseite stand.
Gerade als es mir gelang, fühlte ich es. Dieses Prickeln, das irgendwo in meinem Hinterkopf begann und sich von dort ausbreitete, bis meine Wirbelsäule kribbelte. Ich hielt inne, schloss die Augen und sog die Nacht ein, während ich meine Sinne ausschickte. Die genaue Anzahl konnte ich nicht bestimmen, aber einige Vampire näherten sich mir von links aus meinem dunklen Garten und weitere zwei oder drei kamen von der Straße her. Sie kreisten mich ein.
Ich holte ein weiteres Mal tief Luft und die Dunkelheit sickerte in meine Seele. Eigentlich hätte mich das wohl zu Tode erschrecken sollen. Die Dunkelheit sollte sich nicht häuslich in irgendwelchen Seelen einrichten, nicht einmal vorübergehend. Besonders dann nicht, wenn ich tatsächlich ein Sunwalker war. Glücklicherweise blieb mir jedoch keine Zeit, darüber nachzudenken.
Dann waren sie da, alle auf einmal, und umzingelten mich. Der erste, der sich auf mich stürzte, bekam eine silberne Klinge ins Herz. Er war noch sehr jung und dumm genug, sich für die Spitze der Nahrungskette zu halten. Ich bewies ihm, wie falsch er damit lag. Leider ging es von ihm an abwärts.
Der nächste Vamp war weiblich und mindestens hundert Jahre alt. Außerdem war sie klüger und viel erfahrener. Anstatt direkt auf mich loszugehen, täuschte sie an und duckte sich dann unter meinem Schlag weg. Sie war auch viel schneller als der Teenie-Vamp. Dann packte sie mich am Genick und schleuderte mich gegen die Tür. Wahrscheinlich hätte mir der Aufprall die Nase gebrochen, wenn ich mich nicht im letzten Moment zur Seite geworfen und den Großteil der Wucht mit der Schulter abgefangen hätte. Morgen früh würde sie wahrscheinlich grün und blau sein.
Zähnefletschend fauchte sie mich an und krallte nach meinem Gesicht. Obwohl mein Arm fast taub war, erwischte ich ihr Handgelenk und verhinderte so, dass sie mir die Augen auskratzte.
Einer der anderen Vampire schnappte sich mein Messer, bevor ich zustechen konnte. Die beiden hatten mich festgenagelt, während sich der Rest alle Mühe gab, mich in Stücke zu reißen.
Der Vamp mit dem Messer verdrehte mir das Handgelenk und Schmerz schoss durch meinen Körper. Da erwachte die Wut in mir und ich trat so heftig nach ihm, dass seine Kniescheibe aus dem Gelenk sprang. Er heulte auf und ich stieß ihn von mir. Dann rammte ich der
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