Kissed by Darkness
Spielplatz aussehen lassen, da war ich mir sicher. Es sei denn, es war eine Falle, dann würde ich natürlich einfach hineinspazieren können.
In meiner Tasche vibrierte es.
»Wo bist du?« Kabita klang echt sauer. Okay, da konnte ich ihr auch eigentlich keinen Vorwurf machen, aber was hatte sie denn erwartet? Dass ich die Sache einfach aufgeben würde?
»An der Elften, nur ein paar Blocks vom Burnside entfernt. Er ist in einer der alten Lagerhallen im Pearl-Distrikt verschwunden.« Ich gab ihr die Hausnummer durch. Es war nicht weit von ihrer Wohnung.
»Bleib, wo du bist. Wir sind in fünf Minuten da. Hast du mich verstanden? Du gehst da nicht rein. Morgan? Morgan? Verdammt noch mal!«
Ich legte auf und schob das Handy zurück in meine Tasche. Da allein reinzugehen wäre mehr als blöd. Das war mir klar. Aber fünf Minuten waren eine lange Zeit. Wer weiß, was Kaldan und seine Vampire gerade da drinnen anstellten?
Ich riss das Handy wieder aus der Tasche, um auf die Uhr zu sehen. Noch vier Minuten. Scheiße. Ich tigerte die Gasse auf und ab. Keine Fenster, nur eine Tür.
Ich wollte Kaldan unbedingt. Wenn ich sein Nest ausräucherte, erledigte ich damit einen der größten Vampirklans der Stadt. Bis heute hatte ich seinen Unterschlupf einfach nicht finden können.
Noch drei Minuten. »Mach schon, Kabita«, murmelte ich leise. Ich konnte nur hoffen, dass das Warten Kaldan ebenso nervös machte wie mich. Ich hätte schwören können, dass er wusste, dass ich hier draußen war. Nervöse Vampire sind gefährlich, aber sie machen auch Fehler. Und Vampire, die Fehler machen, kann man leichter töten.
Noch zwei Minuten. Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Jede Zelle meines Körpers schrie mir zu, ich solle endlich loslegen, aber das wäre reiner Selbstmord gewesen. Irgendetwas stimmte da nicht, ich fühlte es.
Noch eine Minute. Wenn Kabita nicht in den nächsten sechzig Sekunden auftauchte, würde ich reingehen, egal wie blöd das war.
Wieder schritt ich auf und ab und sah auf mein Handy. Noch dreißig Sekunden. Bevor ich meinen Gang wieder aufnehmen konnte, zerriss ein Schrei die Stille der Nacht. Er erschütterte mich bis ins Mark. So schrie nur jemand in Todesangst.
Vergiss Kabita. Vergiss die Gefahr. Ich rannte zur Tür.
Kapitel achtzehn
Kurz bevor ich die Tür erreichte, flammten die Scheinwerfer eines Autos auf. Ich zog mein Schwert und wartete im Schatten, bis zwei Gestalten aus dem Wagen gestiegen waren. Kabita und Inigo. Erleichtert atmete ich auf. Ohne auf sie zu warten, rammte ich die Tür zur Lagerhalle auf. Kabita fluchte wie ein Kesselflicker hinter mir her.
Der Tür folgte ein kurzer, dunkler Flur, der zu einer schmalen Metalltreppe führte. Es war stockfinster, das einzige Licht spendeten die Straßenlaternen hinter der offenen Eingangstür. Kabita schaltete eine Taschenlampe ein und leuchtete nach unten auf die Stufen. Ich wäre auch ganz ohne Licht weitergegangen, aber meine Nachtsicht lag mittlerweile offenbar weit über dem Standard. Doch darüber wollte ich jetzt lieber nicht nachdenken. Keine Zeit für Grübeleien, wir hatten ein paar Vampire zu töten.
Mit unseren Gummisohlen verursachten wir kaum ein Geräusch auf den Stufen. »Wo lang?« Kabita leuchtete erst nach oben, dann nach rechts. Wir hatten einen Treppenabsatz erreicht. Weitere Stufen führten hinauf, während rechts ein schmaler Korridor abging.
Ich konzentrierte mich auf das Prickeln. Seit wir das Gebäude betreten hatten, war es wieder da. Sie waren nahe, aber noch nicht nahe genug. »Nach oben.« Ich deutete auf die Stufen und unterdrückte ein Niesen, als eine Staubwolke zwischen den Dielen über unseren Köpfen hindurchrieselte.
Kabita hob eine Braue, aber Inigo nickte zustimmend. Er hat zwar nicht dieselben Fähigkeiten wie ich, aber er nimmt trotzdem Dinge wahr, die einem gewöhnlichen Menschen verborgen bleiben.
Achselzuckend führte uns Kabita hinauf und beleuchtete den Weg. Falls wir im Dunkeln kämpfen mussten, könnte die Sache wirklich interessant werden. Ich selbst habe das zwar schon einige Male getan, aber ich hatte dabei noch nie Verstärkung und musste dabei nicht auch noch auf andere achten. Nein, leicht würde es nicht werden.
Schließlich erreichten wir einen weiteren schmalen Absatz vor einer offenen Tür. Hier war es. Ich konnte sie überall um uns herum spüren, wie sie dort im Dunkeln lauerten. Ich legte Kabita eine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht, um ihr zu verstehen zu
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