KISSED
nicht wollen? Ich brauche Geld. Geld, um zur Schule zu gehen, mein eigenes Geschäft aufzumachen und mich um Mom zu kümmern. Wenn ich dafür die Prinzessin heiraten muss, heirate ich die Prinzessin. Außerdem …«
»Außerdem was?«
»Außerdem ist sie schön.«
Der Fuchs nickt. »Ja, Schönheit hilft immer. Ich hatte auch eine schöne Frau.« Er schweigt einen Augenblick. Ich lasse ihn nachdenken. Schließlich sagt er: »Also gut. Ich gebe dir eine Chance.«
»Wirst du mir helfen?«
»Ich sagte, ich gebe dir eine Chance. Aber bevor ich dir helfe, musst du eine Prüfung bestehen.«
»Was für eine Prüfung?«
»Du musst dich würdig erweisen. Das Erste, was du tun musst, ist, in das Gasthaus hinter diesem Container zu gehen und dort die Nacht zu verbringen.«
Mir fällt die Kneipe mit den abschreckend aussehenden Typen wieder ein, die mich zu ihrer Frau machen wollten. Ich weiß nicht, ob ich dort noch willkommen bin, vor allem mit Abfall bedeckt. Aber ich habe keine Wahl. »Klar.«
»Aber glaub nicht, dass du mich zum Narren halten kannst. Es gibt zwei Hotels hier. Eines davon ist ein hübsches Bed and Breakfast, es ist sauber und gemütlich. Das andere ist das Motel, das du gesehen hast. Du musst die ganze Nacht in dem weniger einladenden Motel bleiben, um dein Ziel zu erreichen.«
»Verstanden.«
»Morgen kommst du dann zurück, und ich gebe dir die Informationen, die du brauchst.«
»Okay.« Ich warte darauf, dass er noch etwas sagt. Doch er sitzt einfach nur da. Schließlich sagt er: »Geh jetzt.«
»Oh.« Ich raffe meinen Umhang zusammen und gehe.
Ich laufe seitlich an dem Gebäude vorbei, bis ich die Eingangstür sehe. Es ist zehn Uhr, und die Sonne steht schon hoch am Himmel, was das Motel noch schäbiger aussehen lässt als vorhin. Motorräder und ein paar Rostlauben stehen davor, in einer von ihnen schläft jemand auf dem Beifahrersitz. Schlafen. Ich hätte auch nichts dagegen, ein wenig Schlaf zu bekommen. Vielleicht kann ich früher einchecken. Nach der langen Nacht stehen meine Augenlider beim Gedanken daran schon fast auf Halbmast.
In der Ferne sehe ich das andere Gasthaus. Wie Todd gesagt hat, ist es ein Bed and Breakfast, eines dieser großen Häuser mit Blechdach, die für Key West typisch sindund in denen meine Mutter immer gern übernachtet hätte. Emily’s Butterfly House heißt es, und tatsächlich flattern Schmetterlinge um rote und violette Blumen.
Aber der Fuchs hat gesagt, ich muss in dem heruntergekommenen Hotel übernachten, und ich werde gehorchen. Gerade will ich mich umdrehen, als ich bemerke, wie sich noch etwas anderes zwischen den Blumen bewegt.
Es ist ein Frosch.
Nur ein Frosch. Irgendein dahergelaufener Frosch, nicht mein Frosch.
Aber warum nicht mein Frosch? Ich mache einen Schritt auf ihn zu, und dann noch einen. Der Frosch bewegt sich nicht. Ich hefte meinen Blick auf ihn, weil ich Angst habe, er könnte verschwinden, wenn ich aufhöre, ihn anzuschauen.
»Philippe!«, rufe ich.
Er reagiert nicht. Ich mache noch einen Schritt, beuge mich vor, und da sehe ich es: einen roten Streifen auf dem Kopf des Frosches.
Geschafft. Ich habe gewonnen. Ich brauche den Fuchs nicht oder das Motel oder sonst was. Man wird nicht auf mich schießen. Ich brauche nur den Frosch zu fangen, und das kann ja jedes Kind. Ein einziges Mal in meinem Leben ist etwas einfach!
Ein Tier fängt man am besten mit einem Handtuch oder einer Decke. Ohne den Blick von dem Frosch abzuwenden, greife ich in meinen Rucksack und ziehe den Umhang heraus.
Der Frosch rührt sich nicht.
Ich mache einen Schritt auf ihn zu, und dann noch einen, wobei ich ihn nicht aus den Augen lasse. Ich erkenne die Warze, den roten Fleck. Das ist mein Frosch. Ich will auf ihn zurennen, aber ich beherrsche mich. Der Frosch bewegt sich immer noch nicht. Er traut mir. Ich kann ihn gar nicht verscheuchen.
Endlich bin ich fast nah genug, um den Umhang über ihn zu werfen.
Noch ein letzter Schritt.
Der Frosch hüpft auf die Treppe des Bed and Breakfast.
Nein. Nein! Nicht davonhüpfen. Aber ich bleibe ruhig. Er sitzt auf der ersten Stufe. Es gibt drei. Ich versuche, nicht an den Kriechkeller unter dem Haus zu denken. Wenn er zwischen den Stufen hindurchschlüpft, werde ich da unten nach ihm stöbern müssen.
Ich bewege mich vorwärts. Ruhig. Ruhig.
Der Frosch hopst auf die zweite Stufe.
Nein!
Ruhig. Ruhig.
Ich mache wieder einen großen Schritt. Es erinnert mich daran, wie ich mit Meg immer »Kaiser, wie viel
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