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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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gäbe wirklich einen Froschprinzen.
    Was natürlich nicht der Fall ist.
    »Du wirst es tun«, sagt sie. »Aber das Geld kannst du so oder so be’alten, für deine Veschwiegen’eit.«
    Dann zieht sie mich an sich, um mich erneut zu küssen, dieses Mal länger als beim ersten Mal. Ich spüre ihre Hände auf mir, auf meiner Brust, auf meinen Schultern.
    Dann andere Hände.
    Große Hände.
    »Genug! Wie kannst du es wagen, die Prinzessin zu berühren?«
    Bruno. Er reißt mich von Victoriana los und schubst mich auf die andere Seite des Balkons.
    Victoriana schreit beleidigt auf, dann reißt sie sich mit einem Lachen wieder zusammen. »Oh, Bruno, du musst mir meinen Spaß erlauben. Isch bin eine Prinzessin, oder?«
    Er sagt etwas auf Französisch, und es kommt zu einem wütenden Wortwechsel. Bruno dreht sich zu mir um und zeigt auf die Tür. »’usch, ’usch, Schuhjunge!«
    »Nischt bevor isch es sage«, widerspricht Victoriana. Sie zieht mich wieder an sich, und ich denke, das wird jetzt ein weiterer leidenschaftlicher Kuss, ein gefährlicher Kuss, da Bruno zusieht. Aber statt meiner Lippen sucht sie mein Ohr. Sie flüstert: »Isch weiß, du wirst mir ’elfen. Bitte.«
    Bruno befördert mich unsanft zur Tür der Suite hinaus und bringt mich zum Aufzug. Er drückt auf den Knopf, stößt mich hinein und wartet, bis sich die Tür schließt. Auf dem Weg nach unten spüre ich den Schuh in meiner Hand und die Geldscheine in meiner Tasche überdeutlich.
    Als ich in der Lobby ankomme, verziehe ich mich auf die Herrentoilette, wo ich in der Kabine das Geld zähle.
    Fast hätte es mich beim Ergebnis umgehauen.
    Zehntausend Dollar.

9
    Ich sorge dafür, dass Ryan mein lippenstiftverschmiertes Gesicht sieht, als ich ihm sein Shirt zurückgebe.
    »Lügner«, sagt er. »Das hast du selbst draufgeschmiert.«
    »Das ist ihrö Farbö«, erwidere ich lachend.
    Den Rest des Nachmittags verbringe ich in einer Art Trance und höre gar nicht richtig zu, als mir irgendein Typ die traurige Geschichte von seinem ruinierten Loafer erzählt. Ich bin zu sehr damit beschäftigt, über die zehn Mille in meiner Tasche nachzudenken und zu verdauen, dass ich laut People Magazine gerade einen der schönstenMenschen der Welt geküsst habe. Nach der Arbeit rase ich trotz der Hitze nach Hause, um Mom das Geld zu zeigen.
    Als sie die Geldscheine unter dem Licht prüft und ihren Stift zur Falschgelderkennung einsetzt, fragt sie: »Hast du es gestohlen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Natürlich nicht. Ich weiß, dass du nicht klaust. Aber woher …?«
    Ich erzähle ihr die ganze Geschichte, einschließlich der Tatsache, dass ich beschlossen habe, es nicht zu machen.
    Als ich fertig bin, erwidert sie eine ganze Zeit lang nichts und fächelt sich mit einer Zeitschrift Luft zu. Ich will schon sagen, dass sie das Ganze vergessen soll. Wir werden ein andermal darüber sprechen. Aber dann sagt sie: »Ich finde, du solltest es tun.«
    »Was?« Ich war mir sicher, sie wäre wie ich der Meinung, dass ich Victoriana nicht auf diese Weise ausnutzen kann. Dass sie wie ich Skrupel hätte. Warum haben immer nur Leute, die kein Geld haben, Skrupel? Haben wir kein Geld, weil wir Skrupel haben? »Du findest wirklich, ich sollte das Geld nehmen, obwohl klar ist, dass ich den Prinzen nicht finden werde?«
    Victorianas Schuh ist in meinem Rucksack, der immer noch über meiner Schulter hängt, und ich spüre, wie sich der Absatz in meinen Rücken bohrt.
    »Nein«, sagt Mom. »Ich finde, du solltest das Geld nehmen und nach dem Prinzen suchen.«
    »Wo ist da der Unterschied? Sie glaubt, ihr Bruder sei in einen Frosch verwandelt worden. Sie ist verrückt.«
    »Vielleicht ist sie nicht ganz so verrückt. Vielleicht hat sie nur Vertrauen. Vielleicht muss sie an etwas glauben, auch wenn alle Hoffnung verloren scheint.«
    Darum geht es also: Dad. Mom glaubt wirklich, dass er eines Tages zurückkommen wird.
    »Das Mädchen hat seine Hoffnungen.« Mom wirft einen Blick auf das Hochzeitsfoto auf dem Tisch. »Wer sagt, dass es keine Magie gibt?«
    »Wer das sagt? Noch mal: Wir reden hier von Froschkönigen, wie im Märchen.« Aber auch wenn ich Einwände bringe – Tatsache ist, dass ich es tun will, nicht nur des Geldes wegen, obwohl zehn Mille eine ganze Menge Probleme lösen würden. Mit zehn Mille würde ich schon bald wieder in klimatisiertem Komfort sitzen. Wir könnten viele Gläubiger loswerden und mit den anderen eventuell Zahlungspläne aushandeln. Aber darüber hinaus wäre es

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