Kissed by Darkness
Decke über den Kopf, um das Tageslicht auszuschließen, und wählte die Nummer von der Visitenkarte.
»Hi«, sagte ich leise, als der Anruf entgegengenommen wurde. »Hier ist Morgan Bailey. Ich brauche Ihre Hilfe.«
Kapitel fünfzehn
Magie und Zaubertränke war noch genauso, wie ich es in Erinnerung hatte. Dieselbe Türglocke wie beim ersten Mal klingelte fröhlich, als ich an diesem Abend in den Laden trat. Dank mehrerer Stunden Schlaf und einer Handvoll Schmerztabletten hatten meine Kopfschmerzen endlich nachgelassen.
Gut gelaunt schlenderte ich die Regale entlang zum Tresen. Die Kristalle und Edelsteine verströmten ihre glühende, prickelnde Energie. Dieses Mal duftete es nach einer anderen Kräutermischung, die aber ebenso in der Nase kitzelte, und darunter erahnte ich den leichten Moschusgeruch alter Bücher.
Sogar die Musik war dieselbe misstönende Komposition. Ich würde nicht so weit gehen und behaupten, dass sie mir allmählich gefiel, aber ich verband sie mittlerweile mit der vielschichtigen, verrückten Persönlichkeit von Eddie Mulligan.
Sein Laden hatte etwas Vertrautes und Tröstliches an sich. Ganz anders als die ramschigen, vollgestopften Okkultismusgeschäfte in London. Hier herrschten jene verträumte Gemütlichkeit und jener Charme der alten Welt, die man in London zu finden hoffte, aber nie fand. Ich hätte mich hier stundenlang vergnügen können.
Genau wie beim letzten Mal war der Tresen verlassen, also steckte ich den Kopf in den rückwärtigen Teil. »Hallo, Eddie! Sind Sie da?«
Eddies Engelsgesicht erschien an der Decke, sein graues Haar stand in alle Richtungen ab. Das reinste Déjà-vu. Er strahlte mich an. »Hallo, Morgan Bailey. Kommen Sie rauf.« Und mit diesen Worten verschwand er wieder.
Ich warf der Aluminiumleiter einen bösen Blick zu. Ich habe zwar kein Problem mit der Höhe, aber Leitern sind mir nicht geheuer. Raufklettern, gut; aber runterfallen, nein danke. Leitern fühlen sich irgendwie immer etwas wackelig an. Aber ich würde mich von dieser hier nicht kleinkriegen lassen, also fluchte ich leise vor mich hin und machte mich dann an den Aufstieg. Es war fast, als würde ich mich in Professor Trelawneys Reich wagen. Gott, hoffentlich roch es da oben nicht noch intensiver nach Räucherwerk.
Tat es nicht. Es war nur ein gewöhnlicher Dachboden, vollgestopft mit überquellenden Truhen und Kisten und allerlei Krimskrams. Es roch nach einer Mischung aus Moder und altem Parfum. Einen solchen Dachboden erwartete man eher im Haus einer alten Dame, nicht über einem Geschäft. Eddies Hinterteil war mit einer grünen Karohose bekleidet und ragte über einer besonders großen Truhe empor, in der er emsig wühlte. Staubwölkchen wirbelten umher und Eddie richtete sich heftig niesend auf.
»Alles in Ordnung, Eddie?«
»Natürlich, Liebes. Ich gehe nur altes Inventar durch. Schon erstaunlich, was man hier oben so alles findet.« Er sah sich leicht verwirrt um und klopfte seine Taschen ab. »Und sogar noch erstaunlicher, was man hier so alles verlieren kann. Wo in aller Welt habe ich nur meine Brille gelassen?«
Ich grinste. Ich konnte einfach nicht anders. »Auf Ihrem Kopf, Eddie.«
»Ach ja, richtig.« Er pflückte die Brille von ihrem Ruheort und schob sie sich wieder auf die Nase. »Schon besser. Setzen wir uns doch.« Das taten wir, er auf einen klapprigen Stuhl, der mindestens hundert Jahre alt sein musste, und ich auf den Deckel einer Truhe, die ein ganz kleines bisschen weniger morsch wirkte als der Stuhl. »Also, meine liebe Jägerin, wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?«
Ich wusste auch nicht so recht, warum ich ausgerechnet Eddie angerufen hatte. Schließlich kannte ich den Mann kaum. Aber mein Bauchgefühl sagte mir, dass mir Eddie und sein Buch vielleicht helfen konnten. Allerdings wusste ich nicht, wie, und ich hoffte nur, er würde nicht die Polizei rufen, denn was ich ihm zu berichten hatte, klang reichlich verrückt.
Seufzend machte ich es mir im Schneidersitz auf der Truhe bequem. Ich konnte es genauso gut gleich ausspucken. »In meinem Leben sind in letzter Zeit ein paar wirklich, wirklich … abartige Dinge passiert. Ich meine, in den vergangenen drei Jahren ist natürlich alles drunter und drüber gegangen, aber das hier ist krass verrückt. Ich habe schon versucht, mit Cordelia über alles zu sprechen, aber sie ist eher vage geblieben und, mal ehrlich, diese Katze …« Ich geriet ins Stocken.
Eddie lachte in sich hinein. »Bastet spielt in einer
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