Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
Vom Netzwerk:
reich. Sie zu heiraten würde eine ganze Menge Probleme lösen, auch wenn sie nicht mehr ganz dicht ist.
    Victoriana macht eine wegwerfende Handbewegung, als wäre mein Einwand nicht von Bedeutung. »Isch bin eine Prinzessin. Aloria ist ein Paradies, neben dem dieser Ort aussieht wie eine Müll’alde. Mein Ehemann müsste sisch niemals mit den Sorgen und Nöten des gemeinen Volkes herumschlagen. Er ’ätte Freuden, von denen die meisten Männer nur träumen können.« Sie greift in ihr Kleid, und ich denke schon, sie würde mir jetzt einige dieser Freuden zeigen. Aber stattdessen zieht sie ein dickes Bündel Scheine heraus. Hunderte. »Für die Suche. Du kannst noch mehr ’aben, wenn du brauchst.«
    »Ich könnte nie …« Ich starre auf das Geld, dann auf sie. Das Geld. Sie. Ich könnte. »Warum solltest du mich heiraten wollen?«
    »Du scheinst nett zu sein. Außerdem sollte isch vielleischt irgendjemanden ’eiraten. Wenn isch ver’eiratet bin, wird misch Prinz Wolfgang in Ruhe lassen.«
    Nicht sehr schmeichelhaft. Trotzdem sage ich: »Ich muss meine Mutter fragen.« Das ist der Standardsatz, den ich als Kind immer abgespult habe, wenn ich etwas nicht tun wollte. Ich hab’s dann einfach auf Mom geschoben.
    Sie nickt. »Isch wusste, du bist ein guter Junge. Dubrauchst Zeit, um darüber nachzudenken, ob du einem armen Mädschen ’elfen willst, ihre Familie zu vereinen und sie aus den Fängen eines bösen Prinzen zu retten. Des’alb gebe isch dir einen Tag Zeit. Dann werden wir uns wieder treffen.«
    »Treffen? Wie?«
    Sie zieht eine feuerwehrrote Jimmy-Choo-Sandale unter ihrem Sessel hervor. Ich schaue zu, wie sie so stark am Riemen zieht, dass er reißt. Niedergeschlagen starrt sie darauf.
    »Mein Lieblingsschuh – er ist kaputt.« Sie seufzt. »Wenn du bereit bist, misch zu spreschen, dann gibst du ihn meinem Bodyguard, um misch wissen zu lassen, dass du die Suche übernimmst.«
    »Was, wenn nicht?«
    Sie ignoriert meine Frage. »Wenn du es machst, werde isch in derselben Nacht um zwei Uhr meine Suite öffnen. Bruno wird schlafen, und du kannst ’ereinkommen und die magischen Gegenstände ab’olen.«
    Magische Gegenstände? »Magische Gegenstände? Du meinst so etwas wie einen Zauberstab? Oder eine verfluchte Halskette, die ich meinen Feinden schenken kann?«
    Sie lacht. »Du glaubst mir wohl nischt. Du ’ältst misch für ein dummes, bescheuertes Mädschen.«
    Ja. »Nein! Du bist völlig bei Verstand. Ich meine, klug … ich meine …«
    »Isch sehe disch, weißt du? Jede Nacht arbeitest du in deinem kleinen Laden. Und isch sehe auch, dass du dischimmer umschaust, dass du nach etwas Aufregendem suchst, irgendetwas, worüber du dein Leben vergessen kannst. Des’alb arbeitest du abends so lange. Um misch zu sehen.«
    »Um dich zu sehen? Nein. Ich arbeite so lange, weil ich Schuhe reparieren muss. Viele Schuhe.«
    »So viele Schuhe? Isch glaube kaum. Isch glaube, die Geschäfte laufen nischt gut.«
    Mir wird klar, dass sie klüger ist, als ich ihr zugetraut hätte, obwohl sie verrückt ist.
    Ich seufze. »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Wenn du schon darüber nachdenkst, kannst du auch gleisch über das ’ier nachdenken.« Sie steht auf und zieht mich heftig an sich. Dann küsst sie mich, fährt mir dabei mit den Fingern durch die Haare und lässt die Hand tiefer gleiten, um Ryans Hollister-Poloshirt zu zerknüllen. Unter uns dröhnt der Ozean im gleichen Rhythmus, in dem mein Herz klopft – wie das Schlagzeug in einem Hiphop-Song. Die Möwen schreien. Schließlich tritt sie zurück. »Sei mein ’eld, Johnny.«
    Ihr Lippenstift ist verschmiert. Ich wette, auf meinem Gesicht auch. Mir wird klar, dass sie das mit Absicht gemacht hat, damit die Bodyguards glauben, wir hätten herumgeknutscht und nicht etwa besprochen, wie ich bei einem verrückten zalkenbourgischen Fluch Hilfe leisten kann. Sie benutzt mich. Und es gefällt mir.
    Als ich endlich wieder sprechen kann, sage ich: »Uuh … ich werde darüber nachdenken.«
    »Vergiss das ’ier nischt.« Sie hält das Geld hoch, dann stopft sie es mir in die Hosentasche. Ich erschauere, als ihre Hand mein Bein berührt.
    »Was ist, wenn ich es nicht tue?«, frage ich, obwohl ich ihren Kuss auf meinem Mund spüre, das Bündel Geldscheine in meiner Tasche und ihre Berührung, die immer noch Schwingungen durch meinen Körper sendet. Sie hat recht. Ich will es tun, ganz egal, wie durchgeknallt sie ist. Es würde alle meine Probleme lösen. Ich wünschte, es

Weitere Kostenlose Bücher