Kissed by Darkness
der kühlen Nacht war mir plötzlich ganz schön warm.
»Hey.« Sanft strich er mir über die Wange und seine Finger hinterließen ein Prickeln auf meiner Haut. Oh Mann, gleich würde ich hier und jetzt dahinschmelzen. »Wenn das hier vorbei ist, lade ich dich zum Essen ein. Magst du italienisch?«
Hat er mich gerade um ein Date gebeten? »Ich … äh … liebe italienisch.«
Er lächelte mich strahlend an. »Wunderbar. Ich kenne da ein fantastisches kleines Restaurant ganz in der Nähe von Rom. Sehr romantisch.«
Ich glaubte, ich kiekste ganz leise auf. Dieser Kerl hatte noch nicht einmal mit mir geschlafen – außer im ganz wörtlichen Sinn – und trotzdem wollte er mich zum Essen nach Italien einladen? Heiliger Bimbam, wenn ich das Kabita erzähle …
»Jetzt oder nie«, sagte ich und machte lieber einen auf cool, bevor mir noch irgendeine Dummheit herausrutschte. Oder schlimmer noch, bevor ich ihn anflehte, mich hier und jetzt zu nehmen. »Gehen wir.«
Ich stieg aus dem Auto und schloss die Tür so leise wie möglich. Jack tat dasselbe, dann trat er zu mir.
Er umfasste meinen Hinterkopf, zog mich an sich und küsste mich kurz und heftig, bevor er mich an der Hand nahm und über den Rasen führte. Großartig. Jetzt konnte ich an nichts anderes mehr denken als an seine warme, starke Hand und seine vollen, weichen Lippen, die mich zugegebenermaßen ganz schön auf Touren brachten. Ich wollte ihn wieder küssen, ihn ausziehen, mich auf ihn setzen und …
Also echt, war es denn wirklich schon so lang her, dass ich mit jemandem geschlafen hatte?
Jetzt, wo ich so darüber nachdachte: Ja, das war es.
Ich führte ihn um das Haus herum zum Fenster der Wäschekammer. Leider war es dieses Mal fest verschlossen. Verdammt.
»Ich dachte, du wüsstest, wo es reingeht«, zischte er mir zu. Ich funkelte ihn nur böse an und trat hinter das Haus, wo sich – wie ich zufälligerweise ganz genau wusste – eine hübsche gläserne Schiebetür befand. Wenn es hart auf hart kam, konnte es schon mal passieren, dass ein Stein versehentlich durchs Glas flog. Allerdings war sie ganz bestimmt alarmgesichert.
Zum Glück für die Tür waren mysteriöse fliegende Steine aber gar nicht nötig. Jack versuchte es und die Tür glitt widerstandslos auf. Nennt mich verrückt: Ein offen stehendes Wäschekammerfenster mochte ja noch angehen, aber eine offene Schiebetür – das war eine ganz andere Sache. »Jack«, flüsterte ich. »Ich glaube nicht …«
Aber es war schon zu spät. Das Licht ging an und vor uns saß Brent Darroch in all seiner Furcht einflößenden Julian-Sands-Pracht. Er sah ganz eindeutig aus wie ein Möchtegernkönig in seinem samtenen Sessel, umgeben von seinem Schlägerkommando. Nur Clive und der Dürre fehlten. Allerdings hielt er statt eines Zepters eine sehr große Pistole in der Hand. Fantastisch.
Ich fragte mich flüchtig, ob er wohl schon hier saß, seit ich Kaldan pulverisiert hatte. Ehrlich gesagt würde mich das nicht einmal wundern.
Wegzurennen hatte keinen Sinn. Ein kurzer Blick über die Schulter verriet mir, dass Clive und der Dürre hinter uns lauerten. Clive trug ein höhnisches Grinsen und eine weitere, sehr große Pistole zur Schau. Verdammt. Mit einem Wink der Waffe trieb er uns in den Raum hinein zu einer Audienz mit Seiner Majestät. Der Dürre achtete darauf, dass uns niemand folgte.
»Willkommen zurück, Miss Bailey.« Darrochs ölige Stimme sandte mir Schauer über den Rücken, allerdings keine angenehmen. »Ich hatte nicht erwartet, Sie so bald wiederzusehen. Und mein alter Freund Jackson Keel, wie nett, dich zu sehen. Wie lang ist es jetzt her? Mindestens zehn, fünfzehn Jahre?«
»Zwanzig«, knurrte Jack. Die Muskeln an seinem Kiefer arbeiteten. Wenn er nicht aufpasste, würde er sich noch die Zähne abschmirgeln.
Darroch winkte lässig ab. »Wirklich schon so lang? Nun ja, der Unterschied liegt in der Differenz, sagt man nicht so, Miss Bailey?«
Ich ignorierte ihn.
»Ich muss euch wirklich für euer Entgegenkommen danken. Gerade habe ich mir überlegt, wie ich euch wohl am besten in die Hände bekomme, und schon steht ihr vor meinem Haus.« Feixend sah er uns an.
»Du hast das Amulett, Darroch, du hast es seit zwanzig Jahren. Wozu brauchst du uns noch?«, knurrte Jack. »Du hast es dir in derselben Nacht geholt, in der …« Er brach ab.
»Ja, in derselben Nacht, in der ich deine kleine Freundin umgebracht habe. Was für eine Schande. Ich hätte sie nur zu gerne eine Weile
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