Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
Vom Netzwerk:
sage ich: »Na ja, darauf stehen ist irgendwie das falsche Wort.«
    »Aber du hast diesen hier gezeichnet, stimmt’s?« Als ich nicke, sagt sie: »Sorry, aber meine Familie war im Schuhreparaturgeschäftin South Carolina, und manchmal …« Sie wendet sich ab, und ich höre, wie sie ins Stocken gerät, als sie sagt: »Manchmal vermisse ich es irgendwie.«
    Ein tolles Mädchen, das etwas von Schuhreparatur versteht? Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit? »Warum bist du von dort weggegangen?«
    »Meine Familie macht harte Zeiten durch, deshalb schickten sie mich hierher, um bei meinem reichen Onkel Sam zu leben.«
    Reicher Onkel Sam? Dieser Typ?
    »Aber ich vermisse meine Familie so sehr«, sagt sie. »Vor allem meine große Schwester. Sie bekommt bald ein Baby. Ich wünschte, ich könnte sie wenigstens besuchen, aber ich habe kein Geld für das Busticket, und ein Auto habe ich nicht.«
    »Tut mir leid. Ich bin auch weg von zu Hause. Ich weiß, wie schwer das ist.«
    Sie wischt sich eine Träne ab. »Ich sollte dich nicht mit meinen dummen Problemen nerven.« Ihr Arm streift meinen. »Aber würde es dir etwas ausmachen, wenn ich mir deine Zeichnung anschaue? Sie erinnert mich an zu Hause.«
    »Klar. Es ist nichts Besonderes. Eines Tages will ich richtig teure Schuhe entwerfen, wie Ferragamo.«
    »Oh, zu Hause haben wir so etwas nicht. Ich komme aus einer Kleinstadt. Bevor ich hierhergekommen bin, habe ich noch nie von jemandem gehört, der Schuhe hat, die teurer sind als vierzig Dollar.«
    »Mama sagte immer, Schuhe können dir über einen Menschen ganz schön viel erzählen«, zitiere ich aus dem Film Forrest Gump. »Wohin sie gehen, wo sie gewesen sind.«
    Sie lacht. »Woher kommst du?«
    Ich schaue auf ihre Schuhe hinunter, Flipflops ganz ohne Senkfußeinlage. Etwas sagt mir, dass ich lügen sollte, auch wenn sie so hübsch und süß aussieht. »Ah, New York. Ich bin auf der New York University.« Ich denke, ich bin alt genug, um als Collegestudent durchzugehen.
    »Wow! College-Boy! Deshalb hast du auch diese Yankees-Mütze auf.« Sie will sie mir abnehmen. Ich sollte das nicht zulassen, aber ich tue es. Sie ist schön. »Du bist echt süß.«
    »Du auch.« Mir dämmert, dass dieses Mädchen, dieses unglaublich tolle Mädchen, an mir interessiert ist. Nicht wie Victoriana, die mich nur will, weil ich ihr helfe, sondern wirklich interessiert.
    »Ich heiße Norina. Und du?«
    »John.«
    »John, möchtest du heute Abend mit mir ausgehen?«
    Ich will gerade nicken, aber dann fällt mir ein, dass ich heute Abend hierbleiben muss. Die ganze Nacht. Und ich muss den Vogel klauen. Vielleicht kann ich mit ihr ausgehen und dann zurückkommen. Nein. Ich bin gestern Abend schon in die Falle getappt. Das kann ich nicht noch mal riskieren. »Sorry, ich kann heute Abend wirklich nicht weg.«
    Schmollend sieht sie mich an, und ich füge hinzu: »Esist nicht so, dass ich nicht will. Ich muss morgen nur einfach superfrüh aufstehen.«
    Sie zuckt mit den Achseln. »Schon gut. Du schuldest mir keine Erklärung. Es ist nur …« Sie schaut wieder auf meine Zeichnung. »Ich fühlte mich einsam, und ich dachte, es wäre schön, wenn jemand da wäre.«
    Ich habe eine Eingebung. »Wie wär’s mit morgen? Da könnten wir uns sehen.«
    Mit ein bisschen Glück bin ich morgen weg und verfolge den Frosch. Doch wenn ich immer noch hier sein sollte, wäre es nicht schlecht, mit einem gut aussehenden Mädchen herumzuhängen.
    »Klar«, sagt sie. »Ich sollte jetzt gehen.«
    Und dann verlässt sie das Zimmer.
    Ich esse das Huhn und die Pommes und lasse den widerlich aussehenden Krautsalat liegen. Zuerst habe ich vor zu warten, bis Norina zurückkommt, um den Teller zu holen, damit ich sie wiedersehen kann. Aber dann wird mir klar, dass das eine katastrophale Idee wäre. Ein zweites Mal könnte ich der Versuchung nicht widerstehen. Deshalb stelle ich den Teller vor der Tür ab. Trotzdem spähe ich in den Flur, um zu sehen, ob sie da ist. Ist sie nicht. Niemand ist da.
    Nach dem Essen schalte ich das Licht aus, ziehe mir den Stuhl ans Fenster und schaue hinaus. Draußen ist es noch nicht richtig dunkel, aber es ist nichts los. Ein paar Autos auf dem Parkplatz und ein Motorrad, aber nicht das Motorrad. Ich beobachte, wie Norina eineTüte Abfall zum Müllcontainer bringt und etwas auf einen Pappteller legt. Sie ist also diejenige, die Todd füttert.
    Sie blickt zu meinem Fenster hoch, und ich glaube, sie sieht mich trotz der Dunkelheit. Ich ziehe den

Weitere Kostenlose Bücher