Kissed by Darkness
geben, dass wir am Ziel waren. Sie blieb stehen. Inigo und ich stellten uns hinter ihr auf.
Kabita wies mit dem Strahl der Taschenlampe in den Raum hinter der Tür und das Licht fiel auf eine Gestalt, die mitten in dem höhlenartigen Raum auf dem Boden lag. Blut sickerte aus mehreren schlimmen Wunden. Einen Augenblick lang dachte ich schon, sie hätten jemanden getötet, während ich draußen gesessen und gewartet hatte, doch dann begriff ich, dass es ein Vampir war. Sie hatten einen der Ihren gefoltert, um mich zum Handeln zu zwingen. Daher also die Schreie. Kranke Mistkerle.
Inigos Stimme war kaum vernehmbar. »Wie viele?«
»Eine ganze Menge. Mindestens ein Dutzend. Vielleicht auch mehr.« Ich wusste nur, dass es zu viele waren, um eine klare Schätzung abzugeben. Sobald wir durch diese Tür traten, würde der Teufel los sein.
Ich verlagerte das Gewicht und ein Dielenbrett knarrte unter meinen Füßen. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Die Vampire wussten längst, dass wir da waren. Sie warteten nur darauf, dass wir hereinkommen würden.
Eddie hatte mich zwar vor ihr gewarnt, aber jetzt brauchte ich sie wirklich. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und konzentrierte mich auf die Dunkelheit um mich herum. Ich stellte sie mir vor wie eine dichte schwarze Wolke, die ich in mich aufnahm. Nichts. Ich versuchte es noch einmal, diesmal stellte ich mir die Finsternis als schwarzen Ozean vor. Klappte nicht. Scheiße.
»Also los«, sagte Kabita.
Und schon waren wir drinnen. Ich spürte einen Windhauch auf dem Gesicht und warf mich gerade noch rechtzeitig herum, um zu verhindern, dass mir die Kehle herausgerissen wurde. Ich hörte, wie die Taschenlampe zu Boden fiel, der Lichtkegel tanzte wie verrückt über die Wände. Kurz überfiel mich Panik und ich fürchtete schon, Kabita wäre etwas zugestoßen, doch dann begriff ich, dass sie die Taschenlampe hatte fallen lassen, um beide Hände für ihre Waffen frei zu haben.
Wieder ein Windhauch und dieses Mal schlug ich zu. Mit einem dumpfen, nassen Geräusch schnitt die Silberklinge meines Schwertes durch Muskeln, Sehnen und Knochen. Blut schoss aus dem Hals des Vampirs, spritzte mir über die Hand und machte den Schwertgriff glitschig. Menschliches Blut ist warm und flüssig. Vampirblut ist dickflüssig, kalt – außer sie haben gerade erst getrunken – und leicht klebrig. Ziemlich eklig.
Rasch wischte ich mir die Hand an der Hose ab und trat dann vor, um meinem Gegner den Dolch in meiner anderen Hand zwischen die Rippen und direkt ins Herz zu stoßen. Der Vamp explodierte.
Und dann kam es.
Erst war noch alles normal – jedenfalls so normal, wie es für mich eben sein kann – und im nächsten Augenblick rauschte sie auf mich zu. Wie eine Welle schlug die Dunkelheit über mir zusammen, drang in mein Innerstes vor wie ein lebendes Wesen, bis ich das Gefühl hatte, ich müsste zerspringen. Auf einmal konnte ich alles um mich herum klar erkennen. Das hier war nicht nur einfach gute Nachtsicht, es kam mir vor, als wäre es heller Tag. Ein leicht violetter Tag, aber trotzdem Tag.
Die Vampire hatten sich gut versteckt, es waren mindestens zweimal so viele, wie wir vermutet hatten. Ich sah sie mit meiner abgefahrenen neuen Sicht als mattblaue und blutrote Umrisse. Ich wandte mich Kabita zu, die in einem leuchtenden Rubinrot erstrahlte, das an den Rändern zu feurigem Orange und hellem Gelb wurde. Inigo war eine lebendige Flamme aus Orangetönen, Gold und Türkis. Krass.
Danach blieb mir zum Nachdenken jedoch nicht mehr viel Zeit. Zwei Vampire gingen gleichzeitig auf mich los. Von ihren Fangzähnen troff der Speichel und auch ihre Augen schimmerten gruselig rot. Ich würde später darüber nachdenken.
Ein fiebriger Rausch durchströmte mich, vertraut und doch fremd, und ich warf den Kopf zurück und lachte. Sogar in meinen eigenen Ohren klang es wie das Lachen einer Verrückten. Dann, mit einem Knurren, das einem Vampir alle Ehre gemacht hätte, stürzte ich mich auf die angreifenden Monster.
An das, was danach kam, erinnere ich mich kaum noch. Jede Menge Blut und Asche. Das Aufblitzen von Klingen, Schreie und ein merkwürdiger Schein wie von einem Feuer. Ich ging vollkommen im Hier und Jetzt auf, und doch war es gleichzeitig so, als stünde ich neben mir, während ich zustieß, hackte und das Schwert schwang.
Ich fühlte, wie die Klingen durch Fleisch und Knochen drangen, Kupfergeruch stieg mir in die Nase. Jeder Schnitt, jeder Stoß, jedes Aufspritzen von Blut
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